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Pauli, Gustav
Hans Sebald Beham: ein kritisches Verzeichnis seiner Kupferstiche, Radirungen und Holzschnitte — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 33: Straßburg: J.H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.62106#0015
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Einleitung

Wenn ein grosser Meister der Kunst die Augen schliesst, so
lässt er in seiner Umgebung keinen ebenbürtigen Nachfolger zu-
rück, nur Epigonen, die Erben seiner Geschicklichkeit, nicht
seines Genius. So war es auch in Nürnberg beim Tode Albrecht
Dürers. Kein Name eines Einzelnen kommt uns auf die Lippen,
wenn wir von der Nachfolge Dürers reden wollen, sondern wir
nennen eine Künstlergruppe mit dem wegwerfend klingenden
Namen der Kleinmeister. Gewiss, die Nürnberger Kleinmeister
sind Epigonen, dabei aber in ihrer Art anziehender und be-
deutender als andere ihres Schlages. Zu dem Bilde der deutschen
Kunst haben sie wesentliche Züge beigetragen; sie haben das
Werk Dürers auf ihre Art ergänzt, indem sie Gebiete gepflegt
haben, die ihr grosser Führer nur gelegentlich betreten hatte, das
Sittenbild und die ornamentale Kleinkunst. In diesen beiden
Richtungen wird man ihre historische und aesthetische Bedeutung
immer zu suchen haben. Ein einziger unter ihnen hat höheres
erstrebt, indem er den grossen Stil italienischer Kunst in seine
kleinen deutschen Bildchen hineintragen wollte. Und er hatte, wie
es scheint, den Beruf dazu, denn aus seinen Schöpfungen redet
eine vornehme und grosse Art des Empfindens. Das war Barthel
Beham. Aber sein Werk ist ein Stückwerk geblieben, da ihm
die Aufgabe versagt war, seine Entwürfe in grossen Verhält-
nissen auszuführen. Und sein Ruhm wurde bald überschattet
von dem seines älteren Bruders. Sebald Beham, dem dieses
Buch gilt, war unfraglich eine gewöhnlichere Natur als Barthel.
Eben darum aber stand er dem Verständniss der breiten Masse
 
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