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II. Eine Polarisierung und ihr Ende:
Athena zwischen Athen und Korinth

Unter den Gottheiten auf griechischen Münzen spielte Athena eine Sonderrolle. Das
Erscheinungsbild keiner anderen Gottheit wurde derart nachhaltig von den Münzen
einzelner Prägestätten bestimmt wie das Bild Athenas von den Münzen Athens und
Korinths. Diese beiden Poleis legten sich bereits in archaischer Zeit auf ihr jeweili-
ges Bild der Göttin fest und behielten, ungeachtet des allgemeinen Neuerungsdran-
ges in der griechischen Münzprägung des 5. und 4. Jahrhunderts, ihre Bildtypen bis
in hellenistische Zeit fast unverändert bei. Die ikonographische Zuweisbarkeit des
jeweiligen Athena-Kopfes wurde durch die konsequente Verwendung eines jeweils
eigenen Helmtyps erreicht: Der attische Helm kennzeichnete Athena über einen
langen Zeitraum ebenso eindeutig als die Vertreterin Athens, wie der korinthische
Helm sie als die Repräsentantin Korinths auswies.
Zu untersuchen ist, wie es zu dieser typologischen Polarisierung kam und wie die
Münzen Athens und Korinths im Verlauf des 5. und 4. Jahrhunderts das Bild der
Göttin in der griechischen Münzprägung beeinflußten.

Abgrenzung: Das Einsetzen der Athena-Münzen in Athen und Korinth
im 6. Jahrhundert
In Athen ging man sehr wahrscheinlich in den zwanziger Jahren des 6. Jahrhunderts
dazu über, das Haupt der Athena auf die Münzen zu setzen: Damals wurden die
wahrscheinlich um die Mitte des 6. Jahrhunderts unter Peisistratos eingeführten
»Wappenmünzen« durch Tetradrachmen - mit zunächst wenigen Unternominalen -
abgelöst, die auf der Vorderseite das Haupt Athenas und auf der Rückseite die Eule
und die Legende A0E zeigen (Taf. 1, l)23. Athena trägt von Beginn an den ausgebil-
deten attischen Helm mit Nacken- und Stimschutz, wie er sich in der attischen
Vasenmalerei seit den dreißiger Jahren des 6. Jahrhunderts durchsetzte24. Da das
Haupt der Göttin, welches man offenbar so groß wie möglich darstellen wollte, das
Münzrund weitgehend ausfüllt, ragt der Helmbusch, anders als es in den Vasenbil-
dern die Regel ist, nicht hoch auf, sondern liegt eng an der Kalotte an. Der attische
Helm wurde in spätarchaischer Zeit in allen Gattungen der attischen Bildkunst zum
signifikanten Merkmal der Göttin25. Ihr dergestalt als athenisch gekennzeichnetes
Bild erfuhr nicht nur über Vasendarstellungen weite Verbreitung, sondern wurde seit

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