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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Frimmel, Theodor von: Carl Andreas Ruthart
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0161

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Carl Andreas Ruthart.

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es, dass sein Träger nicht nur italienischen, sondern auch niederländischen
Einfluss erfahren hat. Für beides spricht seine Malweise. Mit der römischen
Schilderbent möchte er verkehrt haben. Südliche Vegetation kehrt häufig auf
seinen Bildern wieder. Nagler sagt (im Lexikon): »Ruthart hielt sich auch
einige Zeit in Italien auf, wie es scheint in Venedig, denn hier schloss er mit
einem Hopfer aus Nürnberg Freundschaft. Dieses erhellt aus einer Thier-
zeichnung im Besitze des Hrn. J. A. G. Weigel in Leipzig. Sie ist diesem
Hopfer ins Stammbuch gezeichnet und mit dem Namen des Künstlers ver-
sehen, der hier ,Carlo Bo Ruthart 1672‘ schrieb.« Die erwähnte Zeichnung,
die uns den Namen Carl (wohl Borromäus) und die späte Jahreszahl 1772
gibt, kenne ich nicht, weshalb ich mich mit der Anführung aus Nagler be-
gnügen muss. Auf denselben Gewährsmann sind wir bezüglich der Angabe
angewiesen, Ruthart hätte sich auch in Regensburg aufgehalten. In den Mono-
grammisten (II. 634) schreibt Nagler ohne Quellenangabe Folgendes: »Gewiss
ist, dass sich der Künstler 1664 in Regensburg aufgehalten habe, und er ist
wahrscheinlich ein Bayer, da der Name Ruthart oder Rudhardt in Oberfranken
familiär ist.«
Verschiedene Gemälde von Carl Ruthart werden schon in Füssli’s Nach-
trägen'namhaft gemacht. Nagler stellt eine längere Reihe zusammen. Zahl-
reiche Bilder Ruthart’s sind noch heute nachzuweisen, darunter viele in süd-
deutschen Sammlungen, die meisten in Oesterreich. Weiter unten soll der
Versuch gemacht werden, ein Verzeichniss seiner Werke zusammenzustellen.
Zunächst aber ist uns die Thatsache von Wichtigkeit, dass sich ein Carl
Ruthart in keiner Weise aus der Kunstgeschichte wegleugnen lässt. Ob auch
Andreas eine Person für sich sei, möchte ich nicht behaupten; ich halte, um
rasch mit meiner Hypothese hervorzurücken, Andreas und Carl für eine Person.
Meine Anhaltspunkte sind folgende: ein Gemälde, das unzweifelhaft von der
Hand Carl Ruthart’s herrührt, trägt die alte und echte Bezeichnung: Cafrl]
Andfreas] Ruthart. Ferner: ein Gemälde, das nachweislich von Andreas Rut-
hart gefertigt ist, zeigt Analogien mit solchen von Carl Ruthart. Endlich ist
zu beachten, dass die älteste Nachricht, die einem Maler Namens Ruthart
auch Thierstücke zuschreibt, diesen Ruthart Andreas nennt.
Vorerst muss näher auf diesen Andreas eingegangen werden. Ueber
ihn ist, wie oben angedeutet, wenig in der Litteratur zu finden. Die zwei
Bilder in Rom möchten den wenigsten Kunstgelehrten durch Autopsie bekannt
sein °); und äusser diesen war einstweilen nur ein einziges Gemälde aufzu-
finden, das mit Bestimmtheit dem Andreas Ruthart zugeschrieben werden
kannG). Dieses Eine muss hauptsächlich die Basis abgeben für die Unter-
suchung, ob Carl und Andreas identisch sind oder nicht. Es ist Nr. 30 der
Oldenburger Galerie »David als Hirte wird von dem Propheten Samuel zum
König berufen«, ein Gemälde, das wegen mancherlei Analogien mit Bildern

5) Vergl. Litterar. Beilage der Wiener Montagsrevue, 1882, Nr. 42 und 43.
Frimmel: Die Gemäldegalerie zu Oldenburg.
6) Auch hier können sie nur auf Titi’s Zeugniss hin Erwähnung finden.
 
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