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Winnefeld, Hermann
Altertümer von Pergamon (Band III,2, Text): Die Friese des groszen Altars — Berlin, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.927#0162
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Platten sast alle in der byzantinischen Mauer verbaut waren, keinen Anspruch auf Unterbringung
an dieser Seite, so schließt doch alles, was Ober die Anordnung des Frieses Tonil seftzustelien
war, jede andere Möglichkeit aus. In der an der Ostseite gebliebenen Lücke ilt für die Folge,
die jetzt noch 7,30 m lang ilt, ursprünglich aber mit den nötigen VervolKUindigungcn nach
links und rechts nicht viel weniger als 10 m beansprucht haben wird, kein Raum. Die
Wellscite bietet überhaupt keine Fläche von solcher Ausdehnung. Die Nordseitc konnte nur in
Frage kommen, wenn man die doch immerhin lehr wahrfcheinliche Einordnung der Folgen
n. 22. 23 und 26" ausgeben wollte. Dann müßten mindestens die Folgen n. 22 und 23 an die
Südleite gehören, da weder die 6,55 m lange Folge n. 22 noch die mit der links ersorderlichen
Ergänzung mehr als --, m beanspruchende Folge n. 23 an der Oit- oder Weltleite Platz haben.
Anschlülle oder auch nur wahrscheinliche Zusammenhänge lind aber sür diele Folgen an der
Südseite ebensowenig zu sinden wie sür die Heliosgruppe an der Nordseite; man würde alib
bei solcher Umordnung sür n. 22 und 23 aus die wabiicheinlichen Zusammenhange und den
durch die Fundverhältnilse gegebenen Hinweis verzichten, ohne einen Gewinn sür die Helios-
gruppe zu erreichen. Fs wird dabei zu bleiben haben, daß die Heliosgruppe mit Eos und
Theia in die große Lücke an der Südseite zwischen der Kabirengruppe und der Gruppe des
Uranos gehört, deren Länge von rund 1(1,50 m Geh nur um knapp 2 m vermindert, wenn man
den Anschluß der Folge n. 7 an n. 8 als wahrscheinlich anerkennen will. Fs ill auch gewiß in
l'ich glaublicher, daß der Sonnengott an der Südseite, als daß er an der Nordseite darge-
stellt war.
Gehören aber Kos und Helios an die Südseite, so liegt die Vermutung nahe, daß hier
auch Selcnc dargellcllt gewesen sei, und zwar gestatten die Raumverhältnilse ihre Einfügung
nur zwischen Platte n. 5 und Folge n. 7; denn wx-nn sie zwischen den Folgen n. 3 und n.4
eingelchoben würde, so wäre für den schlangenbeinigcn Giganten, delTen einer Schlangenkops
auf n. (5, 2 erhalten ilt, sür die Flügclsigur hinter n. 6", 3, die Vervollltändigung des Pserdes von
n.4, 1. den Gegner der Theia von n. 5 und die Geltalt, von der ein Flügel aus n, 7. 1 herein-
ragt, unmöglich mehr der nötige Raum zu gewinnen. Für die Anordnung zwischen n. 5
und 7 hat Puchitein, Sitzungsberichte 1889 S. 338, auch eine leidlich besriedigende Deutung
gegeben: die Flügelsrau, die von 11.6,3 nacn n- 7' ' herüberreichen würde, hat er Hetnera
benannt, den Löwenkampser Aither, dessen Stellung in den kosmogonischen Dichtungen aller-
dings eher eine Darltellung als bejahrter denn als jugendlicher Mann erwarten ließe. Aus diele
Art wäre der Raum zwischen Helios und Theia einerseits, Uranos mit Themis, Phoibe und
Asteria anderseits durch ihnen wesenverwandte Gottheiten ausgesüllt; die Südseite wäre in ihrem
weitaus größten Teil das Reich der Tages- und Lichtgottheiten im Gegensatz zum Reich der
Nacht und der Sterne, das Puchitein an der Nordseite gefunden hat. Freilich ilt die Deutung
der Nordseite zu unlieber, als daß sie der entsprechenden Erklärung der Südseite als Stütze dienen
und ein Gegengewicht abgeben könnte gegenüber den Bedenken und Schwierigkeiten, die der
Vereinigung aller der Südleite zugewiesenen Platten entgegenllehen.
Diele Schwierigkeiten würden lieh durch Ausschaltung von Folge n. 6 vermeiden lallen. Für
diese Gruppe mit 2,90 m Länge wäre der Platz in der Lücke der Oltseite ausreichend. Selene,
diu man sreilich ungern von Eos und Helios trennt, würde immerhin auch in die Gesell-
schast von Hekate und Artemis und deren Mutter und Bruder passen; der ihr voran-
schreitende Gigant würde dem bogenlchießenden Apollon ebenso gegenübertreten wie der
Gegner der Artemis der mit dem Bogen kämpsenden Göttin; die Bildung des Schlangen-
kopses unter dem Pferde der Selene läßt sich mit dem vereinigen, was vom Schlangenbein
eines Giganten aus der Platte n. 11,2 und den Reiten ihrer rechten Nebenplatte erhalten
ist; die von der Mitte nach Süden sprengende Reiterin würde in der Gesamtkomposition des
Ostsrieics ein gewilses Gegengewicht gegen das nach Norden galoppierende Viergespann bilden;
zwischen ihr und Hera bliebe zur Not noch ausreichender Raum sür eine weitere Kamps-
 
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