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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 6
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Schäfer, Wilhelm: Bernhard Pankok
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0199

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Bernhard Pankok.

werden darf, daß er — eben als dekorativer Heremneister — unauffälliger damit fertig wird. Er
hebt starke Farben nicht durch Gegenwirkungen auf, sondern er verarbeitet sie ganz in scine Flächen
hinein: so fpielen im Porträt Diez alle Farben der bunten sapanischen Seidendecke im Kopf deö
Dargestellten wieder; und das Drolligste ift daö Bildnis eines ordengeschmückten Herrn, worin die
unmöglichen und schreienden Farben der Ordensbänder durch ein ftrahlendcö Stoffmuster als Hinter-
grund aufs luftigfte aufgelöst stnd.

Da die beiden Herrenbildnisse Persönlichkeiten darstellen, von denen die eine (HauSmann) weithin,
und die andere (Diez) im engeren Umkreis bekannt sind: wird mancher die Ähnlichkeir nachprüfen
können und verblüfft dieses erste Kriterium eines guten PorträtS nach Max Liebermann erkennen.
Da ist selbft für den Laienblick die allmächtige Photographie dreimal übertroffen. Währcnd sie immer
nur einen momentanen AuSdruck geben kann, der mehr oder weniger ähnlich wird: scheint hier
dic Ähnlichkeit mehrerer das Obsektiv deS Photo-

Dutzend von guten Auf-
nahmen vereinigr. Wo-
mit nicht etwa gesagt
sein soll, daß sich für
einen BildniSmalcr über-
haupt mit photographi-
schen Aufnahmen etwaS
erreichen licße, obwohl
sich gerade die weltbe-
rühmten Bildnismaler
ihrer eifrig bedienen. Es
ift im Gegcnteil sicher,
daß sie einen wirklichen
Porträtiften immer hin-
dern werden, da für
ihn alles auf die innere
Erfaffung eines mo-
mcnranen Auödrucks an-
kommt, in dem sich —
wunderbar genug — der
ganzc Mensch auöspricht.
Solcher Art sind die
Bildniffe von Pankok:
Momentaufnahmen deS
KünstleraugeS, die für

graphen weder in der
augcnblicklichcn Erfaffung
noch in der Ähnlichkeit
semals zu erreicheu sind.
Namcntlich bei dcm Bild
von Konrad Hausmann
ist dic Gebärde, wie
der vielbeschäftigte Par-
lamentaricr in eincm
Augenblick dcr Besinnung
den Kneifer abnimmt
»nd gleichsam stch selber
nachgeht: aufs glück-
lichste so gefaßt, daß sie
uns den ganzen Mann
für immer hinftellt. Und
eö ist amüsant zu wiffen,
daß Pankok ihn malen
mußte, während Hauö-
mann im Drang seiner
Beschäftigung diese flüch-
tigen Modellftunden nock
zum Schreiben und Dik-
licren vcrwendcn mußte.
Als er sich — wer keunt

Abb. ?. Bcmhard Pankok: Herrenbildnis von I8SZ.

diese Augenblicke an vielbeschäftigten und leidenschaftlich tätigen Menschen nicht — für ein paar
Sekunden den Kneifer abnehmcnd, in sene Ermattung zurückstnken ließ, auS der die besten Gedanken
zu kommen pflegen: da hatte ihn der Augenapparat deö KünstlerS auch schon gefaßr.

Daß Pankok ein Landschafter von gleichem Rang ift, kann in schwarzen Abbildungen nicht gezeigt
werdcn, weil hier alles in der kühnen und starken Farbe liegt. Unsere Bilder zeigcn als Schab-
kunstblätter nur seine Beherrschung der tonigen Mittel; und obwohl er als Radierer cine Zcit-
lang bekannter war denn als Maler, darf man ihn nicht dcm Maler als gleichwertig zugesellen.
Wer ihn auö solchen Blättern allein kennte, würde nichtS davon ahnen, wie kühn und frisch
cr einen Baum, eine Wiese, einen Wolkenhimmel hinzuschreiben vcrfteht, wic satt und gefüllt
seine Farben stnd und wic alleS von Helligkeit erfüllt ift. Im Museum seiner Heimarstadt
hängt heute ein solcheS Prachtstück auS seiner westfälischen Heimat, ein Bild, daö man unwill-
kürlich die grüne Landschaft nennt, weil cs inmitten andcrer, auch der modcrnsten Bilder, immer

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