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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 1
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Schwerdtfeger, Robert: Die Reichsbank als Bauherr
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0026

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Gesamtschaffen
an Elnheitlich-
keit nur gewin-
nen kann, was
für die Bau-
kunst von ganz
besonderer Be-
deutung ist.

Vor allem be-
hördliche Bau-
meister, von
deneneinePro-
duktivität ver-
langt wird,
die Einzelkräste
übersteigt, dc-
ren Tätigkcit
überdies weit
übers Ieichen-
brett hinaus-
reichen muß,
können viel
mehr als Leutc
von sicherem
Geschmack und
raschein Blick
wirken, denn
alS grüble-
rische, langsam
zeugende und gebärende
Künstler. Der Architekt
schafft mehr als andere
fürs gemeine Beste. Mehr
als in andern Künsten
beruht die Bedeutung der
Baukunst auf der Summc
deS Geschaffenen, anstatt
auf Einzelleistungen. Es
ist nicht so wichtig, wenn
ein Architekt eine Konstruk-
tionsform, ein Schmuck-
motiv, einen BautypuS
findet, als daß dies Neue
sich verbreitet und ein
Mittel in der Hand aller
BerufSgenoffcn wird. Dar-
um darf solche Erfindung
nicht urheberrechtlich jeder
Benutzung durch andere
entzogen werden. DieBau-
kunst ist ein Schaffcn auf
Gegenseitigkeit, das nicht
den Größeren zugunsten
des Kleineren benachteiligt,
aber, freisinnig durchge-
führt, einer Sucherei
nach neuen Formen und
Motiven, die gerade den
geringeren Köpfen schäd-
lich ist, wohltuend vor-
beugen würde. So würde

im Gesamtbild
der Architek-
tur Einhcitlich-
keit erreicht
und Einseitig-
keit vermieden
werden.

Habicht hat
bei vielen Ge-
legenheiteneine
so ftark persön-
liche Note ge-
zeigt, daß cr
unbeschadet
Vorbilder be-
nutzen darf,
wenn es ihm
angemeffen
scheint und er
dadurch der
Reihe seiner
Bauten jene
Mannigfaltig-
keit geben will,
die zu diesen
Betrachtungen
anregte. Die
Reichsbank
verdient Dank,
daß sie eine so geartete
Kraft in ihre Dienste
stellte, in dieser Hinsicht
allen anderen deutschen
Behörden vorauSeilt und,
wenn auch nicht als ein-
zige, so doch als produk-
tivstc am Fortschritt unse-
rer architektonischen Re-
sultate tätig ist. Schon
sind andere Behörden
auf gleichem Weg, vor
allem verschiedene Eisen-
bahndirektionen sorgen da-
für, daß selbst die neben-
sächlicheren Provinzbahn-
höfe ein anständiges und
gefälliges Aussehen er-
halten. Bei solch ersicht-
lich gutem Willcn über-
sieht man gern, daß nicht
gleich alles ganz gut wird;
wird es doch beffer. Wo
aber bleibt die Reichspost?
Nach wie vor verschandelt
sie die Städte und Städt-
chen mit ihren jammer-
vollen Baumachwerken,
und kein Mensch ist da,
der ihr sagt: Poftalia,
geh in dich.

R. Schwerdtfeger.

Reichsbanknebenstelle in Hambom.

Neichsbankanstalt in Hagen i. W.

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