beseitigt natürlich die Äiög-
lichkeit nicht, in Parkanlagen
alle Wasserkünfte spielen zu
lassen. Der laufende Brun-
nen ist gut zur Bclebung
enger und eingehegter Plätze:
in der freien Anlage muß
er trübselig wirken: da sollen
Wafsermassen fluten, da soll
der Wind den Wasserstaub
über den Rasen wehen, da
soll der weißschimmernde
Schaum in daö dunkle Grün
der Natur leuchten. Dafür
ist hier, wo die Gesamt-
anlage durch Max Läuger
geschaffen wurde, vielfach
gesorgt. Nur sind aus unse-
rer Abbildung hinter der
hohen Taxushecke die Dächer
und Erkerspitzcn der da-
hinter liegenden Villen weg-
retuschiert, weil sie den Ein-
druck der Anlage kleinlich
und peinlich bestimmten.
Das berührt dann wie-
der den Grundfehler aller
modernen Denkmalsbauerei:
ob Reitcrstandbild, Büst.
oder Brunnen, immer wieder
mangelt es an der passen-
den Umgebung. Daß wir
meist nur die grüne Ab-
schließung durch Baumgrup-
pen, Gebüsch oder TaxuS-
hecken finden, um einen
Hintergrund dasür zu haben:
ift ein traurig überzeugender
BeweiS, wie klcinlich und
verzettelt unsere Architektur
ist. Statt großer und zu-
sammengehaltener Massen
zeigt sie ausgelöfte Flächen
und bczipfelte Dächer, vor
denen aller besondere Schmuck
klein und unruhig wirken
muß. Dazu kommt die
ungeschickte Führung unserer
Straßen, die selten ein
ruhigeS Eckchen übrig lassen
und sast immer sich hoff-
nungslos in cincn gezirkelten
Platz ergießen, statt — wie
es die alten Stadtplanmeister
so schön vermochten —
zu eincm Platz sich zu
erweitern. Genau genom-
men paffen in unsere mo-
dernen Städte weder Denk-
mäler noch Brunnen; das
viel nachgesprochene Wort
Abb. IZ. August Vogel: Brunnen.
Abb. 14. Jgnatius Taschner! Brunnen in Buch.
von der Architektur als der
Mutter der Künste wird
hier traurig wahr: mutter-
los, also verwaift stehen die
Denkmäler zwischen den
fürchtcrlichen Bronzekande-
labern und bedrängt von
den Drähten der elektrischen
Bahn.
Wo wirklich ein mo-
derner Brunnen gut steht,
ist ein altmodischeö Eckchen
klug benutzt oder er ist
überhaupt in einen kleinen
Drt geraten. Daß er vor
manchen Ientralbahnhöfen
benutzt wird, um die An-
sahrt vor der Haupthalle
zu regulieren, ist eigentlich
auch keinc Lösung. Wenn
wir schon im Einzelnen
einer biedermeierlichen Sen-
timcntalität verfallen sind,
werden wir auch wohl im
Ganzen den Mut dazu
haben müssen, d. h. es
braucht nicht gerade, wie in
Stuttgart, cine sanierte Alt-
stadt zu sein: wir müßten
auch bei Ncuanlagen von
vornhercin auf die Schöp-
sung guter Schauwände
zielen. Eine moderne Straße
ist überhaupt nur eine Art
Eisenbahneinschnitt durch
Häusermassen, die man kaum
mehr als Böschungen wahr-
nimmt. Der Augenpunkk
ift in vielen Fällen ein un-
endliches Loch, und wo der
Blick etwas findet, ift cs
höchstens eine Kirche, eine
Festhalle, ein Theater odcr
ein Bahnhof. Was im
Anfang dcö vorigen Jahr-
hunderts noch eine Selbst-
vcrständlichkcit war, wird
heute peinlich gemieden: der
Abschluß einer Straße durch
eine llberbrückung odcr eine
Toranlage. Es gibt schon
Leute, die das Branden-
burger Tor oder die Pro-
pyläen als ein Verkehrs-
hinderniö ansehen. Wir
müffen aber, wenn wir wie-
der zu guten Stadtbildern
kommen wollen, aus der
allgemeinen Durchlöcherung
aus die festc Eingrenzung
der Durchblicke kommen, wir
lichkeit nicht, in Parkanlagen
alle Wasserkünfte spielen zu
lassen. Der laufende Brun-
nen ist gut zur Bclebung
enger und eingehegter Plätze:
in der freien Anlage muß
er trübselig wirken: da sollen
Wafsermassen fluten, da soll
der Wind den Wasserstaub
über den Rasen wehen, da
soll der weißschimmernde
Schaum in daö dunkle Grün
der Natur leuchten. Dafür
ist hier, wo die Gesamt-
anlage durch Max Läuger
geschaffen wurde, vielfach
gesorgt. Nur sind aus unse-
rer Abbildung hinter der
hohen Taxushecke die Dächer
und Erkerspitzcn der da-
hinter liegenden Villen weg-
retuschiert, weil sie den Ein-
druck der Anlage kleinlich
und peinlich bestimmten.
