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Rheinische Blätter für Kunst, Literatur und Theater — 1841

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Nr. 27 - Nr. 34 (3. April - 28. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.45116#0275
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der Mittagssonne noch fror und bald erkrankte. Da trat wohl ein
Priester an ihr Leidenslager und lehrte sie den matten-Blick zum
Himmel wenden, wo ein Gott thront, der nur Menschen, nicht
Herren und Sklaven geschaffen hat. Sie lernte diesen Gott der
Liebe erkennen, und eine christliche Kirche ist ihr Grab geworden.
Neben der Negerin lehnen viele Genossen einer Familie an der
Wand: Eltern, Söhne, Töchter starben an dem Genüsse giftiger
Schwämme, ihre Züge tragen noch die Spuren der furchtbarsten
Todesqual.
Ein junger Edelmann, der im Duell erstochen ward, zeigt noch
- in seiner Miene mehr die Aufregung des Kampfes, als den To-
desschmerz. Der Degenstoß, der ihn tödtete, ist von Meisterhand
geführt und hat gerade das Herz durchbohrt.
Die furchtbarste Leiche ist die eines jungen Menschen: er war
lebendig begraben worden. In seinen Zügen ist der gräßlichste,
hoffnungsloseste Kampf neu erwachenden Lebens mit dem tückischen
Tode, ein Schrei, ein letzter greller Schrei scheint noch diesen Lip-
pen sich ertrungen zu haben. Der Tod ist Sieger geblieben.
Am Vorabend aller Seelen, geht die Sage, wird's lebendig in
diesem Keller; jene alten Leichen regen sich, ihre Lippen sind nicht
mehr stumm. Was sie treiben, was sie reden, kein Mensch hat je
gewagt, es zu belauschen: wen in dieser Nacht die Nochwendigkeit
an der Kirche von Saint Michel vorüberführt, der spricht ein stil-
km kb Gebet und beschleunigt seine Schritte.

Theatralisches.
(Berlin.) Die berühmte Schauspielerin, Mad. Wolff, geb.
Malcolmi, die unter Göthe's Leitung in Weimar ihre Kunstbildung
erhielt, feierte das Fest ihrer fünfundzwanzigjährigen Mitwirkung
an der Berliner Bühne. Sie erhielt von Sr. Majestät dem
t W Könige eine Beneficevorstellung im Opernhause, wobei das Drama
^Hermann und Dorothea" und Hoguet's Ballett "das Jubiläum"
M zur Aufführung kamen. — Die bekannte Sängerin, Dem. Hen-
M nette Carl, eine geborene Berlinerin, ist mit Beifall auf dem
Ms königl. Theater ihrer Vaterstadt als Norma aufgetreten. — In
El der Königsstadt hat die neue Oper von Berger und Gläser:
M Andrea, Glück gemacht. Man schreibt darüber: das Stück sei
Wß reich an wirksamen und gesteigerten dramatischen Situationen. Die
Musik enthalte Anklänge französischer und italienischer Musik, dieß
M,! sii aber nicht zu tadeln, da italienische Landleute und französische
M! Soldaten vorkommen. Die Ausführung wird gelobt und der Com-
Ljii ponist wurde gerufen. Diese neue Oper ist der Jugendgeschichte
des Marschalls Massen« entlehnt. Die Handlung beginnt in
der Gegend von Nizza, uns umfaßt mehre Jahre seines Lebens.
 
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