begegneten. An Stelle des Symbols ist jetzt das charakteristische Spiel
der Hände getreten; und wenn zwar der Blick des innerlich Kom-
binierenden noch immer nicht darauf gerichtet erscheint, so fällt
dies doch hier nicht mehr als störender Widerspruch auf, weil beides
auch in Wirklichkeit gleichzeitig parallel nebeneinander hergehen
konnte. Die gleiche physische Annäherung zwischen Einzelfigur und
Freiraum durch Verflüchtigung der ersteren und Kondensierung des
letzteren lehrte uns die Betrachtung der Komposition der gleich-
zeitigen Gruppenporträte erkennen. Die reifste Stufe der Entwicklung
bezeichneten endlich Figuren von der Art, wie der Mann, der durch
eine geöffnete Tür hinausspäht (Tafel 88). Nun gibt es wieder ein
bestimmtes Ziel der Aufmerksamkeit (im vorliegenden Falle etwa
ein Hausflur), mit dem der Aufmerksame fest und unzweideutig zu
innerer Einheit verbunden ist, wie es bei den Romanen längst Regel
geworden war; aber jenes Ziel ist unsichtbar gemacht, so daß es sich
der Beschauer in der Vorstellung aus dem Erfahrungsbewußtsein zu
ergänzen hat; und desgleichen sind vom Subjekt nicht die äußeren
vermittelnden Organe des Aufmerkens (namentlich die Augen) zur
Darstellung gebracht, sondern bloß die Kehrseite gezeigt, diese aber
in solcher Charakterisierung, daß der Beschauer dadurch wiederum
im höchsten Maße angeregt wird, sich das »Aufmerken« der Figur
in der Vorstellung aus dem Erfahrungsbewußtsein zu ergänzen.
Damit war eben nichts anderes gemeint als mit jenen übrigen zahl-
reichen, anscheinend nichtssagend-bedeutungslosen Figuren, die in
den holländischen Bildern der vierziger und fünfziger Jahre des
XVII. Jahrhunderts so häufig wiederkehren: etwa mit dem »Angler«,
der zwar auf ein bestimmtes Objekt (den unsichtbaren Fisch) merkt,
aber im Beschauer wesentlich nichts anderes als die Vorstellung
gespanntester Erwartung wachruft; oder mit der »Näherin«, deren
winzige Stiche man völlig Ubersieht, weil der Beschauer vollständig
durch die Vorstellung des mit Uberzeugender Meisterschaft dar-
gestellten »Achtgebens« bei der Arbeit gefangengenommen wird.
Parallel damit begegneten wir in der gleichzeitigen Komposition an
der Einzelfigur einerseits dem höchsten packendsten Relief, zugleich
aber auch ihrer lockersten Auflösung im Freiraume; in der Gruppe
einerseits einer Retablierung der Linienkomposition in der Ebene,
zugleich aber auch einer Umwertung dieser Ebene aus einer ob-
jektiven geometrisch haptischen in eine subjektive optische.
der Hände getreten; und wenn zwar der Blick des innerlich Kom-
binierenden noch immer nicht darauf gerichtet erscheint, so fällt
dies doch hier nicht mehr als störender Widerspruch auf, weil beides
auch in Wirklichkeit gleichzeitig parallel nebeneinander hergehen
konnte. Die gleiche physische Annäherung zwischen Einzelfigur und
Freiraum durch Verflüchtigung der ersteren und Kondensierung des
letzteren lehrte uns die Betrachtung der Komposition der gleich-
zeitigen Gruppenporträte erkennen. Die reifste Stufe der Entwicklung
bezeichneten endlich Figuren von der Art, wie der Mann, der durch
eine geöffnete Tür hinausspäht (Tafel 88). Nun gibt es wieder ein
bestimmtes Ziel der Aufmerksamkeit (im vorliegenden Falle etwa
ein Hausflur), mit dem der Aufmerksame fest und unzweideutig zu
innerer Einheit verbunden ist, wie es bei den Romanen längst Regel
geworden war; aber jenes Ziel ist unsichtbar gemacht, so daß es sich
der Beschauer in der Vorstellung aus dem Erfahrungsbewußtsein zu
ergänzen hat; und desgleichen sind vom Subjekt nicht die äußeren
vermittelnden Organe des Aufmerkens (namentlich die Augen) zur
Darstellung gebracht, sondern bloß die Kehrseite gezeigt, diese aber
in solcher Charakterisierung, daß der Beschauer dadurch wiederum
im höchsten Maße angeregt wird, sich das »Aufmerken« der Figur
in der Vorstellung aus dem Erfahrungsbewußtsein zu ergänzen.
Damit war eben nichts anderes gemeint als mit jenen übrigen zahl-
reichen, anscheinend nichtssagend-bedeutungslosen Figuren, die in
den holländischen Bildern der vierziger und fünfziger Jahre des
XVII. Jahrhunderts so häufig wiederkehren: etwa mit dem »Angler«,
der zwar auf ein bestimmtes Objekt (den unsichtbaren Fisch) merkt,
aber im Beschauer wesentlich nichts anderes als die Vorstellung
gespanntester Erwartung wachruft; oder mit der »Näherin«, deren
winzige Stiche man völlig Ubersieht, weil der Beschauer vollständig
durch die Vorstellung des mit Uberzeugender Meisterschaft dar-
gestellten »Achtgebens« bei der Arbeit gefangengenommen wird.
Parallel damit begegneten wir in der gleichzeitigen Komposition an
der Einzelfigur einerseits dem höchsten packendsten Relief, zugleich
aber auch ihrer lockersten Auflösung im Freiraume; in der Gruppe
einerseits einer Retablierung der Linienkomposition in der Ebene,
zugleich aber auch einer Umwertung dieser Ebene aus einer ob-
jektiven geometrisch haptischen in eine subjektive optische.