Metadaten

Kunst-Auktionshaus G. Adolf Pohl <Hamburg> [Hrsg.]
Versteigerung einer Sammlung Gemälde alter und moderner Meister aus Hamburger Privatbesitz und aus dem früheren Bestande der Hamburger Kunsthalle: einer Sammlung Porzellane des 18. und 19. Jahrhunderts, Miniaturen, Münzen, Brief- und Stempelmarken, Silbergerät und Schmucksachen, Marmorfiguren und Bronzen, alte Fayencen, Altertümer aller Art, ferner 4 Gobelins des 16. und 17. Jahrhunderts und viele Stilmöbel, Perserteppiche und Orientwaren; Versteigerung am 25., 26., u. 27. Januar 1921 — Hamburg, 1921

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.33116#0009

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 7 —

Vier echte Oobelins werden in der Ausstellung gezeigt, alle von ausgezeich-
neier Qualiiäi und Erhaltung. Das äitesie und wertvollste Stück diirfte um 1550
entstanden sein, die beiden anderen flanderischen sind etwa hundert jahre jünger,
während der letzie ein Erzeugnis der Königlich-Französischen Fabrik, die von
Gebrüder Oobelins begründet, vom Staate übernommen wurde und gegen Miite
des achtzehnien jahrhunderts die Kostbarsten und farbenprächtigsten Stücke
herausbrachte.

Es ist schwer, auch nur die schönsten und wertvollsten Dinge aus den an~
deren Sammelgebieien herauszugreifen. Es ist eigentlidi alles vorhanden. was
Herz und Auge des Kenners und Liebhaber erfreut: Schöne Miniaturen, kostbare,
reich vergoldete Uhren, Waffen, eine grössere Glas-Sammlung mit schönsten
Proben besonders von alten geschliffenen böhmischen und sdilesisdien Gläsern,
Briefmarken und endlich eine Stempelmarken-Sammlung grössten Umfangs, die
die bedeutensie und wertvollste in Deutschland sein soll.

Wir kommen nun zu der überaus reidien Auswahl von Gemälden
älterer und neuerer Meister, darunter eine grosse Anzahl erstklassiger Quali-
fäten und Namen von Bedeuiung und Klang. Ein Teil dieser Bilder stammt aus
den seinerzeit veräusserten Beständen der

K u n s t h a 1 i e.

Uber diesen Verkauf ist viel gesdirieben, es liegt uns fern, die alie Polemik
nochmals aufzurühren, der Verkauf von Doubletfen seitens einer Galerie, von Bildern
eines Meisiers von dem ähnliche oder bessere Werke in der Sammlung schon vor-
handen sind, ist absolut einwandfrei. Das Urteil über den Wert eines Kunsi-
gegenstandes isi ja siets subjektiv, aber es erscheini zwecklos, Bilder die nicht
aufgehängi werden können oder sollen, zu magazinieren, denn damit haben sie
ihren Zwed< vollkommen verfehlt. Man könnte einwenden, dass der Verkauf
damals, in anderer Form und grösserer Reklame in Szene gesefzf, der Kunsihalle
ein besseres Ergebnis gebrachi hätte; vielleicht wären die Bilder in der Zeit der
Hochkonjunkfur teils höher und besser bezahli worden, aber man muss auch be~
rücksichtigen, dass zu der Zeit als Hauptkäufer das Ausland mit seiner günstigen
Valufa bei uns aufirat, und es wäre unbedingf zu befürchten gewesen, dass das
Gros und die besfen Sachen unwiederbringlich für Hamburg und Deuischland ver~
Ioren gewesen wären.

So kommen die Bilder heute nochmals zur Versteigerung, die konjunkfurelle
Bewegung isf etwas abgeflaut und es ist jefzt Gelegenheii geboten, anerkannt
bedeufende Werke besier Provenienz sehr vorteilhaft zu kaufen. Es stehf nur zu
hoffen, fiass die Gemälde recht viele Interessenten unier unseren Bürgern finden,
sodass sie wenigsfens zum grössfen Teil Hamburg erhalten bleiben. — Ueber die
 
Annotationen