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Repertorium für Kunstwissenschaft — 9.1886

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Berichte und Mittheilungen aus Sammlungen und Museen, über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.66023#0525

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über staatliche Kunstpflege und Restaurationen, neue Funde.

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kleine rings vortretende Scheibe. Diese Salbgriffel waren in der römischen
Zeit durch die ganze Insel verbreitet 19).
Eine reizende, kleine, zweihenkliche Amphora aus milchweissem Glase,
gefunden in einem Grabe von Curium, ging in Privatbesitz über. Ferner hat
das Museum eine jetzt der Sammlung Lady Brassey ein verleibte dicke
Haarnadel oder Schreibgriffel von seltener Form aus gelbbraunem Glase ver-
loren. Von Kurion.
In dieselbe Sammlung Lady Brassey und gleichfalls von mir bei Kurion
gefunden, ist ein Capitalstück, ein kleiner Glasnapf, gewandert. In den milch-
weiss und roth marmorirten Grund sind kleine aus feinsten Fäden gebildete
bunte Blumen hineingeschmolzen, gelbe, weisse und rothe. Jede Blume hat
im Gentrum noch wieder feine Staubfäden und Stempel durch andere Farben
angegeben. Mir sind nur einige ähnliche Stücke aus dem British Museum
bekannt.
Andere, merkwürdig geformte Glasstäbchen, die offenbar der Toilette
zum Färben der Augenbrauen dienten, Unica in der antiken Glasfabrication,
von mir ebenfalls am Fusse der Kupferminen von Soloi in grösserer Anzahl
(beim Dorfe Katidata) gefunden, sind glücklicher Weise zum Theil in’s Mu-
seum gelangt. Ein farbiger Glasstab (entweder blau oder braun) endet an
der einen Seite einfach spitz, an der anderen ist eine mit einer Schnepfe und
Vertiefung versehene Oese aus derselben Glasmasse angeschmolzen und diese
von weissem opakem Glasfaden umwunden. Man konnte so den Glasstab,
je nachdem man wenig oder viel Farbe auftragen wollte, an dem einen oder
dem anderen Ende benutzen.
Besonders hervorgehoben zu werden verdienen zwei seltene Fingerringe
aus Glas, welche ich gleichfalls für’s Museum bei den Theilungen gerettet
habe. Selbige zogen (nachdem aquarellirte Photographien zugesendet waren)
die Aufmerksamkeit einer Autorität wie Dr. Tischler (Königsberg) in er-
heblichem Masse auf sich.
Der eine etwas dünnere Ring (von Soloi) aus wasserhellem farblosen
Glaskörper ist in schräger Richtung von einem goldgelben opaken Glasfaden
(aber nicht goldenem) umzogen, wodurch ein artiges Kreuzmuster entsteht.
Ein Siegelring ist nachgeahmt und die Siegelplatte durch ein aufgeschmolzenes
gelbrothes opakes Glasplättchen angedeutet.
Der andere dickere Ring (von Kurion) ebenfalls aus farblosem Glase,
umwunden mit ebensolchem gelben Glasfaden, zeigt eine grössere augenartig
gebildete Platte aus dunkelblauem Glas mit schwefelgelber Einfassung.
Auch haben wir in dem Museum kleine Glasfläschchen, die von oben
bis unten mit einem Glasfaden umzogen sind, zuweilen ist die Grundfarbe des
Glases farbig und der Faden weiss. In einem anderen Falle ist ausserge-
wöhnlich prunkend das weisse, farblose Glas mit intensiv-smaragdgrünem
opaken Glasfaden in dichten Windungen übereinander umzogen.

19) Heute fand ich einen bei Tamassos (dem Dorfe Politiko). Anmerk'
vom 4. October 1885.
 
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