Frih Boehle.
seiner Flächen zu zwingen, ift die erftaunlichfte Seite seiner Knuft, und es bleibt für die Frank-
furter eine Ehrensache, ihm hiersür großc und bcdeutcnde Wände zu geben.
NichtS kann diese Auffassung mehr bestätigen als die zehn Steindrucke, die im vergangenen Iahr
zum Teil in sehr großen Formaten aus dcn Markt kamen und überraschenderweise zumeift wieder
bäuerlicheS Leben darstcllcn. DaS größtc ift cin FrieS (siehe Abb.), der Pfiügen und Pfianzen, die
beiden Frühjahrstätigkeiten des Bauerö, in einer ftreng überlegten Komposition vereinigt. Man
kann, wie gesagt, als modcrner Mcnsch etwas gegen die Formcnsprache habcn; wie aber diese Sinn-
bilder des LebenS vor ihrer Landschaft im wohlerwogenen Gleichmaß die Fläche füllen: das ift unan-
taftbar. Es ist zwar nur ein Steindruck, aber keine Wandstächc wäre größer, als daß diese Kom-
position fte nicht noch mit Leben süllen könnte. Man sieht ihr wie den andern Blättern an, daß
sie zwar rasch hingeschrieben wurde, aber als sertiges Gebilde auf den Stein kam. Da die
große Strenge der letzten Radierungen schon durch die lithographische Technik, die weder der
Feder noch dem Kreidestift besondere Spitzigkeit erlaubt, gemildert ift, da namentlich die mit
dcr Kreidc gezeichneten (wie das am Kopf dieser Abhandlung ftehende) dic rascke und freie Nieder-
schrist deutlich zeigen: gcben ftch die Blätter nicht nur in ihren Gegenftändcn volkStümlicher als alles,
was Boehle biö dahin machte. Der sonstigen Starrheit ift cine fast licbcnswürdige Lässigkeit beigegeben,
die luftlose Stille mit Mind nnd Wärme gefüllt: wie wenn in die ftatuenhaftcn Figuren seiner
frühercn Blätter Bewegung gekommen wäre. Bei dem heiligen MartinuS von 1906 lag es nahe,
von dem Plaftiker zn sprcchen, dieser Martinus von 1908 ift ein solches Srück bewegten Lebens, ift
eiu so srei dekorierteö Stück Fläche, daß man nur noch an den Zeichner denkt, der große Wände
für seine Gebilde braucht, um Svmphonien zu schaffen, die in diesen Steindrucken gleichsam nur
Sonaten geworden sind. S.
Die Abbildungen zu diesem Aufsatz sind mit freundlichcr Erlaubnis der Kunfthandlung I. P. Schneider jr.,
Franksurt a. M., nach Originallithographien Fritz Boehles angefertigt, die im Verlag der genannten Firma erscheinen.
Friy Boehle: Feierabend (Steinzeichnung).
seiner Flächen zu zwingen, ift die erftaunlichfte Seite seiner Knuft, und es bleibt für die Frank-
furter eine Ehrensache, ihm hiersür großc und bcdeutcnde Wände zu geben.
NichtS kann diese Auffassung mehr bestätigen als die zehn Steindrucke, die im vergangenen Iahr
zum Teil in sehr großen Formaten aus dcn Markt kamen und überraschenderweise zumeift wieder
bäuerlicheS Leben darstcllcn. DaS größtc ift cin FrieS (siehe Abb.), der Pfiügen und Pfianzen, die
beiden Frühjahrstätigkeiten des Bauerö, in einer ftreng überlegten Komposition vereinigt. Man
kann, wie gesagt, als modcrner Mcnsch etwas gegen die Formcnsprache habcn; wie aber diese Sinn-
bilder des LebenS vor ihrer Landschaft im wohlerwogenen Gleichmaß die Fläche füllen: das ift unan-
taftbar. Es ist zwar nur ein Steindruck, aber keine Wandstächc wäre größer, als daß diese Kom-
position fte nicht noch mit Leben süllen könnte. Man sieht ihr wie den andern Blättern an, daß
sie zwar rasch hingeschrieben wurde, aber als sertiges Gebilde auf den Stein kam. Da die
große Strenge der letzten Radierungen schon durch die lithographische Technik, die weder der
Feder noch dem Kreidestift besondere Spitzigkeit erlaubt, gemildert ift, da namentlich die mit
dcr Kreidc gezeichneten (wie das am Kopf dieser Abhandlung ftehende) dic rascke und freie Nieder-
schrist deutlich zeigen: gcben ftch die Blätter nicht nur in ihren Gegenftändcn volkStümlicher als alles,
was Boehle biö dahin machte. Der sonstigen Starrheit ift cine fast licbcnswürdige Lässigkeit beigegeben,
die luftlose Stille mit Mind nnd Wärme gefüllt: wie wenn in die ftatuenhaftcn Figuren seiner
frühercn Blätter Bewegung gekommen wäre. Bei dem heiligen MartinuS von 1906 lag es nahe,
von dem Plaftiker zn sprcchen, dieser Martinus von 1908 ift ein solches Srück bewegten Lebens, ift
eiu so srei dekorierteö Stück Fläche, daß man nur noch an den Zeichner denkt, der große Wände
für seine Gebilde braucht, um Svmphonien zu schaffen, die in diesen Steindrucken gleichsam nur
Sonaten geworden sind. S.
Die Abbildungen zu diesem Aufsatz sind mit freundlichcr Erlaubnis der Kunfthandlung I. P. Schneider jr.,
Franksurt a. M., nach Originallithographien Fritz Boehles angefertigt, die im Verlag der genannten Firma erscheinen.
Friy Boehle: Feierabend (Steinzeichnung).