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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 4
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Pfälzer, Karl: Denkmal und Brunnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0143

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Abb. ?. Georg Wrba: St. Magnusbrunnen zu Kempten (Allgäu). Abb. 10. Georg Wrba: Bismarckbrunnen zu Arnstadt i. Th.

sic sonst isoliert aus dem Postamcnt steht. Sie
bleibt dann Brunnenfigur — die in diesem Fall als
Plastik vortrefflich ist — aber es wird kein Brunnen
daraus.

Als Brunncnbauten in der ganzen dekorativcn
Erfassung sind eben die Arbeiten von Wrba vorbildlich
schön. Jn dem vielgerühmten Brunnen zu Kempten
(Abb. 9) ist zwar der eigentliche Brunnen noch in ein
Gehäuse gcstcckt, das Ganze ist eher ein pompöser
Brunnentempel: aber auch hier bleiben die vier auf
verschiedenen Tiercn reitenden Kinder durch die vor-
gesetzten Wasserschalen wieder soviel in Beziehung zum
laufcnden Wasser, daß man doch vor keincm scierlichcn
Tempel sondern vor einem volkstümlichen Brunnen
steht. Noch mehr verdient der Hennebrunnen zu
AscherSleben a. H. diesen Titel (Abb. II). Er ist über-
haupt Wrbas geschlossenste Leistung und sicher einer der
schönsten Brunnen in Deutschland. Obwohl die plasti-
schen Figurcn sich ganz dcm Bau cinfügcn, beherrschcn
sie daS Gebilde durch die reizende Variation ihrer
Stellung. Eö mag vielleicht zu kühn sein, das Dach
nur aus die acht Köpfe zu stützen; aber einmal ist
es durchbrochen und also leicht, und zum andernmal
nimmt diese Belastung den Figuren alles Selbständige,
sie werden damit gewaltsam in den Organismus deS
ganzen Brunnens einbezogen. Wie lustig die Tiere,
daraus sie sitzen, als Wasserspeier verwertet sind und
wie geschickt die Verdopplung der Strahlen durch die
beulenartigen acht Quellen daö Wasser sozusagen als

ideales Fundament der Dachpyramide einziehen: das
bringt ja schon die kleine Abbildung zur Schau.

Jn dem BiSmarckbrunncn zu Arnstadt i. Th. (Abb. IO)
ist dann das Wasser überhaupt das Motiv geworden:
eine Pyramide auS lausendem Wasser und den zu-
sührenden Rohren, die von den Kinderfiguren im
Gleichgewicht gehalten wird. Sonderbar mutcn die
Wappen an dcn Rohrcnden an und sast unbegrcislich
wirkt die auf die Spitze gesetzte Bismarckmedaille als
Krönung. Da sie schließlich doch nur zwei Seiten hat,
wirkt sie auf den achtseitigen Aufbau so verblüffeud,
daß man nur immer den Kops schütteln kann und
damit auch nicht aufhört, wenn man sieht, wie der
Künstler durch die obersten vier Wappen einen mathe-
matischen llbergang zu seiner „zweidimensionalen" Krö-
nung versucht hat. Daß der ganze Brunnen aber
origincll und kräftig wirkt, wird dadurch nur lcise
beeinträchtigt.

Die Brunnensäule ohne Statue in einer Schale
oder freistehend ist die primitive Form; waö für Wir-
kungen trotzdem damit zu machen sind, zeigen drei
Brunncn von August Vogel (Abb. 12, IZ) und Jgnatiuö
Taschncr (Abb. 14). Äuch sind sie aufö fcinste mit
dem Wasscr komponiert, weöhalb Nr. IZ als in Un-
tätigkeit aufgenommen, auch unlebendiger als die andern
wirkt: obwohl er gerade ein hübsches Motiv zeigt:
Kinder, die sich eng an den Fuß der Säule andrücken,
um den Strahlen der Wasscrspeier über ihnen zu ent-
gchen. llberflüssig wirken dic rcgelmäßig aufgelegten

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