Vorwort und Dank
Seit dem Erscheinen des ersten Bandes dieser Monographie, der
den kritischen Werkkatalog enthält, sind mehr als vier Jahre ver-
gangen. Es gibt einige Gründe, die diese nicht vorhersehbare Ver-
zögerung erklären. Der wichtigste von ihnen war die mir anver-
traute Organisation und Durchführung einer monographischen
Ausstellung, die 2001 in Padua und in Dresden gezeigt werden
konnte und die eine unaufschiebbare Möglichkeit bot, maßgebli-
che Gemälde und Zeichnungen erstmalig zusammen zu führen
und einem größeren Publikum nahe zu bringen. Sie vereinte
Werke, die bis dahin in unzugänglichen Privatsammlungen oder
in Museen verborgen oder wenig beachtet waren. Eine unmittel-
bare Folge der durch die Ausstellung bewirkten Resonanz in den
Medien war die Bereicherung des GEuvres um wichtige Werke. Sie
sind so zahlreich, daß sie einen Nachtragskatalog erforderlich
machten, der in den zweiten Band integriert wurde.
Ein weiterer Grund für die Verzögerung ergab sich aus der
Überarbeitung und Aktualisierung des 1991 abgeschlossenen Ma-
nuskriptes, die mit jedem Jahr, das seitdem vergangen war, einen
höheren Zeitaufwand erforderte. Die Forschungen über die Kunst
des 18. Jahrhunderts und das Interesse an dieser Epoche haben in
den letzten zehn Jahren beständig zugenommen, und erfreulicher-
weise gilt das nicht nur für die Quantität, sondern auch für die
Qualität, und zwar in allen Ländern, die für meine Untersuchun-
gen von Belang waren. Besonders betroffen waren und sind von
dieser immer noch aktuellen Konjunktur des 18. Jahrhunderts die
für Mengs’ Wirken entscheidenden Schauplätze Rom und Madrid.
Intensiv beforscht wurde im vergangenen Jahrzehnt aber auch der
kulturelle Kosmos des sächsisch-polnischen Hofes. Hinzu kommt,
daß dank der interdisziplinären Studien des letzten Jahrzehnts die
Erschließung von Quellen und Zeugnissen zum 18. Jahrhundert
insgesamt zugenommen hat und dies ermöglicht heute Antworten
auf Fragen, die früher nicht gegeben werden konnten. Die Studien
zur europäischen Aufklärung haben das Bild von dieser Epoche so
gründlich verändert, daß viel von dem, was vor zehn Jahren noch
Vermutung oder These war, nun durch Fakten erhärtet oder auf
eine neue Grundlage gestellt wurde.
Die Rekonstruktion der unterschiedlichen kulturellen Gefüge,
in die sich Mengs’ Lebens- und Schaffensphasen einbetten, wäre
ohne die Berücksichtigung dieser »neuen« Quellen und Zeugnisse
nicht möglich gewesen. Nicht nur die Ergebnisse, sondern auch
die neuen methodischen Ansätze der Forschungen zum 18. Jahr-
hundert mußten in die Monographie eingebracht werden, was in
manchen Fällen zur Revision früherer Positionen führte. Diese
»Nachbesserungen«, von denen viele den Nachbardisziplinen und
der internationalen Forschung verdankt werden, halfen dabei, Lü-
cken zu schließen, die durch eigene Recherchen kaum zu beseiti-
gen gewesen wären.
Neben den Werken bilden die Zeugnisse zur Biographie den
zweiten Block von Realien, auf die sich diese Monographie stützt,
in der es darum geht, den kulturellen und künstlerischen Kontext
einzubeziehen, in dem sich Mengs’ Tätigkeit als Künstler und
Kunstschriftsteller vollzog und an dessen Prägung er Anteil hatte.
