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Im Kampf um die Kunst: die Antwort auf den Protest deutscher Künstler — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.3376#0068
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M. PECHSTEIN -

- GUSTAV KLIMT — CARL MOLL

61

Den Generationsunterschied zwischen Ihrer Person und uns,
der Künstler] ugend. __"

Es freut mich, dass Sie die Künstlerschaft der grossen
Franzosen nicht schmälern möchten. Letzthin sah -ich ein
Werk Ihrer Hand, in der Berliner Secession. Auch ich
möchte Ihre Künstlerschaft nicht schmälern, nein, ich freue
mich nochmals, dass Sie so gütig sind, die Franzosen als Künstler
anzuerkennen. Ihre Werke liessen mich eher das Gegenteil
vermuten. Also sind Sie ein künstlerisch so freidenkender
Mensch, als man ihn im disziplinierten Deutschland nur ver-
langen kann.

Sollten noch mehr und dickere Proteste erscheinen, so werden
wir nur desto freudiger arbeiten.
Berlin. M. Pechstein.

Tn einem Wiener Volksstück schreit ein Agitator fortwährend:
■*■ „Für den kleinen Mann muss was geschehen." Daran hat
mich der „deutsche" Protest erinnert. Dass auch der eine
oder andere Künstler aufgesessen ist und mitprotestiert hat,
dürfte diesen selbst recht leid tun.
Wien. Gustav Klimt.

\Ä/ enn Kollegen politisieren und etwas unternehmen, was,
* sagen wir, nicht sehr gescheit ist, so ist es aus kol-
legialem Gefühle peinlich, sich dagegen auszusprechen. Die
Herren sind auch gestraft genug durch die publizistische Zu-
stimmung, welche sie, beispielsweise in Wien, gefunden haben.
Ärgeres konnte ihnen wohl nicht passieren. Nur ein paar
Worte will ich Ihnen sagen.

Ein deutscher Galeriedirektor kauft einen van Gogh, trotz-
dem er heute „merkwürdigerweise" mehr kostet als vor zehn
Jahren. Deutsche Künstler protestieren aus diesem Anlasse
dagegen, dass deutsches Geld für etwas anderes ausgegeben
wird, als wie für ihre Bilder. Vor acht bis neun Jahren waren
 
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