Wilhelm Trllbnerl Pferdekbpfe (1902).
Wilhelm Trübner.
<^XaS erste Bild von Wilhelm Trübner hängt in der KarlSruhcr Galeric: cS sind zwci alte Lcute
in der Kirche, gemalt im Iahre 1869, also vor vierzig Iahren von einem Achtzehnjährigen.
Es sieht ein wenig auS wie von cinem alten deutschcn Meister gemacht und verblüfft durch die
geschickte Anordnung der beiden Köpfe, von dcm Maler Trübner zeigt eS noch nichtö als eine gewissc
Sachlichkcit. Sein erstcs „malerischeö" Bild stammt auS dcm Iahr 1872, es ist dcr bekannte
„Iunge vor dem Schrank" in der Stuttgarter Galerie und gehört schon ganz zu den dunkeltonigen
Wunderwerken, die heute den Stol; unserer Sammlungen anömachen. In dcn drei Iahren, die
zwischen diesen Bildern liegen, war in der deutschen Kunst auf sast märchenhafte Weise die Saat
aufgegangen, die wir gern als Leiblschule bezcichnen, obwohl ihr Sämann der Franzose Courbet
war. Dcssen Bilder hatten auf der Internationalen AuSftellung zu München im Iahre 1869 leidcn-
schaftlichen Anteil und Widcrspruch erregt; er selber war nach Münchcn gekommen und hatte Freund-
schaft mit dem jungen Leibl gescklossen, der ihm bald darauf nach PariS folgte. In PariS (69 —7O)
hatte Leibl die „Cocotte" und die „Alte Pariserin" gemalt, war mit dem Auöbruch deS KriegeS
nach München znrückgekommcn und lernte dort im Sommer 187! durch Karl Schuch Trübner
kenncn, der dadurch mit in den eigentlichen Leiblschen FreundeSkreis Sperl, Thoma, Alt, Hirth,
Schider, Lang hinein kam. Durch Leibl ermuntert, verlicß Trübner die Akademie und malte in
cinem gemeinsamen Atelier mit Albert Lang und Karl Schuch, immer in persönlicher Fühlung mit
Leibl, doch ohne dessen eigcntliche Lehrcrschast. Als ersteö Bild dieser Courbet-Lcibl-Zeit entftand
der „Iunge vor dem Schrank", als zweiteS das „Mädchen auf dem Kanapee" (Abb.), daS heutc
zu den schönften modernen Stücken der Nationalgalerie zählt. Trübner war damals cin Einund-
zwanzigjähriger, und was er bis zu scinem fünfundzwanzigften Iahr (1876) gemalt hat, würde genügen,
ihm für alle Zeiten einen Platz unter den Großen der deutschen Malerei zu sichern; auch wenn man
ihn — wie etwa van Dpck zu RubenS — allein in ein AbhängigkeitS-VcrhältniS zu eincm Größeren
stellen müßte. Aber schon die Landschaften der Frühzeit, am deutlichsren die dunkelgrünen Herren-
chiemseebilder von 1874, beweisen zum mindeften, daß er neben Leibl noch eine andere dirckte An-
regung hatte; er hat auch diese in seiner beschcidenen Art nie geleugnet: sie kam von Thoma,
in deffen Atelier er im Sommer 1872 malte. Auch dieser Meister stand damalö in sciner Courbet-
Zcit; doch kannte er nicht weniger Manet und lebte in Freundschaft mit Viktor Müller. Durch
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Wilhelm Trübner.
<^XaS erste Bild von Wilhelm Trübner hängt in der KarlSruhcr Galeric: cS sind zwci alte Lcute
in der Kirche, gemalt im Iahre 1869, also vor vierzig Iahren von einem Achtzehnjährigen.
Es sieht ein wenig auS wie von cinem alten deutschcn Meister gemacht und verblüfft durch die
geschickte Anordnung der beiden Köpfe, von dcm Maler Trübner zeigt eS noch nichtö als eine gewissc
Sachlichkcit. Sein erstcs „malerischeö" Bild stammt auS dcm Iahr 1872, es ist dcr bekannte
„Iunge vor dem Schrank" in der Stuttgarter Galerie und gehört schon ganz zu den dunkeltonigen
Wunderwerken, die heute den Stol; unserer Sammlungen anömachen. In dcn drei Iahren, die
zwischen diesen Bildern liegen, war in der deutschen Kunst auf sast märchenhafte Weise die Saat
aufgegangen, die wir gern als Leiblschule bezcichnen, obwohl ihr Sämann der Franzose Courbet
war. Dcssen Bilder hatten auf der Internationalen AuSftellung zu München im Iahre 1869 leidcn-
schaftlichen Anteil und Widcrspruch erregt; er selber war nach Münchcn gekommen und hatte Freund-
schaft mit dem jungen Leibl gescklossen, der ihm bald darauf nach PariS folgte. In PariS (69 —7O)
hatte Leibl die „Cocotte" und die „Alte Pariserin" gemalt, war mit dem Auöbruch deS KriegeS
nach München znrückgekommcn und lernte dort im Sommer 187! durch Karl Schuch Trübner
kenncn, der dadurch mit in den eigentlichen Leiblschen FreundeSkreis Sperl, Thoma, Alt, Hirth,
Schider, Lang hinein kam. Durch Leibl ermuntert, verlicß Trübner die Akademie und malte in
cinem gemeinsamen Atelier mit Albert Lang und Karl Schuch, immer in persönlicher Fühlung mit
Leibl, doch ohne dessen eigcntliche Lehrcrschast. Als ersteö Bild dieser Courbet-Lcibl-Zeit entftand
der „Iunge vor dem Schrank", als zweiteS das „Mädchen auf dem Kanapee" (Abb.), daS heutc
zu den schönften modernen Stücken der Nationalgalerie zählt. Trübner war damals cin Einund-
zwanzigjähriger, und was er bis zu scinem fünfundzwanzigften Iahr (1876) gemalt hat, würde genügen,
ihm für alle Zeiten einen Platz unter den Großen der deutschen Malerei zu sichern; auch wenn man
ihn — wie etwa van Dpck zu RubenS — allein in ein AbhängigkeitS-VcrhältniS zu eincm Größeren
stellen müßte. Aber schon die Landschaften der Frühzeit, am deutlichsren die dunkelgrünen Herren-
chiemseebilder von 1874, beweisen zum mindeften, daß er neben Leibl noch eine andere dirckte An-
regung hatte; er hat auch diese in seiner beschcidenen Art nie geleugnet: sie kam von Thoma,
in deffen Atelier er im Sommer 1872 malte. Auch dieser Meister stand damalö in sciner Courbet-
Zcit; doch kannte er nicht weniger Manet und lebte in Freundschaft mit Viktor Müller. Durch
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