Die Berücksichtigung der Lebensverhältnisse und der durch die
Korrespondenz und die Dokumente belegbaren Kontakte erfor-
derten eine Perspektive, die über die kunsthistorische »Monogra-
phie« - lange Zeit verstanden als eine isolierende Darstellung des
Wirkens eines Einzelnen - hinausgeht. Angesichts der sehr unter-
schiedlichen Welten, an denen Mengs partizipiert hat, lassen sich
diese Verflechtungen nur mit einem weiter ausgreifenden biogra-
phisch-chronologischen Verfahren adäquat darstellen. Daher wa-
ren neben den kunsthistorischen Fragestellungen, d.h. Werkent-
wicklung und Werkgenese, äußere Bedingungen, künstlerische
Beziehungen und Abhängigkeiten und ihre Auswirkungen, auch
die Aspekte der Biographie einzubeziehen, die Einblick in die in-
dividuelle und epochale Lebenswirklichkeit geben und mit deren
Hilfe die durch Quellen und Zeugnisse belegten Verflechtungen
dingfest gemacht werden können. Ursprünglich als Entlastung für
den Text gedacht, mutierte die biographische Dokumentation da-
her immer mehr zu einem eigenwertigen Bestandteil der Mono-
graphie, der ein an öffentlichen Funktionen und privaten Ereignis-
sen reiches Leben dokumentiert und der oft genug auch das Werk
kommentiert. Obwohl die Vollständigkeit der Dokumentation we-
der erstrebenswert noch erreichbar ist, stellt dieses Material in sei-
ner Gesamtheit den repräsentativen Querschnitt einer Biographie
dar, die in ihrer Unruhe und Bewegtheit für das 18. Jahrhundert
nicht einmalig ist, die aber deutlich aus der Masse der damaligen
Lebensläufe herausragt.
Die aufgrund der Fülle des Materials und der Komplexität der
Bezüge oft mühsame Beschäftigung mit dem schwer zugänglichen
und oft auch spröden CEuvre dieses Künstlers und mit seinen
Prinzipien und Eigenarten, d. h. auch mit dem Gedankengebäude,
das dahinter steht und schließlich mit der Person und ihrem intel-
lektuellen Habitus sowie den charakterlichen Eigenarten erzwang
eine Art der Identifikation, die im Rückblick durchaus zwiespältig
erscheint. Einerseits ging es darum, diese Monographie als eine
Aufgabe zu akzeptieren, die eine lebenslange Arbeit erforderlich
machte. Auf der anderen Seite ermöglichten es die durch das Le-
ben und die Berufstätigkeit verursachten Zäsuren, Abstand vom
Gegenstand zu gewinnen, neue Fragestellungen zu entwickeln
und immer wieder neu »Maß zu nehmen«.
Die Fertigstellung eines solchen Werkes bedarf des Rückblicks
auf seine Anfänge und auf seinen Verlauf und des Dankes an die-
jenigen, die diese Arbeit durch vielfältige Hilfen und Anregungen
sowie durch Ratschläge und Kritik begleitet und gefördert haben.
Es war eine glückliche Fügung, daß meine Forschungen, die kei-
nem der klassischen und für die akademische Laufbahn prädesti-
nierenden Thema galten, mir nach Umwegen schließlich doch
noch den Weg in die Universität geöffnet haben. Mein Dank hier-
für gilt Detlef Heikamp, Norbert Miller, Jörg Traeger und Wolf-
gang Wolters, die sich dafür eingesetzt haben, daß die Technische
Universität Berlin diese Arbeit 1991 als Habilitationsschrift ange-
nommen hat. Den Erfahrungen und den Jahren der Lehre an der
TU Berlin und an der LMU München verdanke ich eine für dieses
Langzeitprojekt wesentliche Horizonterweiterung, die zu einer
distanzierten Einschätzung der für eine solche Arbeit primären
Konfrontation mit den Realien führte. Das Bewußtsein vom stets
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Seit dem Erscheinen des ersten Bandes dieser Monographie, der
den kritischen Werkkatalog enthält, sind mehr als vier Jahre ver-
gangen. Es gibt einige Gründe, die diese nicht vorhersehbare Ver-
zögerung erklären. Der wichtigste von ihnen war die mir anver-
traute Organisation und Durchführung einer monographischen
Ausstellung, die 2001 in Padua und in Dresden gezeigt werden
konnte und die eine unaufschiebbare Möglichkeit bot, maßgebli-
che Gemälde und Zeichnungen erstmalig zusammen zu führen
und einem größeren Publikum nahe zu bringen. Sie vereinte
Werke, die bis dahin in unzugänglichen Privatsammlungen oder
in Museen verborgen oder wenig beachtet waren. Eine unmittel-
bare Folge der durch die Ausstellung bewirkten Resonanz in den
Medien war die Bereicherung des GEuvres um wichtige Werke. Sie
sind so zahlreich, daß sie einen Nachtragskatalog erforderlich
machten, der in den zweiten Band integriert wurde.
Ein weiterer Grund für die Verzögerung ergab sich aus der
Überarbeitung und Aktualisierung des 1991 abgeschlossenen Ma-
nuskriptes, die mit jedem Jahr, das seitdem vergangen war, einen
höheren Zeitaufwand erforderte. Die Forschungen über die Kunst
des 18. Jahrhunderts und das Interesse an dieser Epoche haben in
den letzten zehn Jahren beständig zugenommen, und erfreulicher-
weise gilt das nicht nur für die Quantität, sondern auch für die
Qualität, und zwar in allen Ländern, die für meine Untersuchun-
gen von Belang waren. Besonders betroffen waren und sind von
dieser immer noch aktuellen Konjunktur des 18. Jahrhunderts die
für Mengs’ Wirken entscheidenden Schauplätze Rom und Madrid.
