Rheinische Blätter für Kunst, Literatur und Theater (1841)

Rheinische Blätter
für
Kunst, Literatur und Theater.
Dienstag, 3. August 18L1
——— GS. _
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M o r v e n.
Novelette von Otto Prechtler.
Langsam verhallte der letzte Laut des wehmüthig sehnsüchtigen
Liedes, und starb in den Wellen der stillen Abendlust. Hoch stand
der Sänger oben auf einem Felsen, finster in die grause Tiefe hin-
abstarrend. Ein schcharzes Gewand hing um seine Schultern, das
der laue Abendwind, in den weiten Falten spielend, rauschend be-
wegte. In der einen Hand hielt er eine Leier, um welche ein
schwarzer Flor, als Zeichen seiner Trauer herumflatterte, und manch-
tnal mit seinem zarten Gewebe die stillen Saiten berührte, die
dann in sterbenden Accorden den Gruß erwiederten. Die düstern
Züge des Wahnsinns begannen sich allmählig aufzuheitern, und
ein ruhiger Ernst lag auf seiner Stirne. Traurig senkte er seine
Leier, und wehmuthsvoll gab er der scheidenden Sonne seinen Gruß
an die Verlorene mit:
Kommst du nicht wieder,
Zärtliche Braut.
Die Sonne schied; der Abendstern blinkte freundlich am Hitn-
ii, ii! inel mit seinem stillen Glanze, und der Mond erhob sich über die
M grauen Gebirge. Jetzt stieg der Sänger vom Felsen ins Dhal.
E Ruhig strömte der Fluß, und der Himmel spiegelte sich in den sil-
Kernen Wogen. Schweigend trat er ins Schiff, stieß vom Ufer,
tzj- und als er mitten im Strome war, ließ er dem Fahrzeug freien
B Lauf, und sang mit erhobener Stimme:
//Rufen die Lieder
Freundlich und traut,
Nimmer dich wieder?«
, Die Töne starben im leisen Nachhall, und der Kahn glitt
sanft längs des Ufers hinab.
Ferne in den romantischen Gegenden des schottischen Hochlaw-