Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Rieser, Ferdinand
"Des Knaben Wunderhorn" und seine Quellen: ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Volksliedes und der Romantik — Dortmund: Fr. Wilh. Ruhfus, 1908

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.61345#0283
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II. KAPITEL

SELBSTKRITIK
Im entsprechenden Kapitel des ersten Teiles wurde in ge-
drängter Weise die Aufnahme geschildert, welche des Knaben
Wunderhorn bei Zeitgenossen und Geschichtschreibern fand.
Wir haben dabei auch erwähnt, wie Arnim sich gegen die
Vorwürfe wegen der freien Bearbeitung der Texte wehrte. Viel
offener und freier sprachen sich die- Freunde über die von ihnen
neu eingerichteten und geänderten Lieder in ihren Briefen aus,
besonders nach Abschluß ihres Werkes. Brentano war es, der
zur Zurückhaltung mahnte; Arnim suchte sein freies Verhalten
den Quellen gegenüber sehr ausführlich zu begründen und zu
rechtfertigen. Wir geben die betreffenden Briefstellen hier wieder,
schicken aber charakteristische Stellen aus Schreiben beider an
Goethe voraus:
Arnim schrieb nach Veröffentlichung der beiden letzten
Bände: „ . . . . Wir legen Ihnen die beiden letzten Bände
des Wunderhorns mit Furcht und Zutrauen vor, die Furcht ist
erklärlich, unser Zutrauen entsteht aber aus der Überzeugung,
keinen Fleiß gespart zu haben und nicht unglücklich im Entdecken
gewesen zu seyn. Über manches haben wir ärger gestritten als
die Babylonischen Bauleute, so daß wir einander wenig verziehen
und nachgegeben haben.“*)
Als auf diese Sendung Goethe sich nicht zu einer Rezension
herbeiließ, schrieb ihm Brentano von Landshut im Februar 1809:

*) Goethe und die Romantik. Briefe mit Erläuterungen. Herausg. von
Carl Schüddekopf und 0. Walzel. TT. S. 133. Weimar 1899 — Schriften
der Goethe-Gesellsch. 14. Bd.
 
Annotationen