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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 2
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Schäfer, Wilhelm: Fritz Boehle
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0054

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Fritz Boehlc: Pferdrschwemme (Steinzeichming).

Als Boehlc diese Blätter radicttc, war er ebcn ci» Zwanziger, der seir seinem vicrzehntcn Ialw
(geboren 187^ zn Enimendingen in Baden) an dcr Kunftschule dcs Städelschcn Jnftitutcs gelernt

hattc nnd im Somnier 1892 vorübergehend bei Diez in Münchcn gewesen war. Die Einftüfse dieser
Schule sind in den beiden Radicrungcn cbenso unverkcnnbar, wie fte sich für sein anders und auch
wohl grösier geartcteö Talent bald als unbrauchbar crwiesen. Als cr ftch von 1894 bis 1897 dauernder
in Münchcn aufhielt, hatte scin Inftinkt schon die Anregung gefunden, die seine Begabung in einer
anderen Richtnng steigern mnßte: sie kam von Marees und hatte ihren Vermittler in Adolf Hildebrand,
dem großen Bildhauer. Dnrch ihn auf dic Grundlage aller monumentalen Kunft, die typische AuS-
prägung der Form in klarfter Darftellung hingewiesen, radierte er als Drei- und Vierundzwanzig-
sähriger scnc Blätter aus dem VolkSleben (teilwcisc abgebildet im Februarheft I9O5), die seitdem

wie dic „Mainschifter" Seltenheiten dcs Kunfthandcls geworden sind nnd die Meifterstellung deS

KünftlerS trotz seiner Iugend begründeten. In diescn Radierungen verzichtete er auf malerische
Fcinheiten, hielt vielmehr darauf, die Umriffe seiner Figuren bedeutend und drastisch in die Land-

schast zu ftcllen und in diese Umrifte mit klarer Schrasfferung nur hinein zu zeicknen, was

ihre Gcgenständlichkeit deutlich machte. Wer semals eines dieser Blätter vor Augen hatte,

weiß auch, daß ffch Boehle nicht nur auö cincr pcrsönlichcn Vorliebe der strengen Zeichnung zu-
wandte, daß er nicht etwa ein Jlluftrator wurde, dem die witzigen Wirkungen des Stiftes

näher lagen als des PinselS: sondcrn daß cr durch die Strenge und Größe seiner Zeichnung zur
Monumentalität wollte.

Leider ftnd seine Entwürfe für die Römerhalle in Franksurt nicht ausgeführt worden; ffe hätren
ihm Gelegenheit gegeben, solche monumentalen Absichten zu erproben. Diese Probe wäre unö

Deutschen umso lehrreicher gewesen, als darin das Stoffgebiet der Bildung ausgcschaltet und Menschen
unserer Zeit die großen Figuren gewesen wären. Was Boehle biö I9OO malte und radierte, war
sast auSnahniSloS dem VolkSleben entnommen, Bauern und Schifter ftellten die Helden seiner Dar-

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