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Rieser, Ferdinand
"Des Knaben Wunderhorn" und seine Quellen: ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Volksliedes und der Romantik — Dortmund: Fr. Wilh. Ruhfus, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.61345#0030
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zulassen, wo das Gute oder Schlechte sich vor dem Rechte des
Stärkeren hinausretiriren könne. Ein Hauptfehler Deiner Lieder
ist das Gegenteil von andrer Leute Unglück: Du magst vor
Reimen nicht zu Gedanken kommen, andre können ihre Gedanken
nicht reimen." In einem späteren Briefe erklärte Brentano, daß
Arnims Talente das Consistente fehle, dem seinigen das Flüssige.
Diese Urteile erklären, wie die Fertigstellung des ersten Bandes
von „Des Knaben Wunderhorn“ in so kurzer Spanne Zeit mög-
lich war; wie zutreffend sie auch für dieses Werk sind, bestätigen
unsere Untersuchungen vieler Bearbeitungen und Zusätze.
Nach Abschluß der beiden spätren Bände haben Brentano
und Arnim sich über ihre Änderungen, Arnim in Verteidiger-
stellung in mehreren Briefen sehr lebhaft ausgesprochen; wir
werden bei der Nachprüfung jener darauf einzugehen haben.
Ein leiser Ton des Tadels klingt aber schon aus einem Briefe,
den Brentano im September 1805 nach Frankfurt schrieb: Mit
einiger Verwunderung habe ich im 22. Bogen „Blühe liebes
Veilchen“ ganz von Dir verwandelt gefunden; sollte man uns
nicht den Titel „Alte deutsche Lieder“ vorwerfen dürfen?“
Zur Michaelismesse erschien der erste Band des „Wunder-
horns“ ; die Kritiken ließen nicht lange auf sich warten.
 
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