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hat der Abt von Schönau, so daß für sie dasselbe wie für die Frühmeßpfründe gilt.
Der heilige Ägidius, dem die kanonisch errichtete Altarstiftung gilt, war einer der
populärsten Heiligen des späten Mittelalters. Die große Popularität, die St. Ägidius
in Deutschland erlangte, hing mit einer neuen Form der Heiligenverehrung zusam-
men, der der 14 Nothelfer. Ausgehend von Franken stellte man 14 männliche und
weibliche Heilige zu einer Gruppe zusammen, deren einzelne Mitglieder für alle
Leibes- und Seelennöte zuständig waren. St. Ägidius, der meist mit einer Hirschkuh
dargestellt wurde, die ihn in seiner Einsiedelei ernährt haben soll, war für stillende
Mütter, aber auch für das Milchvieh zuständig. So ist leicht einzusehen, daß St. Ägi-
dius für ein Bauerndorf große Attraktivität hatte. In der Pfalz wurde die Verehrung
des HI. Ägidius besonders durch den Kurfürsten Ruprecht I. gefördert, der 1356 in
Neustadt das St. Ägidius-Stift als seine Grablege gründete. Die Grundstücke der
Ägidienpfrunde verteilten sich wie folgt:

Niederfeld 6 M

Aufeid 11 M 2 V

InderMorch 1/2 M -

Casterfeld 9 1/2 M -

Casterfeld 5 M Wiesen 1 V

KloppenheimerFeld 11 M 3 V

Neckarauer kleines Feld 5 1/2 M

Neckarauer Großfeld 11 1/2 M -

Hermsheimer Großfeld 5 M -

Hermsheimer Bösfeld 9 1/2 M

Das gesamte Ägidien-Pfründgut 70 M 3 V Äcker

5 M 1 V Wiesen.
Dazu gehörte „Haus, Hoff, Schewer sambt allem begriff undt Zugehordte (Zubehör) an der Straße undig
dem Pfarrhaus".™

4.3.3.3. DIE KREUZPFRÜNDE

Auch die Errichtung des Kreuzaltars mitsamt einer Pfründe ist auf eine sich im Spät-
mittelalter entwickelnde Frömmigkeitsform zurückzuführen, die Verehrung des
Schmerzensmannes nämlich: Jesus wurde hier als Gegeißelter und Dornengekrön-
ter dargestellt. Auch die Darstellung des Gekreuzigten ist von krasser Realistik, die
Glieder sind blutüberströmt und verrenkt, das Marterwerkzeug dem Betrachter vor
Augen gerückt. In der Neckarauer Kirche hatte der Kreuzaltar seinen eindrucksvol-
len Platz vor dem Chor. Das läßt den Schluß zu, daß auch die Neckarauer Kirche
durch eine Chorschranke, den sogenannten Lettner, geteilt war.
Die Äcker der Heiligkreuzpfründe verteilten sich wie folgt:

Niederfeld 18 M 1 V

Casterfeld 2 1/2 M -

KloppenheimerFeld 3 M 11/2V

Aufeid 3 M 1 V

Hermsheimer Großfeld 6 M 31/2V

Das Kreuzpfründgut 34 M 21/2V

Dazu kamen 3 M Wiesen im Casterfeld und 1 M im Feudenheimer Mühlfeld. Die Kreuzpfründe hatte wie
die St. Martinspfründe von den Hermsheimer Bauernschaftsgütern eine Bauernschaft von 12 M zum
ständigen Genuß.217

4.3.3.4. DIE MARIENPFRÜNDE ODER DAS BRUDERSCHAFTSGUT

Über die außerordentliche Verehrung, die die heilige Maria im ganzen Mittelalter

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