Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 19.1910

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Schäfer, Wilhelm: Ein Preisausschreiben für die deutschen Bildhauer
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.26462#0210

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Hosäus und Brurein: Preisgekrönter Entwurf für ein Brunnendenkmal der Deutschcn in Buenos-Ayres.

Künstlern von Rang in Wettbewerb zu bringen, denen
dann freilich ihre Bemühung von vornherein bezahlt
werden müßte. Da sür das Preisausschreiben auch
Gelder aufgewandt werden müssen, die somit nur eine
andere, und wie mir scheinen will, vernünstigere Ver-
wendung erfahren, erweist sich dieser Weg ohne wciteres
gangbar und die öffentliche Meinung sollte soweit bc-
einslußt werden, daß sie ihn jedesmal forderte, wo
nicht mehr als em lokales Denkmal in Frage steht.

Etwas anderes ist es freilich mit den wirklichen
nationalen Wettbewerben. Wenn z. B. im dcutschen
Volk eine Riesensumme gesammelt wird, um Bismarck
aus der Elisenhöhe (gegenüber dem Niederwalddenkmal)
ein Denkmal zu errichten, scheiden alle lokalen Anwärter
von selber auö. Außerdem ist die Ausgabe sosort auch
künstlerisch eine nationale Angelegenheit, zu der man
die Bildhauer des Volkes wohl aufrusen darf. Und
zwar alle, nicht nur die bekannten; denn es ist mög-
lich — wie wir ein paarmal erlebten — daß gerade der
neue Mann, der zur Erstaunung vieler den Preis davon
trägt, dies gerade durch die neue Lösung erreicht. Wie
nötig das aber sein kann, zeigt besonders das angeführte
Beispiel des Bismarckdenkmalö auf der Elisenhöhe.
Wenn es damit geht, wie eS
nicht die Geringsten befürchten,
wird daS altmodische und wirk-
lich vcrschlte Niedcrwalddenkmal
als Gcgcnbeispiel mit dem mo-
dernen Beispiel einer monu-
mentalen Bergbekrönung (Kyff-
häuser, Porta Westphalica usw.)
übertrumpst werden. Das wäre
sür den modernen Stolz eine
selbstgesällige Besriedigung, als
praktische Lösung leicht eine
Geschmacklosigkeit, die über-
dieö nach zwanzig Jahrcn cben-
so veraltet scin könnte. Wic
Proseffor Pützer seinerzeit war-
nend bemerkte (Frankfurter
Ieitung), war es keine glück-
liche Wahl, durch den Platz
diesen Vergleich herauszufor-
dern; wie cS mir überhaupt

je längcr je mehr scheint, als habe Bismarck in Ham-
burg das Nationaldenkmal künstlerisch schon erhalten
und als wäre es würdiger und moderner, seinen hun-
dertsten Geburtstag werktätig statt mit einem Stein-
denkmal zu feiern. Hier wird ein wahres Wunder
nötig sein, wenn trotzdem etwas Würdiges heraus-
kommen soll; und dazu ist — wie gesagt — die Be-
mühung allcr künstlerischen Kräste mcht nur gerecht-
sertigt, sondern auch geboten.

Aus gleicher Grundlage wurde daö Preisausschreiben
erlaffen, deffen Ergebnis die Veranlaffung zu diesen
Ieilen gab: Wenn die Deutschen in Argentinien zum
Jubiläum dieser großen und zur Größe ausblühenden
Republik der Hauptstadt Buenos Ayres ein Denk-
mal errichtcn wollen und sich an die Künstler ihres
Heimatlandes wenden: so ist das sür die deutschen
Bildhauer - die Mütel zur Errichtung eines würdigen
Denkmals vorausgesetzt — eine Ehrensache, dem Ausrus
ihrer Landöleute nachzukommen. Sie haben es getan,
und gerade die Erteilung des ersten Preises an Gustav
Adols Bredow in Stuttgart hat wieder einmal gezeigt,
daß sür eincn solchen allgemcinen Wcttbewerb nicht nur
die erprobten Kräfte in Frage kommen. Denn Gustav
Adolf Bredow, geboren 1875
in Kreseld und ein Schüler der
Stuttgarter Kunstschule, war
vordem auch den orientierten
Kunstfreunden kaum bekannt.
Obwohl sein Entwurf als Lösung
einer Brunnenanlage — eine
solche war gesordert — nichts
ÜberraschendcS bietet, besriedigt
er durch die sreie Größe seiner
Anlage wie durch die Schön-
heit der krönenden Gruppen
gleicherweise. Wie diese Grup-
pen aus dcn seitlichen Be-
grenzungspunkten zwcier liegen-
den konzentrischen Ellipscn
herauswachsen, wie die Anlage
sich nach hinten abschließt: daö
verrät ebenso eine künstlerische
Hand, wie die schlichte Bildung
aller Formen. Vom Bieder-

Figurengruppe aus dem Entwurf »on Hosäus und Brurein.

I?4
 
Annotationen