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überall dort, wo die pheneatischen Münzen umliefen151: daß also das angemessene
Verständnis des Münzbildes nicht in dem Maße gewährleistet war, wie es die Ver-
breitung der Statere erforderte. Der Grund für die Aufgabe der Nymphe ist am
ehesten in ihrem mangelnden Bekanntheitsgrad zu suchen152.
Beim Bild der Demeter mit Ährenkranz konnten sich solche Verständnisschwie-
rigkeiten nicht ergeben. Mit der Wahl Demeters folgte Pheneos den Gepflogenhei-
ten der übrigen peloponnesischen Münzstätten, die - im Gegensatz etwa zu zahlrei-
chen Münzstätten Mittelgriechenlands - ausnahmslos das Haupt ihrer jeweils favo-
risierten olympischen Gottheit auf die Vorderseiten ihrer Großsilbermünzen setzten.
Erstaunlich ist, daß die Zufügung eines kleinen Details, der Ähre, genügte, um den
Göttinnenwechsel hinreichend zu markieren. Daß man ansonsten aber an der einmal
adaptierten Ikonographie festhielt, zeugt besonders deutlich von der außerordentli-
chen Überzeugungskraft der Bildschöpfung des Euainetos.

Attraktivität und Deutungsspielraum: Gründe für die Beliebtheit der
Euainetos-Arethusa
Zu fragen ist nun nach den Gründen für die weitreichende Rezeption und überhaupt
Rezipierbarkeit der Arethusa des Euainetos.
Diese Frage wird, sofern überhaupt gestellt, allgemein mit dem Verweis auf den
ästhetischen Reiz des Bildes beantwortet153. Hierin liegt in der Tat zweifellos einer
der Gründe. Das jugendliche Haupt der Nymphe mit dem großflächigen, weich
bewegten Gesicht, den großen Augen, der geraden Nase und dem kleinen, aufgewor-
fenen Mund; sodann mit dem bei aller Lockenfülle übersichtlich geordneten Haar,
welches durch die auseinanderstrebenden Kranzblätter, die die gegenläufige Bewe-
gung der nach hinten gekämmten Haarwellen auffangen, zusätzlich strukturiert ist;
schließlich mit dem dezent eingesetzten Schmuck: dieses Bild traf offenbar noch
drei Jahrzehnte nach seiner Entstehung recht genau das Schönheitsideal der Zeit.
Begünstigend kam sicherlich hinzu, daß das als Vorlage dienende syrakusanische
Bild auf einem ungewöhnlich großen, auf der Peloponnes ungebräuchlichen Silber-
nominal zu sehen war, wobei Euainetos die Möglichkeiten, die große Bildfläche zur
feinen Ausarbeitung auch kleiner Details bot, meisterhaft genutzt hatte. Dies ließ die
künstlerische Qualität seines Werkes zusätzlich zutage treten.
Daneben hat man gelegentlich auch politische Gründe in Erwägung gezogen. So
wurde etwa aus der Existenz von engeren Beziehungen zwischen den opuntischen
Lokrem und Dionysios I. geschlossen, die Lokrer hätten das syrakusanische Münz-
bild übernommen, um ihre Affinität zu Dionysios zu bekunden; dieselbe Motivation
habe möglicherweise auch die Messenier bei der Gestaltung ihres Vorderseitenbil-
des geleitet154. Es sprechen indes prinzipielle Einwände dagegen, das Aufgreifen des
syrakusanischen Münzbildes auf die politische Ebene zu verlagern. Zum einen zeigt
der Umstand, daß sich der Euainetos-Entwurf gerade bei den direkten Gegnern

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