IV. KAPITEL
ÜBERSICHT DER DICHTUNGSGATTUNGEN
UND BEHANDLUNG DER DAZUGEHÖRIGEN
GEDICHTE
I. Gedichte des 15.—17. Jahr hunderts
Ritterliche Dichtungen
Die Stoffe dieser Lieder sind dem Gebiete der bretonischen
Sage, der großen Zahl der Neidharte und der Gattung der
Tagelieder entnommen, die sich durch so lange Zeit fortgepflanzt
hat. Sie haben in der Bearbeitung realistische Merkmale ver-
loren (vgl. schwere Wacht) und eine Ausschmückung mit Zusätzen
erhalten, die der charakteristischen Anschauung der alten und
neuen Romantiker vom Mittelalter angehören (vgl. „Wunderhorn“
und „Ringlein und Fähnlein“). Die Herausarbeitung und Be-
tonung der komischen Elemente,’ wie sie dem Neidhard zu teil
wurde, entspricht der gleichen Sinnesart und findet sich oft mit
ihr vereint. Stofflich gehört hierher die Romanze vom Staufen-
berger, wenn auch die zu Grunde liegende Bearbeitung aus einer
späteren Zeit stammt, in deren Geschmack weit ausgesponnene
gelehrte und moralische Betrachtungen lagen; diese mußten für
einen modernen Leser gekürzt werden. Gerade hier finden sich
die oben erwähnten Eigentümlichkeiten stark ausgeprägt. Dem-
selben Sagengebiet wie das Einleitungsgedicht „Des Knaben
Wunderhorn“ entstammen die Vorlagen zu „Ausgleichung“.
Dieses Gedicht ist aus der Verschmelzung zweier Meistergesänge
entstanden. Bei der Behandlung dieser tritt ein Zug stark
hervor, der sich auch sonst findet, nämlich die Idealisierung der
ÜBERSICHT DER DICHTUNGSGATTUNGEN
UND BEHANDLUNG DER DAZUGEHÖRIGEN
GEDICHTE
I. Gedichte des 15.—17. Jahr hunderts
Ritterliche Dichtungen
Die Stoffe dieser Lieder sind dem Gebiete der bretonischen
Sage, der großen Zahl der Neidharte und der Gattung der
Tagelieder entnommen, die sich durch so lange Zeit fortgepflanzt
hat. Sie haben in der Bearbeitung realistische Merkmale ver-
loren (vgl. schwere Wacht) und eine Ausschmückung mit Zusätzen
erhalten, die der charakteristischen Anschauung der alten und
neuen Romantiker vom Mittelalter angehören (vgl. „Wunderhorn“
und „Ringlein und Fähnlein“). Die Herausarbeitung und Be-
tonung der komischen Elemente,’ wie sie dem Neidhard zu teil
wurde, entspricht der gleichen Sinnesart und findet sich oft mit
ihr vereint. Stofflich gehört hierher die Romanze vom Staufen-
berger, wenn auch die zu Grunde liegende Bearbeitung aus einer
späteren Zeit stammt, in deren Geschmack weit ausgesponnene
gelehrte und moralische Betrachtungen lagen; diese mußten für
einen modernen Leser gekürzt werden. Gerade hier finden sich
die oben erwähnten Eigentümlichkeiten stark ausgeprägt. Dem-
selben Sagengebiet wie das Einleitungsgedicht „Des Knaben
Wunderhorn“ entstammen die Vorlagen zu „Ausgleichung“.
Dieses Gedicht ist aus der Verschmelzung zweier Meistergesänge
entstanden. Bei der Behandlung dieser tritt ein Zug stark
hervor, der sich auch sonst findet, nämlich die Idealisierung der