Abb. 4. Anhänger (Gold und Silber)
mit Cmail, Perle und Brillanten.
Abb. ?. Halsschmuck a. geschn. Schildpatt u.
Clfenbein, m. pat. Silber, Cmail u. Stcinen.
Abb. ö.
Sämtlich ausgeführt in den Kgl. Lehr- und Versuchswerkstätten, Stuttgart.
Goldschmuck mit Nauchtopas
und weißem Email.
Bernhard Pankok waren, wie es unterdessen die Zürcher
Kunftgewerbeschule unter de Praetere geworden ist und
wie es alle Anftalten ihrer Art werden müften, die
nicht neben der Zeit liegen bleiben wollen.
Jn den Stuttgarter Versuchswerkstätten sind auch
die sechs Anhänger gearbeitet, mit denen hier die mo-
derne Wendung im Schmuckgewerbe belegt werden
soll. Sie sind sämtlich von Paul Hauftein entworfen;
aber so ansprechend ihre Formen sich in der Abbil-
dung geben: der Grunch sie abzudrucken, liegt in ihrer
matcricllen Qualität, d. h. die Entwürfe entftammen
nicht irgendeiner originellen Ornament-Zdee, die nur
gezeichnet auch schon etwas wäre: sondern jedeö Stück
ift von Anfang an als eine sinnvolle und sinnfällige
Verbindung verschiedener Materialien gedacht- So er-
klärt sich dem prüfenden Auge die breitflächige Form
des Anhängers (Abb. 5) sofort daraus, daß er auö
geschnitztem Schildplatt und Elfenbein gearbeitet ist.
Um die Weichheit dieser Stoffe in eine organische Ver-
bindung mit Email und Steinen zu bringen, bedurfte
es natürlich anderer Formen, als wenn, wie z. B. in
dem Anhänger (Abb. Z), Amethyften und Topase in
Gold gefaßt werden sollten. Und die originellen Win-
dungen beim Anhänger (Abb. 2), die an die Zacken des
Hirschkäfers erinnern, erklären sich ohne weiteres aus
dcm Matcrial dcs Mittelftückes: gesclmittenem Horn. Wer
sich das Vergnügen macht, auch die übrigen Stücke
nach den zu ihrer Herstellung verwendeten Stoffen durch-
zuprüfen, wird überall den Charakter ihrer Formen
darin begründet finden. Freilich muß zu deren Prüfung
die Phantasie erheblich mithelfen, da der farbige Klang
der Steine und Metalle zueinander bestimmender ist als
die Form, und schließlich der funkelnde Glanz von Perlen,
Gold und Brillanten überhaupt nicht mit Druckfarbe
auf Papier nachzubilden ift.
Daß diese Anhänger, nachdem sie mit solcher Sorg-
falt aus dem Material gebildet sind, das Material auch
technisch mit aller handwerklichen Bravour bearbeitet
vorweisen, kann man schwer bezweifeln. Und so ftellen
sie auf ihrem besonderen Gebiet den neuen Iustand
unseres modernen Kunftgewerbes dar, der wieder wie vor
dem Einbruch der Künstler in die Werkstätten handwerklich
und technisch vom Material auögeht. Was neu daran
geworden ift, bleibt schließlich zwar doch die Form, aber
in einem gebildeteren Sinn, als es der erfte Übermut
einer jungen Bewegung glaubte. Nun erft, nachdem der
Hochmut deö Entwurfs auf dem Ieichenbrett — nach
dem historischen der moderne — beseitigt wurde: kann
sich auö der anregenden Mitarbeit der Künstler jene Ver-
bindung handwerklicher Vortrefflichkeit init künstlerischem
Geschmack ergeben, die sie anfangs gewaltsam in die
Werkftätten bringen wollten. Dazu bedurfte es, daß sie
erft selber Handwerker wurden, wie es Paul Hauftein
in den Lehr- und Versuchsftätten zu Stuttgart geworden
ist. Diese Anhänger sind trotz seiner Professur von
einem Goldschmied gemacht, der von der Kunst zum
Handwerk umlernte, um auö dem Handwerk eine Kunft
zu machen. Karl Pfälzer.
