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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 3
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Schäfer, Wilhelm: Max Liebermann
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0093

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Max Liebermann.

Iedcrmann weiß, daß dies dcm ImpressioniSmuS tatsächlich gclang, und daß dessen Entdccker Eduard
Manet war. Nicht ein Stück Welt durch cin Temperamenr zu scheu (Millet und Israels waren
solche Temperamente, wenn auch melancholischer und sentimentaler Art), sondern ein Stück Erde als
ein farbigeö Spiel des SonnenlichteS in seincr in sich selbft ruhenden unsentimentalen Schönheit zu
begresfen und darzuftellen: war und ift das Ziel des ImpressioniömuS.

Die Atmosphäre war in allen Bildcrn Licbermanns stark gewesen und auch an Sonnenlichtern
hatte eö nicht gefehlt: nur cigentlich farbig im modernen Sinn warcn sie nicht: das Auge konnte
an ihre Richtigkeit glauben aber sich »icht an dem hellen Klang ihrer Farbcn naiv entzückcn. Genau
genommen, waren seine Biergärten (auch der berühmte im Lupembourg) immer noch Bildungsarbeiten,
in denen die Erinnerungen Manetscher Bildwerke stärker waren als dcr Natureindruck. Es war
die höchftc Einsicht und die leidenschastliche Energie darin, in nichtS dem Meifter nachzuftehen; aber
es war doch noch immer der Meistcr die Hauptsachc darin.

Freicr wnrdcn dic Bildcr schon, als er in den bcrühmten „Reitern am Strande" zu Manet
DegaS addicrte, als cr die japanischc Lehre des NaturausschnitteS verarbeitete, die scheinbar alle
dekorativcn Gesetze einer Flächenharmonie anßer acht läßt, um sie durch dcn geschicktcn AuSschnitt
um so witziger zu verwerten. Auch in der Bewegung versuchte er, DegaS und den Iapanern nach-
zukommen: seine Polospieler gehören mit zum Kühnften, was in dieser Richtung bei unS versucht
wurde. Was aber seinen Bildern seit I9OO eine fteigcnde Bewunderung zuwandte, war trotzdem
ctwaö andereö: es war das wirkliche ftarke Licht, daö statt der dunftigen Atmosphäre und dcn
Sonnenblicken in seine Flächcn kam, erst das Licht und danach die Farbc. Und darüber wird wohl
kaum noch geftritten werden, daß die Strandbilder seiner letzten Iahre Werke eineö souveränen
Meifters sind; eineS KünstlerS, der leidenschaftlicher als irgend einer seiner Zeit um künftlerische
Voüendung gerungen hat und der als die reifen Früchte solcher Lebenöart im Alter Werke erntete,
darin die ewige Iugend ;u leben scheint. S.

Mar Liebermann: Kähne.
 
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