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Zu Cuonrad und Megingaud:

Diese beiden sind als Vater und Sohn bezeichnet. Da König Heinrich II. 1011 die Grafschaft im Lobden-

gau an den Bischof von Worms überträgt42, ist anzunehmen, daß Megingaud iri diesem Jahr nicht mehr

lebte.

Wenn man die gesamte Grafenliste des Lobdengaus überblickt, ist es vielleicht nicht
zu kühn zu vermuten, daß alle Grafen in diesen 250 Jahren einer einzigen Familie an-
gehört haben, die mit Megingaud ausgestorben ist.43

2. Das Dorf Hermsheim
2.1. Der archäologische Befund

Die zweite Wurzel Neckaraus liegt im Dorfe Hermsheim. Hier haben wir eine An-
siedlung von freien fränkischen Bauern vor uns, die im sechsten oder siebten Jahr-
hundert in derselben Weise wie die anderen zahlreichen -heim-Orte unserer Heimat
angelegt worden ist, indem sich nämlich die Sippe Herimunds wohl auf einem Stück
freien Landes, der späteren Hermsheimer Gemarkung, niederließ. Ähnlich wie bei
anderen -heim-Orten wurde auch von Hermsheim im Jahre 1906/07 der Teil eines
merowingerzeitlichen Reihengräberfriedhofs gefunden und damit der Beweis für
fränkische Besiedlung. Sechs in zwei Reihen angeordnete Skelettgräber fanden sich
auf dem Hermsheimer Bösfeld unweit der Stelle, wo die drei Gemarkungen von
Neckarau, Seckenheim und Feudenheim zusammenstoßen. „Das erste Grab enthielt
keine Beigaben, im zweiten, einem ziemlich reich ausgestatteten Männergrab, fand
sich ein einschneidiges Eisenschwert, ein Scramasax, eine Lanzenspitze und ein klei-
nes Messer, eine Schnalle und ein quadratisches Beschlag von Eisen mit verschlunge-
ner Bandverzierung in Silbertauschierung, allerlei durchbrochene Bronzebeschläge,
endlich 60 rundköpfige Bronzenägelchen, mit denen der Leibgurt beschlagen war.
Das dritte, ein Kindergrab, enthielt einige bunte Tonperlen von einer Halskette und ei-
ne siebeneinhalb cm hohe Urne von schwarzem Ton mit der bekannten gitterartigen
Verzierung am Bauch. Auch im vierten, einem Frauengrab, lagen bunte Tonperlen
am Hals, dabei aber auch Kammreste und eine runde bronzene Scheibenfibel mit ei-
nem halbkreisförmigen Stück Glas in der Mitte und konzentrisch laufenden Orna-
mentstreifen in getriebener Arbeit. Das fünfte Grab enthielt nur Scherben von schwar-
zem Ton, das sechste, ein Kindergrab war wieder ohne Beigaben. Tonperlen, eine gut
erhaltene Spatha, ein Speer- und eine Schildbuckel, die in der Nähe gefunden wurden,
bezeugen, daß noch mehr Gräber vorhanden gewesen sind. '<44
An derselben Stelle wurde am 5. 5.1936 ein Grab dieses merowingischen Friedhofes
angeschnitten, aus dem noch eine Bronzeschnalle und ein Eisenmesser gerettet wer-
den konnten. Die dabei gefundene Goldmünze eines oströmischen Kaisers aus der
Mitte des sechsten Jahrhunderts erlaubt eine ziemlich genaue zeitliche Eingrenzung
dieses Reihengräberfriedhofes.45

Mit dieser Sicherung des merowingischen Hermsheims stand der Flurnamenbefund
in gewissem Widerspruch; denn die Gewanne Hermsheimer Kirche und Hermshei-
mer Brunnen46 liegen rund 1000 m südlich dieser Fundstelle. Da gelang es Hermann
Gropengießer in mehreren Grabungen 1933/34 und 1937/38, auf diesen Gewannen
das Hermsheim der karolingisch-ottonischen Zeit (neuntes bis zehntes Jahrhundert)
aufzufinden, was damals wegen der Einzigartigkeit dieses Fundes eine kleine Sensa-
tion darstellte. Inzwischen wurde beim Autobahnbau 1966 auch das gleichzeitige
Kloppenheim entdeckt.47
In Hermsheim wurden 40 Hausplätze ausgegraben. Es handelt sich um 80 cm in den Boden eingetiefte so-

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