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Das Velabrum und Argiletum. 7
standen; in beiden wird eine alte Bildsäule erwähnt, und
zwar das Bild des Janus Geminus von der Beschaffenheit,
dass seine Finger die Zahl der 365 Tage anzeigten, *)
während die auf dem Forum noch zu Procopius' Zeit bestand.
Dass dem so war, dass es zwei fast gleich alte und gleich
heilige Tempel des Gottes gab, ja dass derselbe in jedem
zwei Gesichter zeigte, erklärt sich aus dem Doppelwesen
des römischen Staates und seiner ältesten Einrichtungen.
Servius **) sagt ausdrücklich, nach dem Bündnisse zwischen
Romulus und Tatius habe man eine Bildsäule des Janus mit
zwei Gesichtern errichtet, „gleichsam nach dem Bilde der
beiden Völker," und demzufolge musste der alte, einheimisch
latinische Gott Gesicht und Namen des sabinischen Local-
gottes annehmen und hiess Janus Quirinus oder Ouirini. ***)
Diess war das der Vereinigung geweihte latinische Heilig-
thum, welches den Zugang zu der gemeinschaftlichen Burg
des Capitols von der dem Palatin zugewandten Seite hütete.
Aber auch die Sabiner mussten ein ähnliches und mit ihm
einen Aufgang auf die Burg besitzen, und das ist der Grund,
warum Numa den andern Tempel, des doppelten Janus (Janus
Geminus), gebaut haben soll. Derselbe stand an dem nach
ihm so benannten Janualischen Thore s) und, wie wir oben
gesehen haben, am Argiletum nach dem Marcellustheater
hin: es ist also klar, dass das Capitol von Alters her von
dieser Seite einen Aufgang hatte. Das Janualische Thor
befand sich aber nicht, wie das ebenfalls der Tiber zuge-
wandte Carmentalische, im Umkreise der Mauer des Servius, ss)
*) Plin. h. n. XXXIV. 7.
**) zu Virg. Aen. XII. 198, vgl. zu I. 294 und Nieb. Röm. Gesch.
Bd. I. S. 324 (3. Aug.)
***) Wie populus Romanus Quirites und Quiritium. Das Asyn-
deton geht in den Genitiv über.
s) Varro L. L. V. 165. Es scheint mir nur gezwungen diese
Stelle von Müller und Bunsen auf ein Thor der Stadt des Ro-
mulus auf dem Palatin bezogen zu werden, von wo bis zu dem
Janus Quirini, woran Bunsen Beschr. v. R. Bd. I. S. 144
denkt, doch noch ein weiter Weg ist. Ferner scheint die
Angabe Varro's doch dieselbe mit Liv. I. 19 zu seyn.
ss) Varro L. L. V. 164,
Das Velabrum und Argiletum. 7
standen; in beiden wird eine alte Bildsäule erwähnt, und
zwar das Bild des Janus Geminus von der Beschaffenheit,
dass seine Finger die Zahl der 365 Tage anzeigten, *)
während die auf dem Forum noch zu Procopius' Zeit bestand.
Dass dem so war, dass es zwei fast gleich alte und gleich
heilige Tempel des Gottes gab, ja dass derselbe in jedem
zwei Gesichter zeigte, erklärt sich aus dem Doppelwesen
des römischen Staates und seiner ältesten Einrichtungen.
Servius **) sagt ausdrücklich, nach dem Bündnisse zwischen
Romulus und Tatius habe man eine Bildsäule des Janus mit
zwei Gesichtern errichtet, „gleichsam nach dem Bilde der
beiden Völker," und demzufolge musste der alte, einheimisch
latinische Gott Gesicht und Namen des sabinischen Local-
gottes annehmen und hiess Janus Quirinus oder Ouirini. ***)
Diess war das der Vereinigung geweihte latinische Heilig-
thum, welches den Zugang zu der gemeinschaftlichen Burg
des Capitols von der dem Palatin zugewandten Seite hütete.
Aber auch die Sabiner mussten ein ähnliches und mit ihm
einen Aufgang auf die Burg besitzen, und das ist der Grund,
warum Numa den andern Tempel, des doppelten Janus (Janus
Geminus), gebaut haben soll. Derselbe stand an dem nach
ihm so benannten Janualischen Thore s) und, wie wir oben
gesehen haben, am Argiletum nach dem Marcellustheater
hin: es ist also klar, dass das Capitol von Alters her von
dieser Seite einen Aufgang hatte. Das Janualische Thor
befand sich aber nicht, wie das ebenfalls der Tiber zuge-
wandte Carmentalische, im Umkreise der Mauer des Servius, ss)
*) Plin. h. n. XXXIV. 7.
**) zu Virg. Aen. XII. 198, vgl. zu I. 294 und Nieb. Röm. Gesch.
Bd. I. S. 324 (3. Aug.)
***) Wie populus Romanus Quirites und Quiritium. Das Asyn-
deton geht in den Genitiv über.
s) Varro L. L. V. 165. Es scheint mir nur gezwungen diese
Stelle von Müller und Bunsen auf ein Thor der Stadt des Ro-
mulus auf dem Palatin bezogen zu werden, von wo bis zu dem
Janus Quirini, woran Bunsen Beschr. v. R. Bd. I. S. 144
denkt, doch noch ein weiter Weg ist. Ferner scheint die
Angabe Varro's doch dieselbe mit Liv. I. 19 zu seyn.
ss) Varro L. L. V. 164,