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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 6
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Schäfer, Wilhelm: Bernhard Pankok
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0198

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Bernhard Pankok.

zn gelten. EineS TageS aber erinnerte sich der Direktor der Kgl. Lehr- nnd Versuchswerkstätren zu
Stuttgart seiner Düsseldorfer Malerzeiten und machte den Stuttgartern eine AuSstellung damaliger
und späterer Bilder; und obwohl die TageSkritik — was für Dummheitcn hat diese unverantwortliche
anonyme Dame nicht auf dem Gewiffen — ihm höhnisch begegnete „Wenn Kunstgewerbler malen":
sprach eS sich bald in Deutschland rund, daß der neunzehnjährige SchreinerSsohn auS Münster damals
schon einer der besten Maler seiner Tage gewesen war. Heute ist sein Selbstbildnis aus jener
Zeit in der Nationalgalerie, und wenn einer daS Dutzend Künstler aufzählt, daö in Deutschland
wirklich malen kann, steht der Name Pankok irgendwo in dcr Mitte auch darunter. Er hat sich
der Iugendleidenschaft aufs neue ergeben, und wenn es den Zeitgenossen beliebte, ibm seine Fähig-
keiten als Architekt, als Möbelbauer, Schmuck- und Buchkünstler abzusprechen: als Maler müßten

sie ihn nach so langer
Probezeit doch wohl gel-
ten lassen.

Es ist ohne weite-
res klar: zu den Poeten
gehört er trotz seiner
phantastischen Neigungen
odcr ebcn deshalb nicht;
und obwohl seine Viel-
seitigkeit Landschaften wie
Figuren malt und stoss-
lich keine Grenzen aner-
kennt: sein eigenstes Ge-
biet ist das Bildnis.
Hier kann er die beiden
Vorzüge seiner Kunst
am glänzendften entfal
ten: seinen kaltblütigen
Beobachterblick und seine
Malerhand, die nirgend
darauf angewiesen ist,
Zeichnungen zu kolo-
rieren, weil sie eine
Fläche malerisch füllen
kann. Stoffliche und
technische Schwierigkeiten
scheint eö für ihn nicht
zu geben, und so selbst-
verftändlich seine Men-

schen dasitzen, so selbft-
verständlick ift die Pinsel-
führung, die auch an
subtilen Stellen ihre
Sicherheir nicht verliert.
Ein Porträt wie das
des zwinkernden Herrn
mit der Brille im Freien
(Abb. Z) gehört zu den
ftärksten Leiftungen der
modernen Bildnismalcrci
überhaupt; immer wieder
muß man seine Mache
bewundern, die siä, vom
Saloppen und Weich-
lichen gleichweit entfernt
hält, um kräftig zu sein.
Auch dieses Bild ist schon
I89Z, also von einem
Einundzwanzigjährigen
gemalt; es verdient den
Frühwerken Trübners an-
gereiht zu werden, deren
Tonschönheit es nicht er-
reicht, um sie in der
frischen Kraft und in
der Modernität zu über-
treffen.

Daß er seit seiner

malerischen Iugend ein Meister der dekorativen Künste geworden ist, har natürlich nicht ohne
Einftuß auf seine Malerei bleiben könncn. Es verrät sich ohne wciteres in dem abgebildeten
Frauenbildnis, worin die Gestalt der Frau bewußt als Ornament verwertet und mit großem
Geschick nach rechtS oben in die Bildfläche hineingesckoben ift; auch wie sie ihre Hände dem Be-
schauer darbietet — sie ist cine feine Klavierspielerin, diese Frau. Mehr freilich noch im modernen
Stoff ihrer Gewänder. Und wenn Pankok sich bei der schlichten Herrenkleidung solche Farbigkeir
auch nicht geftatten kann, weiß er doch immer irgend ein farbigeS Fcuerwerk zn entzünden: bei
dem Bildnis von Profeffor Diez das Stückchen der modernen Tischdccke, bei dem von Konrad
HauSmann der farbige Seffelbezug. Wie er solche Farbigkeiten in die Harmonien seiner Bilder
hineinarbeitet, darin stndet er eigentlich nur noch in Trübner seinen Meister. Wobei nicht verkannt

Abb. 2. Bernhard Pankok: Selbstbildnis von I8-Z.

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