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Winnefeld, Hermann
Altertümer von Pergamon (Band III,2, Text): Die Friese des groszen Altars — Berlin, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.927#0168
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ruht aus einem hohen zylindrischen Untersatz, dessen unterer Teil verloren, die Zylinderssäche
größtenteils abgespüttert ilt; das Krönungsprosil ist erhalten; bis zu dessen oberem Rande reicht
rechts eine große, ganz sormloie Bolle empor, der links etwas Ähnliches nicht entsprochen hat.
Dafür befindet sich links am Fußprofil des oberen Postaments eine Anarbeitung oder Ansatz-
spur, neben der noch etwas glatter Reliesgrund Achtbar ill. Es muß also von links her etwas
vom Grund völlig Geiöites, etwa eine sreihängende Gewandfalte, angestoßen haben. Über diesem
Stückchen Reliesgrund eine schräg vorspringende Fläche, entweder auch von einer Gewandsalte
oder — lehr viel unwahrscheinlichcr — von dem Lorbeerbaum herrührend, von dem ein
Zweig rechts oberhalb des Götterbildes sichtbar ilt, während andere aus dem Mark abgesplitterten
Teil der Platte über und links neben der Statuette vorhanden gewesen sein können. Die Sta-
tuette hatte rechtes Standbein, linkes Spielbein, den linken Fuß ganz wenig zurückgesetzt.
Vollltändig erhalten, aber ganz verwittert lind nur die Füße, von den Beinen sind nur Bruch-
ssächen da mit dem äußern Umriß des linken vom Knie bis etwas oberhalb der Hüste. Die
Statuette hatte etwa ein Drittel der Höhe der handelnden Figuren.
Von rechts tritt heran ein bärtiger Mann in reicher Gewandung, den Blick zum Gott
erhoben und die rechte Hand emporgesireckt, so daß die Innenssäche dem Gott zugewendet
ill — nur der Umriß des Handrückens und die Kerbe an der Daumenwurzel ilt erhalten, genug,
um erkennen zu lallen, daß nicht etwa die Hand den Lorbeerzweig gehalten haben kann —;
der linke Oberarm war gelenkt, die linke Hand muß entweder in Brusthöhe oder an der linken
Hüste einen Gegenstand gehalten haben, in dem man den Reit eines Schwertes erkennen möchte,
und diele Deutung wird dadurch empsohlen, daß von links oben, also aus der Richtung von
der rechten Schulter, ein breites Band (Wehrgehänge) vorn über die Scheide herabhängt, nur
oben erhalten, weiterhin abgeltoßen. Die Kleidung des Mannes beitcht aus einem Untergewand,
von dem nur der lange enge rechte Ärmel noch lichtbar ilt, einem hochgegürteten Chiton mit
Überfall und dickumsäumten Armlöchern und einem Mantel. Dielcr bedeckt die linke Körper-
seitc, so daß die Falten des Chiton durch den Mantelltosf hindurch sichtbar-sind, kommt an
der rechten Körperleite, von Hüsthöhe bis zur Kniehohe reichend, zum Vorschein und zieht
mit eingerolltem oberen Rande sich rasch bis zur Gegend des Schwertgrifses hin zulammen.
Rechts daneben sällt ein langer schmaler Zipsel, anseheinend von der Schulter kommend, bis
auf den Rücken des knienden Dieners herab. Die rasche Zusammenziehung der vorn den
Körper überschn eidenden Mantelpartie macht wahrscheinlich, daß diele nicht bis zur linken
Schulter hinausgesührt, londern irgendwie von der linken Hand oder dem linken Unterarm ge-
halten war. Ilt das richtig, so kann die Hand nur ganz oben am Schwert gelegen haben, und
die Bruchttellc am untern Ende des erhaltenen Teiles der Schwertseheide rührt nur von Be-
ltoßung her; möglicherweise gehört hierher ein nicht anpassendes Bruchstück mit einer Hand,
die einen SchwertgrilT derart umsaßte, daß der Zeige- und Mittelsinger sich über den Knaus
legen (Abb. 72). Das Haupthaar iit längs der Stirn seitwärts gellrichen und
von einer schmalen Schnur umzogen, unterhalb deren es im Nacken ausgerollt
iit, während einzelne lange Locken über die linke Schulter und den Rücken
niedersallen. Der Bart ill durch tiese Bohrlinien in wenige lange Locken ge-
gliedert. Vom Kops war der vordere Teil abgebrochen und in mehrere kleine
Stücke zersplittert; es sehlt jetzt gänzlich die Nase und die rechte Hallte des
Abb.72 Mundes; nach dem mächtigen Vorsprung des oberen Randes der Augenhöhlen
muß die Nase lehr weit vorgeragt haben.
Der untere Teil dieses Mannes wird verdeckt durch einen knienden Diener in kurzem
ärmellosen Chiton, der mit glattem Band gegürtet ilt, und einem aus der linken Schulter ge-
hesteten Mantel, der so über den Rücken niedersällt, daß die ganze linke Seite des Mannes
unbedeckt bleibt. Der Diener hat lieh aus das linke Unterbein niedergehockt, das rechte Knie
ill angezogen, und gerade aus der Verlängerung des rechten Oberl'chcnkels, dessen äußeren
 
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