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Rieser, Ferdinand
"Des Knaben Wunderhorn" und seine Quellen: ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Volksliedes und der Romantik — Dortmund: Fr. Wilh. Ruhfus, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.61345#0275
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I. KAPITEL

VORBEREITUNG
Nach Herausgabe des ersten Bandes von des Knaben
Wunderhorn hielt sich Arnim noch zwei Monate in Heidelberg
und Frankfurt auf. Ende des Jahres 1805 reiste er nach der
Heimat ab. Die Fortsetzung und Vollendung des begonnenen
Werkes wurde durch die schweren Schicksalschläge aufgehalten,
die in dem folgenden Jahr über sein Vaterland hereinbrachen.
Der Weg führte Arnim über Schwäbisch-Hall, Nürnberg,
Gotha, Weimar und Jena. Goethe, in dem die ihm gewidmete
Sammlung teure Jugenderinnerungen auslösen mußte, gewährte
dem jungen Dichter und Sammler eine sehr günstige Aufnahme;
er war täglich mit ihm zusammen, lud ihn zu Tische und ging
sogar mit ihm nach Jena hinüber. Goethe notierte in seinem
Tagebuche im Anschlüße an diesen Besuch mehrere Male Studium
des Wunderhorns und Abfassung der Rezension; Arnim setzte
die Begegnung fort durch vier ausführliche Briefe, die er während
des Jahres 1806 an den verehrten Meister schrieb. Schon am
20. Februar konnte er in einem Nachtrage zu seinem ersten
Briefe für die Beurteilung des Wunderhorns danken.
Den Rest des Winters verbrachte Arnim in Berlin, das
Frühjahr bei Verwandten auf mecklenburgischen Gütern und in
Neustrelitz. Als er zu Beginn des Sommers wieder nach Süd-
deutschland aufgebrochen war, wurde er durch die Kriegswirren
bereits in Göttingen festgehalten. Er nahm an den Geschicken
seines Vaterlandes lebhaften Anteil, verteidigte mündlich und
schriftlich dessen Politik. In die Armee trat er zwar nicht ein,
doch hielt er sich in deren Nähe auf, teilte so ihr Geschick und
wurde in ihre Flucht verwickelt.

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