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Rocznik Historii Sztuki — 42.2017

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Huczmanová, Andrea: Die Stadt Joachimsthal und ihre Memorialkultur in 16. Jahrhundert: ein Beitrag zur Entstehung, Ikonographie und Auftraggebern der Bildepithapien aus der „Spitalskirche”
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https://doi.org/10.11588/diglit.39128#0097
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DIE STADT JOACHIMSTHAL UND IHRE MEMORIALKULTUR IN 16. JAHRHUNDERT...

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2. St. Joachimsthal, Joachimskirche, Portal mit dem Medailon von Stephan Schlick, nach 1536. Fot. A. Huczmanovà

Die erste nachweisbare Verleihung an eine konkrete Person taucht erst im „Buch der Verleihungen und
Bergwerkwasser 1518-1551“ auf, und zwar zugunsten von Hans Krentzing, der sie von Bastei Schreiner
übernahm. Dieses Buch, das sich auf ältere Eintragungen beruft, erbringt einen weiteren Beweis früherer
Verleihungen im hiesigen Revier. Zu den wichtigsten Quellen, die die Anfänge des Bergwesens in der
Region und die Gründung der Stadt reflektieren, zählen Mathesius Sarepta oder Bergpostil und ein frühes
Werk Georgio Agricolas, Bermannus sive de re metallica dialogus. Während Mathesius seine Sarepta mit
einer übersichtlichen Chronik in tabellarischer Form ergänzte, verlieh Agricola seinem Werk eine eher
literarische Form, indem er es als Causerie behandelte. Beide Werke reflektieren auch den blitzartigen
Bevölkerungszuwachs im Tal und die Veränderungen im dessen Ballungsgebiet.
Das Ballungsgebiet wurde auf das Gesuch der Brüder Stefan, Hieronymus, Heinrich, Lorenz und Wolf
durch eine Anordnung des böhmischen Königs Ludwig Jagiellonen am 6. Januar 1520 zur Bergstadt erhoben.
In diesem Privileg wird die Erhebung des Bergwerks zu einer Bergstadt deutlich mit folgenden Worten
markiert: „Im Untertheiniger damit bitlichen angelangt, wir Inen dass Perckwerch Joachimsthal, zur
einen fragen, gnendliglichen auszusetzen, unnd zurerheben geruchen...Inn Crafft dieses Briefs aussezen
unnd erheben, unnd wollen, dass es nun hinfuhrt, Kunstlig und ewiglich fuer ein trege Perckstadt gehalten
unnd genant werden soll“23. Noch im demselben Jahr wandten sich die Schlicks mit einem Gesuch um
Unterstützung der hiesigen Bergbautätigkeit und der Stadt an sächsische Herzoge, wodurch die Verbindungen
Schlicks mit den Wettinern noch gestärkt wurden. Auch die Region, in der die Staatsgrenzen eher imaginär
waren, bekam dadurch engere innere Verbindungen24. Die Unabhängigkeit der Schlicks vom böhmischen
Herrscher gewann eine weitere Dimension als der böhmische Landtag ihnen das Münzrecht verlieh. Es ging
um ein im Land bisher unbekanntes Präzedens. Hiervon zeugen die Reaktionen Ludwigs Jagiellonen und
dann auch Ferdinands von Habsburg, der diese grobe Anfechtung des königlichen Regals kaum glauben

23 Oblastni archiv (OA) Loket: fond Méstsky üfad Homi Slavkov, fascikl Korespondence s méstem Jächymovem, c. kart. 222
- Einen Beleg, dass das Tal des hl. Joachim zu einer Bergstadt ernannt wurde, stellt die erste gedruckte Ankündigung aus dem Jahr
1520; NA, VHÜ Jächymov, sign. X/6 - Das Original der Ankündigung wurde schon im Jahre 1525 wählend einer Aufstand in der Stadt
zerstört und mit einer neuen Urkunde ergänzt, die schon von der Kanzlei von Ferdinand Habsburg am 4. April 1528 herausgegeben
wurde. Dort lesen wir: „Unnd allen andern dj einer freyen Perckstad zuegeheren“.
24 SäHStA Dresden, GA, Loc. 7215/14, Fol, 55-56. Brief des Heinrich von Könneritz an Herzog Georg von Sachsen, 1520,
23. November; Vgl. ebd., Fol. 62-63, Der weitgehend gleich lautende Brief des Könneritz an Herzog; Vgl. ebd., Fol. 66. Brief Herzog
Heinrichs an Herzog Georg von Sachsen, 1520 November 25, Freiberg.
 
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