äußerster Zurückhaltung vorgegangen. Sie erstreckte sich nur
auf Teile der Gewandung1 wie Mantelfutter, Unterkleider,
Mützen, und auch die Zahl der Farben war beschränkt, im
wesentlichen auf blau, rot, moosgrün. Gelb war meist durch
Gold ersetzt, so um das Blond der Haare bei den Engeln, den
Frauen, dem Johannes auszudrücken. Wie die anderen Farben
war auch das Gold mit weiser Oekonomie benutzt, für die
Heiligenscheine, das Lendentuch Christi; hier und da um ein
Schmuckstück, Ketten, Teile der Rüstung hervorleuchten zu
lassen oder um die Zierate an der Architektur etwas zu heben.
Möglicherweise waren auch die Engel durch reichere Anwend-
ung von Gold an ihren Gewändern als Himmelsbewohner vor
den Sterblichen ausgezeichnet.
Wenn nun auch ein wesentlicher Teil des Bildfeldes ohne
Farbenauftrag blieb, war doch die Wirkung, auch die der unbe-
malten Teile, eine farbig-belebte und verstärkte, trotzdem die
Polychromie sich im einzelnen so weit von nüchterner Nach-
ahmung der Wirklichkeit hielt, den durch die Art der Kompo-
sition und der Meißelführung schon bedingten illusionistischen
Eindruck. Die Farbgebung selbst aber war durch das domi-
nieren des hellen Steins außerordentlich licht und zart, doch
fern aller Weichlichkeit und bezeichnend von derjenigen der
über und über in Gold prangenden gleichzeitigen Schnitzaltäre
unterschieden.
1 Das einzige völlig bemalte Kleid ist das Christi bei der Kreuz-
tragung, in Schwartau ein graues Büßergewand und jedenfalls übermalt,
in Schwerin von einem sehr eigentümlichen Rosarot; ob ursprünglich,
wage ich nicht zu entscheiden. Doch möchte ich es nicht für ausge-
schlossen und dann eine Anspielung auf den bevorstehenden Opfertod für
möglich halten (vgl. Jesaias 63, i—3 und Offenbarung Johannes 19, 13).
Auch auf Gemälden und im Osterspiel trägt Christus ein rotes Kleid in
Bezug auf seine Leiden, z. B. im Redentiner Osterspiel ivgl. F. J. Mone,
Schauspiele des Mittelalters, Karlsruhe 1846, II, S. 53), das allerdings erst
aus der zweiten Hälfte des Jahrh. stammt. Vgl. hierzu auch M. Paul,
Sundische und lübische Kunst. Berlin 1914 S. 89 Anm. 2.
auf Teile der Gewandung1 wie Mantelfutter, Unterkleider,
Mützen, und auch die Zahl der Farben war beschränkt, im
wesentlichen auf blau, rot, moosgrün. Gelb war meist durch
Gold ersetzt, so um das Blond der Haare bei den Engeln, den
Frauen, dem Johannes auszudrücken. Wie die anderen Farben
war auch das Gold mit weiser Oekonomie benutzt, für die
Heiligenscheine, das Lendentuch Christi; hier und da um ein
Schmuckstück, Ketten, Teile der Rüstung hervorleuchten zu
lassen oder um die Zierate an der Architektur etwas zu heben.
Möglicherweise waren auch die Engel durch reichere Anwend-
ung von Gold an ihren Gewändern als Himmelsbewohner vor
den Sterblichen ausgezeichnet.
Wenn nun auch ein wesentlicher Teil des Bildfeldes ohne
Farbenauftrag blieb, war doch die Wirkung, auch die der unbe-
malten Teile, eine farbig-belebte und verstärkte, trotzdem die
Polychromie sich im einzelnen so weit von nüchterner Nach-
ahmung der Wirklichkeit hielt, den durch die Art der Kompo-
sition und der Meißelführung schon bedingten illusionistischen
Eindruck. Die Farbgebung selbst aber war durch das domi-
nieren des hellen Steins außerordentlich licht und zart, doch
fern aller Weichlichkeit und bezeichnend von derjenigen der
über und über in Gold prangenden gleichzeitigen Schnitzaltäre
unterschieden.
1 Das einzige völlig bemalte Kleid ist das Christi bei der Kreuz-
tragung, in Schwartau ein graues Büßergewand und jedenfalls übermalt,
in Schwerin von einem sehr eigentümlichen Rosarot; ob ursprünglich,
wage ich nicht zu entscheiden. Doch möchte ich es nicht für ausge-
schlossen und dann eine Anspielung auf den bevorstehenden Opfertod für
möglich halten (vgl. Jesaias 63, i—3 und Offenbarung Johannes 19, 13).
Auch auf Gemälden und im Osterspiel trägt Christus ein rotes Kleid in
Bezug auf seine Leiden, z. B. im Redentiner Osterspiel ivgl. F. J. Mone,
Schauspiele des Mittelalters, Karlsruhe 1846, II, S. 53), das allerdings erst
aus der zweiten Hälfte des Jahrh. stammt. Vgl. hierzu auch M. Paul,
Sundische und lübische Kunst. Berlin 1914 S. 89 Anm. 2.