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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 5
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Schäfer, Wilhelm: Adolf Hildenbrand
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0166

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Adolf Hildenbrand: Mädchen in der Landschaft.

zukommen; da müssen dic Blumen im Wind wehen, Bergc von Licht übergossen sein und Schwärme
von Vögeln fliegcn.

Daß Adolf Hildenbrand mit seinen Landschaften das Bild der KarlSrnher Kunft bereichert hat,
darf ohne Vorbehalt auSgesprochen werden. WaS eine gewisse Kunst verächtlich machen sollte, das
Schlagwort vom „poetischen Gemüt", findet darin cine unerwartete Umkehrung. Ob man seinen
Figurenbildern das gleiche Zutrauen entgegenbringen darf? In dem „Kinderfrühling" wird die
Frühlingsftimmung durch die spielenden Kinder im Mittelgrund nicht geftört; daö Bild mit dem
blumigen Vordergrund allein würde einen ftarken und einheitlichen Eindruck hinterlassen. Nun aber
liegt da quer im Bild wie eine Art Riesenfräulein unorganisch in dieser lieben Kleinwelt der Blumcn
ein Kind. Wie eS sehnsüchtig verloren in den Himmel träumt, daS fteht ideell aufs innigste mit
dem ganzen FrühlingSbild in Einklang, nichr aber wie es alö Form unorganisch quer hineinliegt:
eö bleibt als ein Fremdkörper da, von dem der Blick mehr oder weniger absehen muß, wcnn er
ftch des Bildes freuen will.

Das selbe Bedenken läßt sich zwar gegen die andern Figurenbilder nicht in gleicher Stärke
erhebcn; sie zeigen teilweise sogar eine glückliche Vereinigung dcr Gebärdcn (um diesen AuSdruck im
übertragenen Sinne zu gebrauchen), der figürlichen, wie der landschaftlichen Gebärde. Bei den
meiften aber bleibt trotzdem ein formaleö Bedenken übrig. Der menschliche Körper ist als Figur
im Bild ein empfindsames Ding; unser Auge verlangt in seiner Darstellung — ob mir Recht oder
nur infolge „künftlerischer" Erziehung ist gleich — cine Präzifion, dic weder mit großer Andeutung
noch mit tiefer Srimmung überflüsfig gemacht werden kann. Wir vermögen garnichts dagegen,
wenn wir den „blumcnstreuenden Frühling" über die aufwachende Welt hinschweben sehen: unser
Auge läuft prüfend an der Gestalt herunter von dem flattcrnden Haar bis zu dem Wolkentuch

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