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Trump, Dominik; Universität zu Köln [Contr.]; Jan Thorbecke Verlag [Contr.]
Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter (Band 13): Römisches Recht im Karolingerreich: Studien zur Überlieferungs- und Rezeptionsgeschichte der Epitome Aegidii — Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2021

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74405#0066
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3. Zölle

Das vierte Kapitel des Königskapitulars behandelt das Thema Zölle. Haupt-
quellen für die Erforschung der Zölle in fränkischer Zeit sind neben den Kapi-
tularien diplomatische Quellen. Urkunden und Kapitularien ermöglichen dabei
unterschiedliche Perspektiven und Zugriffe auf ein und dasselbe Themenfeld.
Insgesamt erlauben es die Schriftquellen, die Zölle und ihre Erhebung in frän-
kischer Zeit aber nur ausschnittsweise zu betrachten. Viele Aspekte bleiben im
Dunkeln. Versuchen der älteren Forschung, ein fränkisches Zollwesen in seiner
Gänze und als Systematik zu rekonstruieren, ist eher mit Skepsis zu begegnen.1
In den Quellen begegnen vor allem Missstände, Ausnahmeregelungen und
-genehmigungen, während die für die Zeitgenossen offenbar selbstverständli-
chen allgemeinen Prinzipien der Zollerhebung keine Erwähnung finden.2
Zudem ist die Quellenlage sehr dünn. Vieles ist nur in einer oder in sehr wenigen
Quellen belegt, so dass schwer zu entscheiden ist, was der Normalfall, was die
Ausnahme ist und wo sich zeitliche oder regionale Besonderheiten zeigen. Hinzu
kommt, dass viele Fachbegriffe für spezifische Zölle schwer zu deuten sind.3
In diesem Kapitel sollen zunächst die einschlägigen Zollurkunden unter-
sucht werden, um die Zuständigkeit für Zollangelegenheiten vor und nach dem
Dynastiewechsel bewerten zu können. Im Anschluss wird die Zollbestimmung
im Königskapitular und deren Weiterentwicklung im Konzil von Ver in den Blick
genommen werden. Auf dieser Grundlage soll der Umgang Pippins mit dem
Thema Zölle bewertet und seine Bedeutung für Pippins Königtum herausgear-
beitet werden. Denn das Thema Zölle zeigt gleich in zweifacher Hinsicht enge
Bezüge zu Pippins Handeln als König. Zum einen zeigt sich Pippin als Be-
schützer der Kirche und der Schwachen, zum anderen ist das Thema Zölle an
sich ein königliches Thema.
3.1 Zölle in der urkundlichen Überlieferung
3.1.1 Hausmeierzeit
Urkunden sind mit Abstand die wichtigsten und zahlreichsten Quellen, die über
die rechtliche Situation der Zölle im 8. Jahrhundert Auskunft geben können.
Unter den überlieferten Arnulfingerurkunden befindet sich allerdings keine
einzige Urkunde mit Bezug auf Zölle.4 Jedoch enthält die Edition von Ingrid

1 Vgl. Brunner — Schwerin, Rechtsgeschichte, Bd. 2, S. 313-328; Ganshof, Tolwezen onder de Ka-
rolingen.

2 Vgl. Siems, Handel, S. 456.

3 Vgl. Adam, Zollwesen, S. 37-68; Stoclet, Immunes, S. 129-171.

4 Vgl. Heidrich, Urkunden, S. XXV. Die von Pertz, Diplomata, S. 105, Nr. 19, edierte Urkunde
konnte als Fälschung entlarvt werden.
 
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