Abb. 5.
Komad Taucher: Straßcnbrunnen in Karlsruhe.
Abb. S. Jgnatius Taschner'. Zwergenbrunnen in dem städtischen
Altersheim zu Buch bei Berlin.
hindernisse stehen.) Eine Brunnenanlage fügt sich da-
gegen sast überall ein: daö breite Bassin alS Untergrund,
das laufende Wasser gibt ihr eine organische Berechti-
gung, dic auch ohne die sentiincntalen Erinnerungcn an
die alten Marktbrunnen auökäme. Ob z. B. in der
Vorhalle zum Wertheim-'Warenhaus in Berlin irgend
ein Denkmal allein sich so gut einsügen könnte wie
dcr Gaulsche Bärenbrunnen, oder ob auf dem Louisen-
platz zu Darmstadt rechtö und links der Ludwigsaule
plastische Gruppen auch nur annähernd so schön wirken
würden wie die wundervollen Brunnenschalen von
Olbrich: ist kauin fraglich. Adolf Hildcbrand ist ge-
wiß ein Plastiker, der die Wirkung seiner Statuen im
Freien zu überlegen weiß, und sein Vater Rhein vor
dem Straßburger Stadttheater ist eine schöne Bronze;
aber ohne die Brunnenanlage würde man die beste
Plastik an dieser Stelle zum mindesten als überflüssig
empfinden. Sie allein mit der rauschenden lebendigen
Wasserfläche vermag das Baumwerk auf dem Broglieplatz
mit der strengen Sandsteinfassade des alten Theater-
gebäudes so in Beziehung zu bringen, daß wir das
Ganze nun als eine unlösbare Einheit wahrnehmen.
Eine Plastik hätte das nicht vermocht.
* *
*
So ist die neuerwachte Neigung, unsere Straßen
und Plätze mit Brunnen zu beleben, gegenüber der
traurigen Kriegerdenkmalsbauerci der vergangenen Jahr-
zehnte freudig zu begrüßeu; obwohl sie nicht etwa ein
Fortschritt in einer aufschreitenden Entwicklung, sondern
nur der sentimentale Rückschlag auf eine nüchterne
Auffassung ist. Daß etwaö reichlich mit den alten
Vorwürfen und auch den Formen gespielt wird, ver-
steht sich hierbei von selbst; aber wer die beigegebenen
Abbildungen überblickt, wird einigen dieser Brunnen
doch wohl eine eigene Formprägung oder zum mindesten
doch die redliche Absicht einer solchen zuerkennen müssen.
Das gilt — wie man weiß — nicht gerade von Adolf
Hildebrand, der, wie beim Straßburger Brunnen,
auch sonst im Aufbau der historischen Architektur die
ornamcntale Prä'gung überläßt und nur seinen Ge-
schmack in der sicheren Anordnung zeigt. Man muß
sich bei seinen Brunnen an die Gediegenheit der plasti-
schen Einzelheiten halten, um auö diesem geschulten
Geschmack den großen Künstler zu finden. Der ganz
hiftorisch empfundene Bismarckbrunnen zu Jena (Abb. 2)
fteht auch mit der selbstverständlichen Ruhe eines alten
Brunnens da, während der Parkbrunnen, wo er sich
moderner im Aufbau geben will (Abb. I), so wohl-
überlegt und feinformig alle einzelnen Teile sind, im
Ganzen doch unruhig und weniger geschlosten wirkt. Eö
bedarf erst einer Prüfung der feinen Einzelheiten, bevor
sich daS Auge zurechtfindet, während das Kennzeichen
aller guten Baukunst — wie der Kunft überhaupt —
doch dies ist, daß eine rhythmische Anordnung in der denk-
barsten Ubersichtlichkeit sozusagen in die Augen springt.
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Komad Taucher: Straßcnbrunnen in Karlsruhe.
Abb. S. Jgnatius Taschner'. Zwergenbrunnen in dem städtischen
Altersheim zu Buch bei Berlin.
hindernisse stehen.) Eine Brunnenanlage fügt sich da-
gegen sast überall ein: daö breite Bassin alS Untergrund,
das laufende Wasser gibt ihr eine organische Berechti-
gung, dic auch ohne die sentiincntalen Erinnerungcn an
die alten Marktbrunnen auökäme. Ob z. B. in der
Vorhalle zum Wertheim-'Warenhaus in Berlin irgend
ein Denkmal allein sich so gut einsügen könnte wie
dcr Gaulsche Bärenbrunnen, oder ob auf dem Louisen-
platz zu Darmstadt rechtö und links der Ludwigsaule
plastische Gruppen auch nur annähernd so schön wirken
würden wie die wundervollen Brunnenschalen von
Olbrich: ist kauin fraglich. Adolf Hildcbrand ist ge-
wiß ein Plastiker, der die Wirkung seiner Statuen im
Freien zu überlegen weiß, und sein Vater Rhein vor
dem Straßburger Stadttheater ist eine schöne Bronze;
aber ohne die Brunnenanlage würde man die beste
Plastik an dieser Stelle zum mindesten als überflüssig
empfinden. Sie allein mit der rauschenden lebendigen
Wasserfläche vermag das Baumwerk auf dem Broglieplatz
mit der strengen Sandsteinfassade des alten Theater-
gebäudes so in Beziehung zu bringen, daß wir das
Ganze nun als eine unlösbare Einheit wahrnehmen.
Eine Plastik hätte das nicht vermocht.
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So ist die neuerwachte Neigung, unsere Straßen
und Plätze mit Brunnen zu beleben, gegenüber der
traurigen Kriegerdenkmalsbauerci der vergangenen Jahr-
zehnte freudig zu begrüßeu; obwohl sie nicht etwa ein
Fortschritt in einer aufschreitenden Entwicklung, sondern
nur der sentimentale Rückschlag auf eine nüchterne
Auffassung ist. Daß etwaö reichlich mit den alten
Vorwürfen und auch den Formen gespielt wird, ver-
steht sich hierbei von selbst; aber wer die beigegebenen
Abbildungen überblickt, wird einigen dieser Brunnen
doch wohl eine eigene Formprägung oder zum mindesten
doch die redliche Absicht einer solchen zuerkennen müssen.
Das gilt — wie man weiß — nicht gerade von Adolf
Hildebrand, der, wie beim Straßburger Brunnen,
auch sonst im Aufbau der historischen Architektur die
ornamcntale Prä'gung überläßt und nur seinen Ge-
schmack in der sicheren Anordnung zeigt. Man muß
sich bei seinen Brunnen an die Gediegenheit der plasti-
schen Einzelheiten halten, um auö diesem geschulten
Geschmack den großen Künstler zu finden. Der ganz
hiftorisch empfundene Bismarckbrunnen zu Jena (Abb. 2)
fteht auch mit der selbstverständlichen Ruhe eines alten
Brunnens da, während der Parkbrunnen, wo er sich
moderner im Aufbau geben will (Abb. I), so wohl-
überlegt und feinformig alle einzelnen Teile sind, im
Ganzen doch unruhig und weniger geschlosten wirkt. Eö
bedarf erst einer Prüfung der feinen Einzelheiten, bevor
sich daS Auge zurechtfindet, während das Kennzeichen
aller guten Baukunst — wie der Kunft überhaupt —
doch dies ist, daß eine rhythmische Anordnung in der denk-
barsten Ubersichtlichkeit sozusagen in die Augen springt.
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