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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Litteraturbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0244

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214

Litteraturbericht.

Äusser dem Angeführten hat Italien im Jahr 1885 nichts aufzuweisen,
was unsern Gegenstand berührt, als die kleine und fleissige Abhandlung eines
Schülers Galante’s in Neapel (Giov. Sodo) über das Monogramm Christi2).
Der Hauptnachdruck der Untersuchung ist auf die Frage nach dem griechischen
Charakter der Buchstaben S und H in dem abgekürzten Namenszug IHG und
auf das Vorkommen des Monogramms auf den Eulogien (pani decussati) gelegt.
Die dem Cardinal Sanfelice, Erzbischof von Neapel, gewidmete Dedication legt
jedenfalls ein erfreuliches Zeugniss für die fortdauernde Thätigkeit der Ga-
lante’schen Schule ab.
Italien hat im verflossenen Jahr den nächst de Rossi bedeutendsten Ver-
treter der christlichen Archäologie, den Padre Raffaele Garrucci, durch
den Tod verloren. Ich habe in dieser Zeitschrift zu verschiedenen Malen
Veranlassung gehabt, über Garrucci’s Hauptwerk wie über den Charakter seiner
schriftstellerischen Thätigkeit mich zu äussern. Ich glaube der Zustimmung
der gesammten archäologischen Welt gewiss zu sein, wenn ich den Scharfsinn,
die oft sehr glückliche Combinationsgabe, die ausserordentliche Belesenheit
des dahingegangenen Forschers rühmend anerkenne, dagegen bedauern muss,
dass seine auch im Leben nicht liebenswürdigen Charaktereigenthümlichkeiten,
die ihn fast mit der ganzen gelehrten Welt, selbst der seines eignen Ordens,
auf schlechten Fuss stellten, sich auch in seiner wissenschaftlichen Thätigkeit
bemerkbar machten. Eine stark ausgeprägte Subjectivität verwehrte ihm, den
oft barocken Einfällen seiner Phantasie Widerstand zu leisten; seine Annahmen
waren in Folge dessen in hohem Grade verdächtig, seine Aufstellungen häufig
völlig kritiklos wie seine ganze Geschichtsauffassung; seine Verachtung fremder
Leistungen und seineUnkenntniss ausländischer Litteratur gereichen so wenig wie
der Mangel an aller Urbanität in der Polemik (so namentlich gegen de Rossi,
Martigny, de Buck) seinen Schriften zur Zierde. Wie man.sagt, soll aus seinem
Nachlass noch ein grösseres numismatisches Werk herausgegeben werden.
II.
Frankreich. Herr Le Blant, welcher fortwährend mit seiner Samm-
lung der altchristlichen Sarkophage Frankreichs beschäftigt ist, hat uns in den
»Melanges d’Archäologie et d’histoire publies par l’Ecole franqaise de Rome«
einige Beiträge geschenkt, von denen der eine gewisse Details der Martyrer-
arten, der andere einige Typen der heidnischen Kunst behandelt, welche sich
in der christlichen erhalten haben 3). Der erstgenannte Aufsatz enthält u. a.
Mittheilungen über die äusserst seltene Gattung wächserner Götterbilder, wie
sie in den Acten der hl. Derota vorkommen: in unseren Museen ist diese
Kategorie so gut wie unbekannt — Der Verfasser weiss nur drei zu nennen,
welche de Witte in der Sammlung Hevry zu Antwerpen gesehen hat. Die
2) Sodo, Giov., II Monogramma del nome ss. di Gesü. Studi critici. Napoli
1885. 8°.
s) Le Blant, Notes sur quelques Actes des Martyrs. Rome 1885. 8°. —
Ders., De quelques types des temps paiens reproduits par les premiers chretiens.
Rome 1885. 8°.
 
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