Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rheinische Blätter für Kunst, Literatur und Theater — 1841

DOI Heft:
Nr. 27 - Nr. 34 (3. April - 28. April)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45116#0214
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2lO

banitat bei Seite setzen? Er zwang den Schmerz hinnnter bis in
die tiefste Tiefe des Herzens und stellte mit freundlichen Worten
seine Frau vor, indem er in sauersüßen Redensarten des Collegen
Erbieten annahm.
Beide waren bald in ein Fachgespräch vertieft, das Madame
Rühle zu einem fatalen Gähnen trieb.
Allgemach nahte jedoch das Gespräch wieder ihrem Jdeenkreise;
denn Herr Rühle fragte liebevoll: wo der Herr College denn seine
Apotheke errichten würde?
Ich habe das schöne Haus, Ihnen vi8 » vH«, gekauft von den
Beutler'schen Erben, versetzte der lakonisch. Es liegt vortrefflich,
wie das Ihre, mitten in der Stadt, so zu sagen, im Herzen der-
selben, wo der Pulsschlag des'Verkehrs, besonders, wie ich mir
habe sagen lassen, an den Wochenmärkten recht lebendig hüpft.
Uebrigens, fuhr er fort, werde ich das Geschäft einrichten, es etwa
ein halbes Jahr selber führen und es alsdann einem Neffen über-
geben, der mein Erbe, ein eminenter Apotheker und wahrhaft ge-
lehrter Chemikus ist. Der mag dann sein Glück in Gottes Na-
men versuchen. — Sein Glück! lächelte zweifelhaft Rühle,
während er im Innern wünschte, daß Onkel und Neffe da wären,
wo der Pfeffer wächst; glauben Sie, daß in einem Neste, wie das
unsrige, ein Glück zu machen fey? Ich sage Ihnen- daß es gut
geht, wenn zwei bis drei Necepte im Tage kommen, und der Hand-
verkauf ist, Gott sei's geklagt, seit das vermaledeite Groschen- und
Pfennigsystem herrschend geworden, auch auf beinahe Null reducirt.
So stehts bei mir allein. Wenn nun gar zweie da sind — wie
wirds da gehen? —
Seyen Sie ohne Kummer, versetzte der Herr Ausstecher, mein
Neffe ist ein Mordbursche, der Dampfchokolade macht und Punsch-
essenz destillirt trotz dem Selner in Düsseldorf. Der bringt seine
Apotheke in Flor. Das war eine Rhabarberpille! Mit saurer
Miene wurde sie von dem Apotheker zum Pelikan verschluck. Er
zuckte die Achseln. —
Zweifeln Sie nicht, fuhr jener fort. Die Concurrenz ist heil-
sam. Ich bin überzeugt, daß Sie und wir die besten Geschäfte
machen werden.
Ich zweifle sehr, sprach bebend vor innerer Erregung, Rühle.
So? fragte Ausstecher. Wie viele Aerzte sind denn hier?
Drei, daß sich Gott erbarme, und ein Vierter wird täglich er-
wartet. Dabei pfuscht der Wundarzt erster Klasse, und salv«
ven'ikt der Abdecker oder Wafenmeifter, wie auch beide Ammen hiesi-
ger Stadt in sehr frequenter Art.
Vortrefflich! Je mehr Aerzte, je mehr Kranke! rief Ausstecher.
Glauben Sie mir, das ist eine alte Erfahrung, die werden sich
nun in die Apotheken theilen, auf einander schimpfen, wie überall,
und desto mehr in den Häusern Herumlaufen. Es wird sich ma-
 
Annotationen