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Rieser, Ferdinand
"Des Knaben Wunderhorn" und seine Quellen: ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Volksliedes und der Romantik — Dortmund: Fr. Wilh. Ruhfus, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.61345#0082
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66

Des Knaben Wunderhorn

Um den fragmentarischen Charakter der Romanze zu be-
seitigen, wurde ihr ein neuer Schluß angehängt:
W. Fort sprengt der Knab bergan,
10 Ließ in der Kaiserin Hand
Das Horn, so weltbekannt;
Ein Druck von ihrem Finger,
O süßes hell Geklinge.
Das Gedicht leitet den 1. Band der Sammlung ein, die als neues
Horn unser Vaterland mit dem süßen Schalle der alten deutschen
Lieder erfüllen soll.

Einzelne Änderung
0. 1—4 W.
Ein Knabe kam
Lieblich und schön
Auf einem schnellen Roß
In König Arthur’s Schloß.

1. Ein Knab auf schnellem Roß
Sprengt auf der Kaisrin Schloß,
Das Roß zur Erd sich neigt,
Der Knab sich zierlich beugt.
2. Wie lieblich, artig, schön,
Die Frauen sich ansehn.

W. 103. Gr. 67. ABT NEITHARDS UND SEINER MÜNCHE
CHOR
Manuscript Neithards des Minnesängers, sämtl. Streiche mit
den Bauern enthaltend, in meiner Bibliothek. C. Brentano.
Die von dem Bearbeiter benützte Handschrift (Cod. germ.
Berol. 4°. 764, von Haupt in seiner Ausgabe des Neithard als
f bezeichnet) überliefert unser Lied in einer sehr verderbten Ge-
stalt, die, wie aus dem Verfall des Strophenbaues und des Ersatzes
der Reime durch bloße Assonanzen zu schließen ist, nicht auf
eine schriftliche Vorlage zurückgeht, sondern auf mündlicher Über-
lieferung beruht. Einen viel besser erhaltenen Text hiervon bietet
der alte Neithard-Druck (a. Dr.), der von von der. Hagen in
Minnesinger III. S. 302 wiedergegeben ist. Darnach war das
Lied in 16 Strophen zu 9 Versen gegliedert; bei der Ähnlich-
keit der Stollen und des Abgesangs ist es leicht begreiflich,
daß in der jüngern Form der Überlieferung die Strophen in solche
von 3 Versen zersungen sind. Nur der Umstand, daß je die
 
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