Das berührt dann wie-
der den Grundfehler aller
modernen Denkmalsbauerei:
ob Reitcrstandbild, Büst.
oder Brunnen, immer wieder
mangelt es an der passen-
den Umgebung. Daß wir
meist nur die grüne Ab-
schließung durch Baumgrup-
pen, Gebüsch oder TaxuS-
hecken finden, um einen
Hintergrund dasür zu haben:
ift ein traurig überzeugender
BeweiS, wie klcinlich und
verzettelt unsere Architektur
ist. Statt großer und zu-
sammengehaltener Massen
zeigt sie ausgelöfte Flächen
und bczipfelte Dächer, vor
denen aller besondere Schmuck
klein und unruhig wirken
muß. Dazu kommt die
ungeschickte Führung unserer
Straßen, die selten ein
ruhigeS Eckchen übrig lassen
und sast immer sich hoff-
nungslos in cincn gezirkelten
Platz ergießen, statt — wie
es die alten Stadtplanmeister
so schön vermochten —
zu eincm Platz sich zu
erweitern. Genau genom-
men paffen in unsere mo-
dernen Städte weder Denk-
mäler noch Brunnen; das
viel nachgesprochene Wort
Abb. IZ. August Vogel: Brunnen.
Abb. 14. Jgnatius Taschner! Brunnen in Buch.
von der Architektur als der
Mutter der Künste wird
hier traurig wahr: mutter-
los, also verwaift stehen die
Denkmäler zwischen den
fürchtcrlichen Bronzekande-
labern und bedrängt von
den Drähten der elektrischen
Bahn.
Wo wirklich ein mo-
derner Brunnen gut steht,
ist ein altmodischeö Eckchen
klug benutzt oder er ist
überhaupt in einen kleinen
Drt geraten. Daß er vor
manchen Ientralbahnhöfen
benutzt wird, um die An-
sahrt vor der Haupthalle
zu regulieren, ist eigentlich
auch keinc Lösung. Wenn
wir schon im Einzelnen
einer biedermeierlichen Sen-
timcntalität verfallen sind,
werden wir auch wohl im
Ganzen den Mut dazu
haben müssen, d. h. es
braucht nicht gerade, wie in
Stuttgart, cine sanierte Alt-
stadt zu sein: wir müßten
auch bei Ncuanlagen von
vornhercin auf die Schöp-
sung guter Schauwände
zielen. Eine moderne Straße
ist überhaupt nur eine Art
Eisenbahneinschnitt durch
Häusermassen, die man kaum
mehr als Böschungen wahr-
nimmt. Der Augenpunkk
ift in vielen Fällen ein un-
endliches Loch, und wo der
Blick etwas findet, ift cs
höchstens eine Kirche, eine
Festhalle, ein Theater odcr
ein Bahnhof. Was im
Anfang dcö vorigen Jahr-
hunderts noch eine Selbst-
vcrständlichkcit war, wird
heute peinlich gemieden: der
Abschluß einer Straße durch
eine llberbrückung odcr eine
Toranlage. Es gibt schon
Leute, die das Branden-
burger Tor oder die Pro-
pyläen als ein Verkehrs-
hinderniö ansehen. Wir
müffen aber, wenn wir wie-
der zu guten Stadtbildern
kommen wollen, aus der
allgemeinen Durchlöcherung
aus die festc Eingrenzung
der Durchblicke kommen, wir