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Des Cochläus Hinweis auf die ,,humanis tischen“ Autoren 135
(ca. 317-90 n. Chr.). Faber ist der seinerzeit viel gerühmte französische
Humanist und Reuchlinfreund, der Übersetzer der Bibel ins Französische
Jacques le Fevre d’Estaples (Jacobus Stapulensis, ca. 1455-1536). Ermolao
Barbaro (1454-93 oder 1495), zuletzt Patriarch von Aquilefa (Chevalier 1425),
gleich seinem Oheim Francesco Barbaro aus Venetianer Patriziergeschlecht,
hatte wie dieser einen sehr gefeierten Namen als Humanist. Fabers Paraphrase
ist eine Umschreibung, meist gekürzt, aber auch mit Zusätzen, jedenfalls keine
eigentliche Übersetzung des aristotelischen Originaltextes, daher wir auch bei
Cochläus eine ganz andere Einteilung der (von ihm allein berücksichtigten)
ersten drei Bücher finden als in späteren Textausgaben, z. B. in den Opera
omnia graeca et latina des Aristoteles, Tom. I, Paris 1654.
3 Cochläus war seit Mai 1511 in Nürnberg, s. Nr. 188 Anm. 1. In der Wid-
mung an Kreß zu seinem Mela schreibt er, daß er den Kommentar zur
Meteorologie des Aristoteles Anfang Oktober 1511 etwa vollendet habe.
4 Hier wie sonst sind als die Gegner des Cochläus die Anhänger des alten
scholastischen Lehrbetriebs gemeint.
5 Daß auch Varro und Plinius, doch wohl der ältere, hier wie in der Wid-
mung an Kreß als Philosophen bezeichnet werden, ist befremdend, hängt aber
mit des Cochläus (und wohl überhaupt seiner Zeit) ganzen Auffassung der
Philosophie zusammen, der er am Schluß der Meteorologie in seinem Corol-
larium morale contra opes pro sapientia (Bl. 91-94) ein Loblied singt. Von
Varro besaß P. ,,de lingua latina“, Rom, s. a., von Plinius (aber dem jün-
geren/) seine Epistolae, acht (l) Bücher, Vened. s. a., von Seneca außer seinen
Opera philosophica, Vened. 1490, die Tragödien, Ferrara 1484. Vier Seiten
davon hatte er mit eigener Hand seinem etwas defekten Exemplar angefügt, s.
Emile Offenbacher, La bibliotheque de W. P. (La biblioßlia XL, 1938), passim.
Martianus Capella, der um 400 n. Chr. eine in Prosa und Versen wechselnde
Enzyklopädie der sieben freien Künste (De nuptiis philologiae et Mercurii)
verfaßte, die im Mittelalter sehr beliebt war, ist in P.s Bibliothek unter den
gedruckten Büchern nicht bezeugt, lag auch wohl nicht in seinem Studien-
bereich.
6 Die genannten neueren ,,Philosophen“ (besser: Humanisten) fehlen in P.s
Bibliothekskatalog bei Offenbacher (vgl. Anm. 5), was aber natürlich kein ge-
nügender Beweis dafür ist, daß P. ihre Schriften nicht besaß, und noch weniger
dafür, daß er sie nicht gelesen hat. Ein körperliches Sehen ist mit dem ,,vidisti“
wohl kaum gemeint, bei Leonardo Bruni von Arezzo (gest. 1444) und bei dem
aus Konstantinopel stammenden Griechen Johannes Argyropulos (gest. 1486
in Rom) ja auch völlig ausgeschlossen. Picus ist der ältere, gest. 1494. Über
Hermolaus Barbarus s. Anm. 2.
7 Alexander de Villa Dei (Villedieu in der Normandie), geb. ca. 1170,
Minorit, gestorben sehr alt, beherrschte bekanntlich mit seinem in leoninischen
Hexametern abgefaßten, in vier Partes geteilten Doctrinale den lateinischen
Sprachunterricht des späteren Mittelalters (Ausgabe von Reichling mit aus-
führlicher Einleitung von Kehrbach in den Monumenta Germaniae paeda-
gogica XII (1893). Noch im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts zeigen die
 
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