über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde. 201
dauern. Was der Wissenschaft in diesen geheimen Ausscharrungen für immer
verloren geht, ist unersetzbar und unberechenbar. (Anfang September v. J.
sistirte ich die Ausgrabungen bei Nicosia und sofort haben die Ausschar-
rungen im Geheimen wieder begonnen und die Trödler in Nicosia haben
frische Waare.)
Ich hielt es anfangs als Museumsbeamter und Ausgrabungsleiter für meine
Pflicht, nach erhaltener Kunde gesetzwidriger Ausgrabungen mich an Ort und
Stelle zu begeben und wenn möglich die Regierung zu veranlassen, die Leute
vor Gericht zu stellen und zu bestrafen.
So machte ich 1883 zwei Eingaben auf einmal, die eine gegen einen
Bauer von Dali, die andere gegen mehrere Bauern des Dorfes Agi Giannitis
Malluntas gerichtet. — Was geschah?
Der Dali-Process kommt vor Gericht. Kein englischer Richter ist anwesend,,
sondern der griechische und türkische Beisitzer des englischen Richters haben
über den Process allein zu entscheiden. Da man mich Museumsbeamten nicht
als der Regierung, sondern einer Privatinstitution dienend betrachtet, fungire
ich als Hauptzeuge. — Als Ankläger für die Regierung aber erscheint nicht
etwa der englische Gommissär des Districts, sondern der türkische Mudir (Be-
zirkshauptmann) des Subdistricts. Der Mudir, ohne sich mit mir vorher zu
besprechen, macht unrichtige, meinem Zeugnisse widersprechende Angaben. Der
Bauer verantwortet sich, er habe sein Land für Kartoffeln zurecht machen
wollen, während nicht nur durch Zeugen ein planmässiges Graben nach
Alterthümern erwiesen war, sondern auch eine Anzahl der gefundenen Alter-
thümer in meiner Hand sich befanden. Die Regierung (respective ich) verliert
den Process, weil der Mudir und ich sich widersprochen haben.
Ich protestirte schriftlich, schlug der Regierung Appell vor, ging zum Chef
Secretary der Regierung und zum General-Gouverneur selbst. Man versprach
mir Genugthuung und schliesslich schwieg man die Sache todt.
Die Agi Giannitis Mallunta-Affaire aber kam nie vor Gericht.
Bei den Dreschtennen des letzteren Dorfes war man zufällig auf Gräber
und in ihnen auf Goldschmuck gestossen. Das Blitzen des Goldes ist zu ver-
führerisch und ein reguläres Ausscharren begann. Die Regierung bekam Wind.
Der Mudir des Subdistricts schickte Zaptiehs (Polizeisoldaten) und liess die
Leute nach Nicosia führen, die antiken Goldsachen mit ihnen. — Statt die
Leute vor Gericht zu stellen, kaufte der Mudir die Goldsachen und
verkaufte sie seinem englischen Gommissär. Die Leute aber wur-
den, ohne bestraft zu werden, zurück nach ihrem Dorfe geschickt,
freilich mit der strengen Weisung, ja nicht wieder zu graben. Als
ich Kunde von der sauberen Geschichte erhielt, begab ich mich mit einigen
meiner Arbeiter an Ort und Stelle und fand, dass die Leute, in ihr Dorf zu-
rückgekehrt, sich wieder an die Arbeit, ans Oeffnen weiterer Gräber begeben
hatten. Sie machten auch gar nicht viel Hehl daraus.
Ich setzte einen genauen Bericht des Thatbestandes auf,
hatte die nöthigen Zeugen bereit, die Regierung aber schwing die
Sache todt, war ja der Dali-Process verloren worden (sic!).
dauern. Was der Wissenschaft in diesen geheimen Ausscharrungen für immer
verloren geht, ist unersetzbar und unberechenbar. (Anfang September v. J.
sistirte ich die Ausgrabungen bei Nicosia und sofort haben die Ausschar-
rungen im Geheimen wieder begonnen und die Trödler in Nicosia haben
frische Waare.)
Ich hielt es anfangs als Museumsbeamter und Ausgrabungsleiter für meine
Pflicht, nach erhaltener Kunde gesetzwidriger Ausgrabungen mich an Ort und
Stelle zu begeben und wenn möglich die Regierung zu veranlassen, die Leute
vor Gericht zu stellen und zu bestrafen.
So machte ich 1883 zwei Eingaben auf einmal, die eine gegen einen
Bauer von Dali, die andere gegen mehrere Bauern des Dorfes Agi Giannitis
Malluntas gerichtet. — Was geschah?
Der Dali-Process kommt vor Gericht. Kein englischer Richter ist anwesend,,
sondern der griechische und türkische Beisitzer des englischen Richters haben
über den Process allein zu entscheiden. Da man mich Museumsbeamten nicht
als der Regierung, sondern einer Privatinstitution dienend betrachtet, fungire
ich als Hauptzeuge. — Als Ankläger für die Regierung aber erscheint nicht
etwa der englische Gommissär des Districts, sondern der türkische Mudir (Be-
zirkshauptmann) des Subdistricts. Der Mudir, ohne sich mit mir vorher zu
besprechen, macht unrichtige, meinem Zeugnisse widersprechende Angaben. Der
Bauer verantwortet sich, er habe sein Land für Kartoffeln zurecht machen
wollen, während nicht nur durch Zeugen ein planmässiges Graben nach
Alterthümern erwiesen war, sondern auch eine Anzahl der gefundenen Alter-
thümer in meiner Hand sich befanden. Die Regierung (respective ich) verliert
den Process, weil der Mudir und ich sich widersprochen haben.
Ich protestirte schriftlich, schlug der Regierung Appell vor, ging zum Chef
Secretary der Regierung und zum General-Gouverneur selbst. Man versprach
mir Genugthuung und schliesslich schwieg man die Sache todt.
Die Agi Giannitis Mallunta-Affaire aber kam nie vor Gericht.
Bei den Dreschtennen des letzteren Dorfes war man zufällig auf Gräber
und in ihnen auf Goldschmuck gestossen. Das Blitzen des Goldes ist zu ver-
führerisch und ein reguläres Ausscharren begann. Die Regierung bekam Wind.
Der Mudir des Subdistricts schickte Zaptiehs (Polizeisoldaten) und liess die
Leute nach Nicosia führen, die antiken Goldsachen mit ihnen. — Statt die
Leute vor Gericht zu stellen, kaufte der Mudir die Goldsachen und
verkaufte sie seinem englischen Gommissär. Die Leute aber wur-
den, ohne bestraft zu werden, zurück nach ihrem Dorfe geschickt,
freilich mit der strengen Weisung, ja nicht wieder zu graben. Als
ich Kunde von der sauberen Geschichte erhielt, begab ich mich mit einigen
meiner Arbeiter an Ort und Stelle und fand, dass die Leute, in ihr Dorf zu-
rückgekehrt, sich wieder an die Arbeit, ans Oeffnen weiterer Gräber begeben
hatten. Sie machten auch gar nicht viel Hehl daraus.
Ich setzte einen genauen Bericht des Thatbestandes auf,
hatte die nöthigen Zeugen bereit, die Regierung aber schwing die
Sache todt, war ja der Dali-Process verloren worden (sic!).