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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 5
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Schäfer, Wilhelm: Adolf Hildenbrand
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0165

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Adolf Hildonbrand: Kinderfrühling.

im Steindruck eine Bedingung ift — eintonige Flächen in der Malerei, wo alles auf Wiedergabe
deö vibrierenden LichteS ankommt, leer wirken: nberträgt sich da leicht eine Nüchternheit, die von
den Künftlern selber garnicht gemerkt wird, weil sie zu sehr in lithographischen Vorftellungen leben.

Auch daö genannte Bild von Hildenbrand war keine Malerei im modernen Sinn: aber es
verzichtete auch grundsätzlich aus jene zeichnerische und dekorative Klarlegung, die — wie gesagt
wurde — die Grundlage der Karlsruher Landschaftsmalerei bildet. Statt der Bergformen war
das Licht zu malen versucht und sogar direkt daö Sonnenlicht, wie es sich in ein nebelgesülltes

Hochtal deS SchwarzwaldeS hineingoß. Waö dem Bild seinen Rang gibt, kommt in unserer

Abbildung nicht herauS: es ift mehr als die Helligkeit die silbergrüne Färbung einer solchen Morgen-
ftimmung. Die ift so ftark, daß man, die Säle der KarlSruher Galerie durchschreitend, vor diesem
Bild mit einem Ruck ftehen bleiben muß. Wcnn man eö näher prüft, erkennt man, daß es auch
noch eher lithographisck als malerisch gedacht ist, daß hier aber die Kampmannsche Richtung eine
unerwartete Erweiterung und Bereicherung gefnnden hat. Die farbigen Qualitäten und der
StimmungSeindruck sind so überzeugend, daß man aus die grundsätzliche Frage nach der Malerei
fürö erste verzichtet.

Eine Prüsung der beiden andern rein landschaftlichen Darstellungen in unseren Abbildungen
bestätigt das Gesagte: nicht die Malerei als solche beftimmt Charakter und Wert, sondern die

eindrucksvolle Gebärde der Schilderung, die durch ihre räumliche Disposition überraschr und durch
die seltsam eingefangene Naturftimmung den Blick fürs erste nicht mehr loöläßt. Was die

modernen Landschaftömalereien leicht zu Skizzen und Studien ftatt zu Bildern machte, die Be-
schränkung auf dcn nahgesehenen lHuerschnitt, kann einer solchen Kunft natürlich kein Vorwurf sein.
Sie erweitert die Landschaft zum Schaubild, suchr ihr mit weiten und umfassenden Blicken bei-

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