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III. Bildbedarf und Abgrenzungszwang:
Demeter, Zeus und Hera auf
peloponnesischen Münzen

Im Falle Athenas ergaben sich im 5. und 4. Jahrhundert weitreichende ikonographi-
sche Abhängigkeiten zwischen den Münzbildern verschiedener Prägestätten. Der
Grund lag darin, daß das Bild der Göttin in der griechischen Münzprägung über
einen langen Zeitraum maßgeblich von den ungewöhnlich weit verbreiteten Münzen
und damit Münzbildern vor allem Athens, aber auch Korinths geprägt wurde. Bei
anderen Gottheiten war der Ausstrahlungsradius einzelner Bildtypen deutlich gerin-
ger, ergaben sich aber, wenn auch in bescheidenerem Rahmen, durchaus ebenfalls
ikonographische Abhängigkeiten. Im folgenden soll der Frage nach solchen Quer-
verbindungen für einen begrenzten geopolitischen Raum nachgegangen werden: die
Peloponnes. Anlaß zum Nachfragen gibt der bemerkenswerte Umstand, daß sich im
4. Jahrhundert mit Demeter, Zeus und Hera dieselben drei Gottheiten auf den Mün-
zen verschiedener peloponnesischer Staaten zugleich finden.
Die Münzprägung auf der Peloponnes erfuhr in den sechziger Jahren des
4. Jahrhunderts einen deutlichen Aufschwung. Dieser ist offenkundig mit den politi-
schen Selbständigkeitsbestrebungen zu verbinden, die sich nach dem Zusammen-
bruch der spartanischen Vormachtstellung bei Leuktra 371 vor allem in Achaia,
Messenien und Arkadien artikulierten107. Augenfälligstes Zeichen des Aufblühens
der peloponnesischen Münzprägung ist - abgesehen vom Neu- oder Wiedereinset-
zen kleinerer Nominale in etlichen Städten - der Umstand, daß mehrerenorts mit der
Emission von Stateren begonnen wurde. Statere waren zuvor lediglich in Elis und
Sikyon geprägt worden; nunmehr kamen der Achäische und der Arkadische Bund,
Messene, Argos, Pheneos und Stymphalos und hinzu108.
Innerhalb nur eines Jahrzehnts standen auf der Peloponnes somit mehrere Staaten
vor der Aufgabe, für ihre neuen Großsilbermünzen individuelle Bilder der jeweils
repräsentativen Gottheit/en zu kreieren. Es gibt zwei Indizien, die darauf deuten,
daß man hierbei zum Teil nicht unabhängig voneinander verfuhr. Zum einen bedien-
te man sich zweimal - bei den Göttinnen-Köpfen auf den Münzen von Messene und
Pheneos - desselben Vorbildes. Zum anderen finden sich mit den Köpfen von Deme-
ter, Hera und Zeus dieselben Motive auf den neuen Münzen gleich mehrerer pe-
loponnesischer Prägestätten. Da sich aber die jeweils motivgleichen Bilder in der
Detailgestaltung auffallend voneinander unterscheiden, liegt die Frage nahe, in wel-
chen Fällen sich als Erklärung hierfür die Absicht wahrscheinlich machen läßt, das
eigene Münzbild von demjenigen eines Konkurrenten abzugrenzen.

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