Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Instytut Historii Sztuki <Danzig> [Editor]; Zakład Historii Sztuki <Danzig> [Editor]
Porta Aurea: Rocznik Instytutu Historii Sztuki Uniwersytetu Gdańskiego — 22.2023

DOI article:
Lindenhayn-Fiedorowicz, Agnieszka: Die Johanniskirche in Stargard. Ein neuer Blick auf Bauchronologie und Datierung
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.72800#0060
License: Creative Commons - Attribution
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
vollendet war, mit dem Umbau des Chores. Auch an den massiven Strebe-
pfeilern, die den Hallenumgang der Johanniskirche stützen, ist der Einfluss
der Stargarder Marienkirche abzulesen: Bis heute tragen sie Überreste eines
Außendekors, der zwar deutlich schlichter gestaltet ist, aber dennoch von dem
Vorbild des Stargarder Marienchores angeregt war.
In einer letzten Bauetappe erfolgte der Anbau eines Kranzes niedriger Rand-
kapellen zwischen den Strebepfeilern des Chorumgangs (Abb. 2). Im Zusam-
menhang damit wurden die Strebepfeiler im unteren Bereich erweitert, was
heute noch klar an den vorhandenen Stoßfugen zu erkennen ist (Abb. 10).
Die Kapellen sind teils mit Kreuzrippen- bzw. Sterngewölben, teils mit unter-
schiedlichen Zellengewölben gedeckt und öffnen sich mit segmentbogigen
Arkaden zum Umgangschor (Abb. 22), was auf eine späte Erbauungszeit, sicher-
lich erst um 1500, hindeutet. In den überlieferten Schriftquellen wird in einer
Urkunde vom 28. Oktober 1527 einmalig eine Chorumgangskapelle genannt:
die Kapelle der 10.000 Ritter und Märtyrer „hinter dem Hochaltar"51.
Auch diese zahlreichen am Bau heute noch ablesbaren Bauetappen des
Chores stellen meiner Ansicht nach die bislang in der Forschung vertretene
Bauchronologie in Frage. Sollte das Langhaus zeitgleich mit dem Turm zwischen
1408 und 1464 erbaut und der Abbruch der alten Kapelle erst im Anschluss
daran in Angriff genommen worden sein, bliebe für die vier Bauetappen des
Chores nur ein Zeitfenster von 30-40 Jahren. Wenn man bedenkt, dass zwischen
den einzelnen Bauphasen auch einige Jahre vergehen mussten, da keine von
ihnen als provisorische Übergangslösung geplant war, scheint diese Annahme
sehr zweifelhaft.
Schlussfolgerungen
Angesichts der obigen Beobachtungen, die auf einer detaillierten Analyse der erhal-
tenen Bausubstanz und der verfügbaren Quellenberichte beruhen, ergibt sich daher
ein neues Bild der Bauchronologie der Johanniskirche und ihrer Datierung. Eine
Reihe von Argumenten spricht dafür, dass die alte Feldsteinkapelle bereits im zwei-
ten Viertel des 14. Jahrhunderts einem einschiffigen, gerade geschlossenen Back-
steinchor wich, der auf den Fundamenten des alten Oratoriums errichtet wurde.
Zeitgleich mit der Errichtung des neuen Chores wurde auch der Bau des dreischif-
figen Hallenlanghauses in Angriff genommen (um 1330 - um 1350). Die Arbei-
ten daran waren sicherlich weitgehend abgeschlossen, als ab 1354 eine Reihe von
bürgerlichen Altar- und Vikarienstiftungen in der Johanniskirche erfolgte. Einige
Jahrzehnte später, sicherlich noch vor der Einführung einer neuen Messordnung
im Jahr 1397, wurde der gerade Ostschluss des Chores abgebrochen und dieser
51 „In der Capelle achter den hogen altar in der kerken Sunte Johannis tho Stargart up
der Ine genomet, die gewiget is In die ere der hilgen teyn dusent reddere unde mertelers [...]".
Schmidt, Geschichte der Kirchen..., T. 1, Urkundenbuch, Nr. 7, S. 110.

Die Johannis-
kirche
in Stargard...

59
 
Annotationen