Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Rocznik Historii Sztuki — 42.2017

DOI Artikel:
Huczmanová, Andrea: Die Stadt Joachimsthal und ihre Memorialkultur in 16. Jahrhundert: ein Beitrag zur Entstehung, Ikonographie und Auftraggebern der Bildepithapien aus der „Spitalskirche”
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39128#0094
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
94

ANDREA HUCZMANOVA

die Herren von Saalhausen erwähnen, die aus Meißen stammten. Im Jahre 1515 kauften sie Beneschau.
Schon am Anfang der 20er Jahren des 16. Jahrhunderts fingen sie an, Martin Luther zu unterstützen und
in ihren Gütern die geistlichen Reformen durchzusetzen, wovon auch gegenseitiger Briefwechsel zeugt3.
Luthers umfangreiche Korrespondenz wurde also mehrmals über die böhmische Grenze versendet, wo
sie dankbare Empfänger erreichte: die Familie Schlick, die Grafen von Passati und die Herren von Weiß-
kirchen, die seit mehreren Generationen Pfandherren von Ellbogen waren. Dieses Gebiet hatte im Jahre
1437 Kaspar Schlick, Kanzler von Sigismund von Luxemburg, erworben. Durch seinen Scharfsinn und
politisch-wirtschaftliches Geschick hatte Kaspar schon am Anfang der 30er Jahre zuerst das italienische
Reichslehen Bassano erworben, unter der Bedingung, dass kein Schlick und kein anderer seiner Erben
dieses Lehen der Venezianischen Republik überlässt.
Noch im gleichen Jahrzehnt richtete Kaspar jedoch seine Aufmerksamkeit zurück nach Böhmen, wo
sich die Situation zwischen Sigismund von Luxemburg und den böhmischen Ständen langsam stabilisiert
hatte. Eine ganz andere Lage herrschte im Königtum Ungarn. Die ständige Abwesenheit Sigismunds
in Ungarn und die hohen Ausgaben, die während der Hussitenkriege in Böhmen auf seinem Königtum
lasteten, trugen zu Unmut im ungarischen Hochadel und der dortigen Bevölkerung, verstärkt durch die
Verpfändung eines Teils Oberungarns an Ladislaus II. Jagiełło, das als Zipser Pfand4 bekannt ist, bei. Das
durch die langen Kämpfe erschöpfte Böhmische Königtum war nicht im Stande, seinem König genügend
finanzielle Unterstützung zur Unterdrückung der ungarischen Unruhen zu bieten. Deswegen war Sigis-
mund auf eine Leihgabe angewiesen, welche ihm sein Kanzler Kaspar Schlick leistete. Die Überlassung
der Ellbogener Burggrafschaft erfolgte am 28. September 1434 als Pfand über 11 900 Gulden, welche
Schlick an Sigismund auszahlte5.
Im Jahre 1437 erwarb Kaspar im nordöstlichen Zipfel Böhmens schrittweise das Gut Schömitz, das
Gut Lichtenstadt, eine weitere Geldverschreibung auf die Ellbogener Burgpflege mit der Engelsburg sowie
eine Geldverschreibung auf die Egerer Burgpflege6. Außer der Verwaltung der Burg fasste sie die Besitz-
tümer der Burg, die zugehörigen Städte, die Lehenshoheit und einige weiteren königlichen Rechte um. In
diesem Jahrzehnt erwarb er hier auch Falkenau, das an ihn und Mattheus Schlick überwiesen wurde (am
4. November 1435), wobei Artur Zechel nachgewiesen hat, dass es sich um eine Fälschung handelt: „Die
Urkunde stimmt mutatis mutandis mit der Lichtenstadt-Urkunde aus 1437 wörtlich überein“7. Nicht nur
Eger und Ellbogen, sondern auch das benachbarte Vogtland fesselten Kaspars Aufmerksamkeit soweit, dass
er hier im Laufe der Zeit einige Reichslehen erwarb. Auf diese Weise entstand im Nordwesten Böhmens
eine starke Enklave, deren Besitzer nicht Landestitel, sondern vielmehr Reichstitel besaßen. Zu einem
rechtskräftigen Bestandteil der böhmischen Krone wurden sie mit dem Februarerlass (1502) Ladislaus
Jagiellos8, also erst 70 Jahre später.
Wenn man die Vermögenslage der Schlicks im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert beobachtet, wird
deutlich, dass Vermögensverschiebungen im Rahmen der Familie und ihrer einzelnen Zweige häufiger
stattfanden als die Verschiebung von „böhmischem“ Besitz in fremde Hände. Diese Kontinuität schlug sich
sowohl in der Stabilität, als auch in der Prosperität ihrer Güter nieder. Davon zeugt die Tatsache, dass die

3 Sendbriff Er Wolffen von Salhausen an Doctor Martinus und AntM’ort Marti. Luthers, Wittenberg 1524; M. Blochinger,
B. Hartzer, Klage an königliche Majestät von Ungarn und Böhmen wider einen lutherischen Mönch-Prediger-Orden über vierzig Artikel
von ihm gepredigt zu Tetzsch im Böhmerland im Jahr 1522, [in:] Die Flugschriften gegen Reformation (1518-1524), Hrsg. A. Laube,
U. Weiss, Berlin 1997, S. 439—455; J. Just, Z.R. Neśpor, O. Matejka, Luterani v cesky>ch zemlch v promenäch staled, Jirchäre 2009,
S. 52-53.
4 J. Kurtyka, Starostwo spiskie (1412-1769/1770), [in:] Terra Scepusiensis. Stav badania o dejinäch Spisa, Hrsg. M. Homza,
R. Gladkiewicz, Levoca-Wroclaw 2003, S. 505.
5 Regesta Imperii, Bd. 11, Nr. 10848; J. Smolik, Smlouva króle Ferdinanda I. s pàny SI iky o hory a minei Jächymovskou,
„Pamätky archaeologické a mistopisné“, 20/5, 1903, S. 333-340, v.a. S. 339.
6 M. Moravec, Zastavy Zikmunda Lucemburského v ceskych zemlch z lei 1420-1437, „Folia Historica Bohemica“, 9, 1985,
Praha, S. 94-96; M. Novotny, Slikové. Majetkovà struktura panstvl a spolecenské postavenl rodu do roku 1487, Karls-Universität,
2007, unveröffentlichte Magisterarbeit, S. 73-74, 87-88, 129-132; A. Zecha, Studien über Kaspar Schlick, Prag 1939.
7 Zecha, op. cit., S. 312-315.
8 Archiv ćesky, Bd. 17, Prag, 1899, S. 12; U. Tresp, Zwischen Böhmen und Reich, Ständen und Königtum. Integrationund
Selbstverständnis der Grafen Schlick in Böhmen um 1500, [in:] Böhmen und das Deutsche Reich. Ideen- und Kulturtransfer im Vergleich
(13.-16. Jahrhundert), Hrsg. E. Schlotheuber, H. Seibert, München, 2009, S. 177-201 (S. 189); idem, Kooperation ohne Grenzen. Die
Wettiner, die Grafen Schlik und das sächsisch-böhmische Erzgebirge als Wirtschaftsregion, [in:] Terra - ducatus - marchionatus - regio:
die Bildung und Entwicklung der Regionen im Rahmen der Krone des Königsreichs Böhmen, Hrsg. L. Bobkovä, J. Zdichynec, Praha
2013, S. 210-225.
 
Annotationen