Abb. I. Adolf Hildcbrand: Brunnen im Park der Frau vvn MendclLsohn, Berlin.
Denkinal und Brunnen.
er m künstlerischen Dingen nach dem Fort-
schritt sucht, dcn politische Leute gern als
Leitstern ihres Lebens verchren, wird sast
überall crkenncn, daß eS wohl beim einzelnen Künstler
wie in ganzen Ieiten Fortschritte in der Bewältigung
neuer Mittel gibt, daß diese neuen Mittel aber an sich
eincn Rückschritt wic cinen Fortschritt bedeutcn können,
daß sich die Kunstgeschichte, von hier aus betrachtet, alS
ein sonderbarcr Iickzackwcg crwcist, der oft genug wiedcr
in die Nähe seincs Anfangs kommt und mit Kreuzungen,
Parallclcn und Widcrsprüchen reichlich verworren ist.
Daö hindert natürlich nicht, daß dcncn, die an der Ent-
wicklung neucr Mittel tätigcn odcr belfenden Antcil
haben, die um dieser neuen Mittel willen abgelehnt
oder bejubelt werden, sich über die Tragweite ihrer
Kämpse täuschen und ein langeö Leben daran setzen,
dem Fortschritt in der Kunst zu diencn. Oft genug
sind auch die ncucn
Mittel — die in
veränderten Bedürf-
nissen und neuenMa-
terialien ebenso liegen
können wie in ver-
änderten Anschau-
ungen und neuen Er-
kenntnissen — von
so umwälzender Wir-
kung sür dic Kunst-
übung, daß ihre
Entwicklung an sich
durch ein hatbes oder
auch ganzes Jahr-
hundert einen Fort-
schritt bedcuten kann.
So gab das Zeitalter der Eisen- und Betonkonstruktion
von selber eine gründliche Veränderung der baukünst-
lerischen Mittel und Möglichkeiten, die übrigens noch
wenig genug ausgenutzt wird; und die moderne Er-
kenntnis, daß die Farbe dcn Dingcn der Natur nicht
als unvcränderlichcr Bestandteil anhaftet, sondern daß
sie eine im Spicl des Sonnenlichtes wcchselnde Erschci-
nung an den Dingen ist: mußte von selber eine
Malerci hcrvorbringen, dic sich mit der Farbe alS Licht
abzusindcn suchte. Und wie verzweifclt hicrin um jeden
Fortschritt im Einzelnen gekämpft werden muß, davo»
können wir Ieitgenosten täglich Zeugen sein.
Ganz amüsant aber ist es, aus irgend einem be-
sonderen Gebiet der „angcwandtcn" Kunst zu beobachten,
wie da die technischen Bedingungen der Kunft die Aus-
gaben diktieren, ohne daß bei den eintretenden Ver-
änderungen von eincm Fortschritt irgendwie gesprochen
werden könnte. Denn
daß die Fontänen des
siebzehnten und acht-
zehnten Jahrhunderts
eine Entwicklung der
laufenden Brunnen
des sechzehnten Jahr-
hunderts bedeuteten,
kann man wirklich
nicht gut sagen. Die
Brunnen Berns wa-
ren eine prunkvolle
Fassung natürlicher
Quellen oder artesi-
scher Brunnen und
die Fontänen kamen
aus, alS man — mit
Denkinal und Brunnen.
er m künstlerischen Dingen nach dem Fort-
schritt sucht, dcn politische Leute gern als
Leitstern ihres Lebens verchren, wird sast
überall crkenncn, daß eS wohl beim einzelnen Künstler
wie in ganzen Ieiten Fortschritte in der Bewältigung
neuer Mittel gibt, daß diese neuen Mittel aber an sich
eincn Rückschritt wic cinen Fortschritt bedeutcn können,
daß sich die Kunstgeschichte, von hier aus betrachtet, alS
ein sonderbarcr Iickzackwcg crwcist, der oft genug wiedcr
in die Nähe seincs Anfangs kommt und mit Kreuzungen,
Parallclcn und Widcrsprüchen reichlich verworren ist.
Daö hindert natürlich nicht, daß dcncn, die an der Ent-
wicklung neucr Mittel tätigcn odcr belfenden Antcil
haben, die um dieser neuen Mittel willen abgelehnt
oder bejubelt werden, sich über die Tragweite ihrer
Kämpse täuschen und ein langeö Leben daran setzen,
dem Fortschritt in der Kunst zu diencn. Oft genug
sind auch die ncucn
Mittel — die in
veränderten Bedürf-
nissen und neuenMa-
terialien ebenso liegen
können wie in ver-
änderten Anschau-
ungen und neuen Er-
kenntnissen — von
so umwälzender Wir-
kung sür dic Kunst-
übung, daß ihre
Entwicklung an sich
durch ein hatbes oder
auch ganzes Jahr-
hundert einen Fort-
schritt bedcuten kann.
So gab das Zeitalter der Eisen- und Betonkonstruktion
von selber eine gründliche Veränderung der baukünst-
lerischen Mittel und Möglichkeiten, die übrigens noch
wenig genug ausgenutzt wird; und die moderne Er-
kenntnis, daß die Farbe dcn Dingcn der Natur nicht
als unvcränderlichcr Bestandteil anhaftet, sondern daß
sie eine im Spicl des Sonnenlichtes wcchselnde Erschci-
nung an den Dingen ist: mußte von selber eine
Malerci hcrvorbringen, dic sich mit der Farbe alS Licht
abzusindcn suchte. Und wie verzweifclt hicrin um jeden
Fortschritt im Einzelnen gekämpft werden muß, davo»
können wir Ieitgenosten täglich Zeugen sein.
Ganz amüsant aber ist es, aus irgend einem be-
sonderen Gebiet der „angcwandtcn" Kunst zu beobachten,
wie da die technischen Bedingungen der Kunft die Aus-
gaben diktieren, ohne daß bei den eintretenden Ver-
änderungen von eincm Fortschritt irgendwie gesprochen
werden könnte. Denn
daß die Fontänen des
siebzehnten und acht-
zehnten Jahrhunderts
eine Entwicklung der
laufenden Brunnen
des sechzehnten Jahr-
hunderts bedeuteten,
kann man wirklich
nicht gut sagen. Die
Brunnen Berns wa-
ren eine prunkvolle
Fassung natürlicher
Quellen oder artesi-
scher Brunnen und
die Fontänen kamen
aus, alS man — mit