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Rocznik Historii Sztuki — 42.2017

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Huczmanová, Andrea: Die Stadt Joachimsthal und ihre Memorialkultur in 16. Jahrhundert: ein Beitrag zur Entstehung, Ikonographie und Auftraggebern der Bildepithapien aus der „Spitalskirche”
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https://doi.org/10.11588/diglit.39128#0103
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DIE STADT JOACHIMSTHAL UND IHRE MEMORIALKULTUR IN 16. JAHRHUNDERT...

103


9. St. Joachimsthal, Allerheiligenkirche, Hauptaltar.
http://www.pamatkyaprirodakarlovarska.cz/jachymov-kostel-vsech-svatych/

waren. Wahrscheinlich kam es hier nach einiger Zeit zu einer Kompilation mehrerer Elemente. Für diese
Hypothese sprechen nicht nur Unterschiede zwischen den benutzten Elementen, sondern auch die vertikale
Ausrichtung des Altars, die für das erste Drittel des 16. Jahrhunderts untypisch ist.
Auf dem heutigen Altar fehlen die barocken Holzskulpturen des. hl. Joachim und hl. Joseph, die
früher auf der „Predella“ standen. Weiter wurden zwei nicht näher bekannte Heilige aus dem Polyptychon
entfernt, die wie die Engelsfigur auf dem Bogenaufsatz wahrscheinlich aus der Barockzeit stammen. In die
Ecken des Polyptychons und des ersten Aufsatzes wurden geschnitzte Engelsköpfe in stilisierten Wolken
angebracht (9). (Die Qualität der zur Verfügung stehenden Fotografien genügt nicht, um die Schnitze-
reien besser zu identifizieren und sie zu bewerten.) Die Skulpturen auf dem Altar wurden offensichtlich
von der Familie Müller gestiftet, wofür die Inschrift auf dem Barockpodest des Altars spricht: „Gott
seiner Werthesten Mutter Maria zu gröserer Ehr, dan zu der Selig Verstorbenen Rosina Müllerin sonderer
Gedächtnus, haben Ihrer Leiblich hinter, Lassene zweij Kinder Jacob Müller und Anna Rosina Maderin
gebohrne Müllerin zu dem Altar diese auszstaffierte Statuen und Zirathen von eigen Kosten zu einer Voll
/ komenhiet ausführen lassen. Gut und Heylsamt ist dasz Obffer vor die abgestorben. 2. Machab. 12 Im
1681“. Dem Altar wurde die Memorialfunktion erst sekundär hinzugefügt. Dabei bleibt es offen, inwieweit
dazu seine starke Marienprägung mit der Szene Dormitio Mariae beitrug.
Ein integraler Bestandteil der Kirche sind die Bildepitaphe, die sich heute zum Teil in der Ausstellung
des Joachimsthaler Münzhauses befinden. Trotzdem wurde dieser für den tschechischen Raum gewis-
sermaßen einzigartigen Sammlung bis jetzt nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Das gilt auch für die
Schlussfolgerungen der Arbeiten von Michał Śronek und Ondrej Jakubec, deren Beiträge auch trotz ihres
Bestrebens, sich mit älteren Abhandlungen von Jarmila Vackovä auseinanderzusetzen, recht oberflächlich
sind45. Nichts Neues hat auch die Magisterarbeit von Tereza Zbornikovä gebracht, welche die grundlegen-

45 Jakubec, Kn vécné..., S. 21-22; idem, Malované renesancnt epitafy predbélohorské éry jako z rea dl o nàhozenského vyznänt,
[in:] Ument ceské reformace (1380-1620), Hrsg. K. Homickovà, M. Śronek, Praha 2010, S. 385-397.
 
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