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ZWEITES KAPITEL.
segelte ihm unerschrocken bis in die Gewässer von Myndos ent-
gegen.1) In dieser schwer befahrbaren Meerenge, zwischen der
Halbinsel von Halikarnass und den Inseln Kos und Kalymna, kam
es zum Treffen. Die Rhodier waren allerdings schwächer an Zahl,
aber sie waren dem königlichen Heere durch ihre Seekenntnis, ihre
Taktik und durch die Kampfestüchtigkeit ihrer Mannschaften über-
legen.2) Allein die neugeworbenen Matrosen des Mithradates liefsen
es auch ihrerseits an Bereitwilligkeit und Tapferkeit nicht fehlen;
der König selber durcheilte auf seinem fünfrudrigen Admiralschitfe
ihre Reihen, um ihnen Mut und Widerstandskraft einzuflöfsen; als
die rliodisclie Flotte auf beiden Flanken überflügelt und mit Um-
zingelung bedroht war, wandte sie sich zur Flucht nach ihrer Insel.
Mithradates setzte ihr ohne Verzug nach, aber er traf die Stadt zur
Verteidigung gerüstet.
Die Hauptstadt von Rhodos war an der nordöstlichen Ecke der
Insel erbaut, auf einem felsigen Strande, an welchem das Meer zwei
natürliche Häfen ausgegraben hatte. Im Westen erhob sich auf
schwer zugänglichem Felsen die Citadelle. Eine fortlaufende Mauer
umgab Stadt und Häfen, welche letztere noch durch zwei lange
Dämme und eine Kette geschützt waren, hinter denen die geschlagene
Flotte einen Rückhalt gefunden hatte. Mächtige Wurfmaschinen
starrten von den Wällen herab, die einst den Angriffen des gröfsten
Städtebelagerers im Altertum, des Demetrios Poliorketes, getrotzt
hatten. Die durch Zuzug aus Telmissos und den lykischen Städten
verstärkte Besatzung war zahlreich und kampfbereit; auch hatte
man nicht gezögert, die vor den Mauern gelegene Vorstadt zn zer-
stören, um die Hülfsmittel des Belagerers zu verringern.
An dieser wohl verteidigten Festung scheiterten alle An-
strengungen des Mithradates. Nachdem ein Handstreich auf die Vor-
werke mislungen war, mufste er sich damit begnügen, die geringe
Truppenmacht, die er mitgehracht hatte, ans Land zu werfen und
in Erwartung des Belagerungsparks und der Fufstruppen vor dem
Hafen zu kreuzen. Der Nachschub wurde indessen durch widrige
Winde lange auf dem Festlande zurückgehalten, und während dieser
Zeit gewann die Besatzung und die Flotte der Rhodier in täglichen
Kriegs Oberhaupt des Staates gewesen zu sein, wie der Prytan das bürgerliche
Oberhaupt war'; er hatte sogar das Recht, im Kamen der Republik proviso-
rische Verträge abzuschliefsen. Cf. Polyb. XXX, 5; Appian, B. Civ. IV, 66. Im
allgemeinen vgl. man: Roehl, Ath. Mitt. II, 227 und Cecil Torr, Rhodos in
ancient times, p. 61.
1) Über den Ort der Schlacht s. Appian, B. Civ. IV, 71.
2) Diodor, fr. XXXVIII, 28.
ZWEITES KAPITEL.
segelte ihm unerschrocken bis in die Gewässer von Myndos ent-
gegen.1) In dieser schwer befahrbaren Meerenge, zwischen der
Halbinsel von Halikarnass und den Inseln Kos und Kalymna, kam
es zum Treffen. Die Rhodier waren allerdings schwächer an Zahl,
aber sie waren dem königlichen Heere durch ihre Seekenntnis, ihre
Taktik und durch die Kampfestüchtigkeit ihrer Mannschaften über-
legen.2) Allein die neugeworbenen Matrosen des Mithradates liefsen
es auch ihrerseits an Bereitwilligkeit und Tapferkeit nicht fehlen;
der König selber durcheilte auf seinem fünfrudrigen Admiralschitfe
ihre Reihen, um ihnen Mut und Widerstandskraft einzuflöfsen; als
die rliodisclie Flotte auf beiden Flanken überflügelt und mit Um-
zingelung bedroht war, wandte sie sich zur Flucht nach ihrer Insel.
Mithradates setzte ihr ohne Verzug nach, aber er traf die Stadt zur
Verteidigung gerüstet.
Die Hauptstadt von Rhodos war an der nordöstlichen Ecke der
Insel erbaut, auf einem felsigen Strande, an welchem das Meer zwei
natürliche Häfen ausgegraben hatte. Im Westen erhob sich auf
schwer zugänglichem Felsen die Citadelle. Eine fortlaufende Mauer
umgab Stadt und Häfen, welche letztere noch durch zwei lange
Dämme und eine Kette geschützt waren, hinter denen die geschlagene
Flotte einen Rückhalt gefunden hatte. Mächtige Wurfmaschinen
starrten von den Wällen herab, die einst den Angriffen des gröfsten
Städtebelagerers im Altertum, des Demetrios Poliorketes, getrotzt
hatten. Die durch Zuzug aus Telmissos und den lykischen Städten
verstärkte Besatzung war zahlreich und kampfbereit; auch hatte
man nicht gezögert, die vor den Mauern gelegene Vorstadt zn zer-
stören, um die Hülfsmittel des Belagerers zu verringern.
An dieser wohl verteidigten Festung scheiterten alle An-
strengungen des Mithradates. Nachdem ein Handstreich auf die Vor-
werke mislungen war, mufste er sich damit begnügen, die geringe
Truppenmacht, die er mitgehracht hatte, ans Land zu werfen und
in Erwartung des Belagerungsparks und der Fufstruppen vor dem
Hafen zu kreuzen. Der Nachschub wurde indessen durch widrige
Winde lange auf dem Festlande zurückgehalten, und während dieser
Zeit gewann die Besatzung und die Flotte der Rhodier in täglichen
Kriegs Oberhaupt des Staates gewesen zu sein, wie der Prytan das bürgerliche
Oberhaupt war'; er hatte sogar das Recht, im Kamen der Republik proviso-
rische Verträge abzuschliefsen. Cf. Polyb. XXX, 5; Appian, B. Civ. IV, 66. Im
allgemeinen vgl. man: Roehl, Ath. Mitt. II, 227 und Cecil Torr, Rhodos in
ancient times, p. 61.
1) Über den Ort der Schlacht s. Appian, B. Civ. IV, 71.
2) Diodor, fr. XXXVIII, 28.