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mit Cmail, Perle und Brillanten.
Abb. ?. Halsschmuck a. geschn. Schildpatt u.
Clfenbein, m. pat. Silber, Cmail u. Stcinen.
Abb. ö.
Sämtlich ausgeführt in den Kgl. Lehr- und Versuchswerkstätten, Stuttgart.
Goldschmuck mit Nauchtopas
und weißem Email.
Bernhard Pankok waren, wie es unterdessen die Zürcher
Kunftgewerbeschule unter de Praetere geworden ist und
wie es alle Anftalten ihrer Art werden müften, die
nicht neben der Zeit liegen bleiben wollen.
Jn den Stuttgarter Versuchswerkstätten sind auch
die sechs Anhänger gearbeitet, mit denen hier die mo-
derne Wendung im Schmuckgewerbe belegt werden
soll. Sie sind sämtlich von Paul Hauftein entworfen;
aber so ansprechend ihre Formen sich in der Abbil-
dung geben: der Grunch sie abzudrucken, liegt in ihrer
matcricllen Qualität, d. h. die Entwürfe entftammen
nicht irgendeiner originellen Ornament-Zdee, die nur
gezeichnet auch schon etwas wäre: sondern jedeö Stück
ift von Anfang an als eine sinnvolle und sinnfällige
Verbindung verschiedener Materialien gedacht- So er-
klärt sich dem prüfenden Auge die breitflächige Form
des Anhängers (Abb. 5) sofort daraus, daß er auö
geschnitztem Schildplatt und Elfenbein gearbeitet ist.
Um die Weichheit dieser Stoffe in eine organische Ver-
bindung mit Email und Steinen zu bringen, bedurfte
es natürlich anderer Formen, als wenn, wie z. B. in
dem Anhänger (Abb. Z), Amethyften und Topase in
Gold gefaßt werden sollten. Und die originellen Win-
dungen beim Anhänger (Abb. 2), die an die Zacken des
Hirschkäfers erinnern, erklären sich ohne weiteres aus
dcm Matcrial dcs Mittelftückes: gesclmittenem Horn. Wer
sich das Vergnügen macht, auch die übrigen Stücke
nach den zu ihrer Herstellung verwendeten Stoffen durch-
zuprüfen, wird überall den Charakter ihrer Formen
darin begründet finden. Freilich muß zu deren Prüfung
die Phantasie erheblich mithelfen, da der farbige Klang
der Steine und Metalle zueinander bestimmender ist als
die Form, und schließlich der funkelnde Glanz von Perlen,
Gold und Brillanten überhaupt nicht mit Druckfarbe
auf Papier nachzubilden ift.
Daß diese Anhänger, nachdem sie mit solcher Sorg-
falt aus dem Material gebildet sind, das Material auch
technisch mit aller handwerklichen Bravour bearbeitet
vorweisen, kann man schwer bezweifeln. Und so ftellen
sie auf ihrem besonderen Gebiet den neuen Iustand
unseres modernen Kunftgewerbes dar, der wieder wie vor
dem Einbruch der Künstler in die Werkstätten handwerklich
und technisch vom Material auögeht. Was neu daran
geworden ift, bleibt schließlich zwar doch die Form, aber
in einem gebildeteren Sinn, als es der erfte Übermut
einer jungen Bewegung glaubte. Nun erft, nachdem der
Hochmut deö Entwurfs auf dem Ieichenbrett — nach
dem historischen der moderne — beseitigt wurde: kann
sich auö der anregenden Mitarbeit der Künstler jene Ver-
bindung handwerklicher Vortrefflichkeit init künstlerischem
Geschmack ergeben, die sie anfangs gewaltsam in die
Werkftätten bringen wollten. Dazu bedurfte es, daß sie
erft selber Handwerker wurden, wie es Paul Hauftein
in den Lehr- und Versuchsftätten zu Stuttgart geworden
ist. Diese Anhänger sind trotz seiner Professur von
einem Goldschmied gemacht, der von der Kunst zum
Handwerk umlernte, um auö dem Handwerk eine Kunft
zu machen. Karl Pfälzer.
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