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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

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Heft 6
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Schäfer, Wilhelm: Ein Preisausschreiben für die deutschen Bildhauer
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https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0209

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Gustav Adolf Bredow: Preisgckrönter Entwurf für ein Brunnendenkmal der Deutschen in Buenos-Ayres.

Ein Preisausschreiben für die deutschen Bildhauer.

/^^/mmer wieder werde ich aufgesordert, in unserer
^ Zeitschrist einmal eine gründliche Absertigung
H der PreisauSschreiben für Denkmäler zu geben.

Wcil - wie einer unserer bekannteften Künftler
mir neulich sagte - die Bürgermeifter in Deutschland
die Bildhauer nicht kennten, an die sie sich wenden
müßten, um ein gutes Denkmal zu erhalten, würde
immer wieder durch Preisausschreiben Raubbau an der
Arbeitskraft unserer Bildhauer getrieben — von dem in
Gips verschwendeten Vermögen garnicht zu sprechen —
wo ein direkter Austrag meist zu einem sicheren Iiel
führen müßte. ES ist zwciselloö ein ungcwöhnlicheS
Mißverhältnis, wcnn immcr wieder Dutzende von Künst-
lern angeftachelt werden, Monate angespannter Arbeit
und hohe Modellkoften sür eine Sache aufzuwenden,
die schließlich doch nur einer zur Ausführung be-
kommen kann. Auch dars hier nicht erwidert werden,
daß die Beteiligung eine freiwillige sei; denn wenn
durch eine solche Gewohnheit von Behörden und Ge-

Figmen aus dem Bredowschen Cntwurf.

schwägert ift. Der wäre lokal
betrachtet der gegebene An-
wärter; da er es aber künft-
lerisch nicht iinmer ift, sucht
man ihm durch ein Preis-
ausschreiben zu entgehen. Das
ist die Regel bei den Kon-
kurrenzen von lokaler Be-
deutung, der Kaiserdenkmäler
und Rathausbrunnen; man
sollte hier jedesmal sragen,
ob das Objekt es wirklich
rechtfertigt, die ganze deut-
sche Bildhauerschast auszu-
rusen, um den ansässigen
Anwärter zu umgehen, dcr
oft gcnug schließlich doch
noch - mit einem aus den
Erfahrungcn der Konkurrcnz
durch die Iuroren verbesser-
ten Entwurf — zur Aus-
führung kommt. Jn den
meisten Fällen wird eö
gcnügen, ihn mit einigen

mcinden nur in seltenen Fällcn direkte Aufträge ertcilt
werdcn, bleibt den Bildhauern, dic nicht in Ton-

modellen eine Art Selbftbefriedigung treiben wollen,
nichts übrig, als sich dem Zwang zu sügen. So
wäre es sicher an der Zeit, durch eine Rundsrage

bei allen bekannten Bildhauern einmal Grundlagen zu
gewinnen, um gegen diese sinnlose Verschwendung von
Nationalvermögen ernftliche Verwahrung einzulegen.
Selbstredend nicht so, daß sortab alle Preisauöschreiben
sür Bildhauer verboten oder verpönt sein sollen, sondern
daß in jedem einzelnen Fall zum mindesten überlegt
wird, ob man nicht durch einen direkten Austrag
sicherer zum Iiel käme.

Was in den meisten Fällen zum Preisausschreiben

führt, wird zwar weniger — wie unser Künstler meinte —
die Unwissenheit der Oberbürgermeifter als der liebe
Konkurrenzneid der lokalen Berühmtheiten sein. Eö wird
kaum cinc Stadt in Deutschland geben, wo nicht zum
mindeften ein Bildhauer ansässig, herkünftig oder ver-

Figuren aus dem Bredowschen Cntwurf.


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