Athena des Myron (5. Jahrh. v. Chr.). Kopie aus dem Ende der Republik nach dcm verschollenen Bronjeoriginal dcs Myron.
Torso pentelischer, Kopf parischer Marmor. 172,5 om hoch.
daß Marsyas in dem Moment dargestellt ist, wo er vor
den von Athcne weggcworsencn Flötcn steht, zweifclnd,
soll er sie nehmen oder nicht. Die Franksnrter Athene ist
nach Stil und BewegungSmotiv unbedingt als zugehörig
zu betrachten, wie sie ruhig, prüfenden Blickes vor
ihm steht. Der Ausdruck deS feinen, fast überlegen und
etwas ironisch herabsehcnden Gesichtcs ist so lebcndig,
der Faltenwurf deS Gcwandes so leicht und trefflich in
dcm schönen Matcrial deö Marmors wiedergegeben, daß,
wüßten wir die Originalgruppe nicht von Bronze, man
meinen würde, hier ein Original vor sich zu sehen und
nicht nur eine ganz wundcrvolle Marmorwiederholung.
Bcffer als der Marsyas belehrt uns diese Athene über
daS Wesen des myronischen StileS, das Feine, Spitzige,
Schlanke — Gotische könnte man sast sagen —, das an
ältere griechische Plastiken wie die Agineten anknüpst, noch
nicht die Reise und Fülle der Parthenon-Skulpturen
erreicht hat; über das archaisch Steife und herb Bestünmte
der Bewegungen und der Faltcn, das der Figur etwaS
Strenges und Edles bei aller Feinheit und Zierlichkeit
der Glieder gibt. Sieht man dann, wie die Figur nicht
vollrund, sondern mit sichtlicher Verbreiterung der Vorder-
slächcn, wie in einem Relies gearbeitet ist, so erkennt
man, daß die scheinbarc Frciheit und Vorgeschrittenheit
der Bcwegungsmotive des Myron — man denke an
den Diskuswerser — nur deshalb das in der gleich-
zeitigen Freiplastik übliche Maß von Bewegung über-
schreiten, weil sie im Grunde Reliesfiguren sind, sehr viel
Torso pentelischer, Kopf parischer Marmor. 172,5 om hoch.
daß Marsyas in dem Moment dargestellt ist, wo er vor
den von Athcne weggcworsencn Flötcn steht, zweifclnd,
soll er sie nehmen oder nicht. Die Franksnrter Athene ist
nach Stil und BewegungSmotiv unbedingt als zugehörig
zu betrachten, wie sie ruhig, prüfenden Blickes vor
ihm steht. Der Ausdruck deS feinen, fast überlegen und
etwas ironisch herabsehcnden Gesichtcs ist so lebcndig,
der Faltenwurf deS Gcwandes so leicht und trefflich in
dcm schönen Matcrial deö Marmors wiedergegeben, daß,
wüßten wir die Originalgruppe nicht von Bronze, man
meinen würde, hier ein Original vor sich zu sehen und
nicht nur eine ganz wundcrvolle Marmorwiederholung.
Bcffer als der Marsyas belehrt uns diese Athene über
daS Wesen des myronischen StileS, das Feine, Spitzige,
Schlanke — Gotische könnte man sast sagen —, das an
ältere griechische Plastiken wie die Agineten anknüpst, noch
nicht die Reise und Fülle der Parthenon-Skulpturen
erreicht hat; über das archaisch Steife und herb Bestünmte
der Bewegungen und der Faltcn, das der Figur etwaS
Strenges und Edles bei aller Feinheit und Zierlichkeit
der Glieder gibt. Sieht man dann, wie die Figur nicht
vollrund, sondern mit sichtlicher Verbreiterung der Vorder-
slächcn, wie in einem Relies gearbeitet ist, so erkennt
man, daß die scheinbarc Frciheit und Vorgeschrittenheit
der Bcwegungsmotive des Myron — man denke an
den Diskuswerser — nur deshalb das in der gleich-
zeitigen Freiplastik übliche Maß von Bewegung über-
schreiten, weil sie im Grunde Reliesfiguren sind, sehr viel