Intensiv beforscht wurde im vergangenen Jahrzehnt aber auch der
kulturelle Kosmos des sächsisch-polnischen Hofes. Hinzu kommt,
daß dank der interdisziplinären Studien des letzten Jahrzehnts die
Erschließung von Quellen und Zeugnissen zum 18. Jahrhundert
insgesamt zugenommen hat und dies ermöglicht heute Antworten
auf Fragen, die früher nicht gegeben werden konnten. Die Studien
zur europäischen Aufklärung haben das Bild von dieser Epoche so
gründlich verändert, daß viel von dem, was vor zehn Jahren noch
Vermutung oder These war, nun durch Fakten erhärtet oder auf
eine neue Grundlage gestellt wurde.
Die Rekonstruktion der unterschiedlichen kulturellen Gefüge,
in die sich Mengs’ Lebens- und Schaffensphasen einbetten, wäre
ohne die Berücksichtigung dieser »neuen« Quellen und Zeugnisse
nicht möglich gewesen. Nicht nur die Ergebnisse, sondern auch
die neuen methodischen Ansätze der Forschungen zum 18. Jahr-
hundert mußten in die Monographie eingebracht werden, was in
manchen Fällen zur Revision früherer Positionen führte. Diese
»Nachbesserungen«, von denen viele den Nachbardisziplinen und
der internationalen Forschung verdankt werden, halfen dabei, Lü-
cken zu schließen, die durch eigene Recherchen kaum zu beseiti-
gen gewesen wären.
Neben den Werken bilden die Zeugnisse zur Biographie den
zweiten Block von Realien, auf die sich diese Monographie stützt,
in der es darum geht, den kulturellen und künstlerischen Kontext
einzubeziehen, in dem sich Mengs’ Tätigkeit als Künstler und
Kunstschriftsteller vollzog und an dessen Prägung er Anteil hatte.
Die Berücksichtigung der Lebensverhältnisse und der durch die
Korrespondenz und die Dokumente belegbaren Kontakte erfor-
derten eine Perspektive, die über die kunsthistorische »Monogra-
phie« - lange Zeit verstanden als eine isolierende Darstellung des
Wirkens eines Einzelnen - hinausgeht. Angesichts der sehr unter-
schiedlichen Welten, an denen Mengs partizipiert hat, lassen sich
diese Verflechtungen nur mit einem weiter ausgreifenden biogra-
phisch-chronologischen Verfahren adäquat darstellen. Daher wa-
ren neben den kunsthistorischen Fragestellungen, d.h. Werkent-
wicklung und Werkgenese, äußere Bedingungen, künstlerische
Beziehungen und Abhängigkeiten und ihre Auswirkungen, auch
die Aspekte der Biographie einzubeziehen, die Einblick in die in-
dividuelle und epochale Lebenswirklichkeit geben und mit deren
Hilfe die durch Quellen und Zeugnisse belegten Verflechtungen
dingfest gemacht werden können. Ursprünglich als Entlastung für
den Text gedacht, mutierte die biographische Dokumentation da-
her immer mehr zu einem eigenwertigen Bestandteil der Mono-
graphie, der ein an öffentlichen Funktionen und privaten Ereignis-
sen reiches Leben dokumentiert und der oft genug auch das Werk
kommentiert. Obwohl die Vollständigkeit der Dokumentation we-
der erstrebenswert noch erreichbar ist, stellt dieses Material in sei-
ner Gesamtheit den repräsentativen Querschnitt einer Biographie
dar, die in ihrer Unruhe und Bewegtheit für das 18. Jahrhundert
nicht einmalig ist, die aber deutlich aus der Masse der damaligen
Lebensläufe herausragt.
Die aufgrund der Fülle des Materials und der Komplexität der
Bezüge oft mühsame Beschäftigung mit dem schwer zugänglichen
und oft auch spröden CEuvre dieses Künstlers und mit seinen
Prinzipien und Eigenarten, d. h. auch mit dem Gedankengebäude,
das dahinter steht und schließlich mit der Person und ihrem intel-
lektuellen Habitus sowie den charakterlichen Eigenarten erzwang
eine Art der Identifikation, die im Rückblick durchaus zwiespältig
erscheint. Einerseits ging es darum, diese Monographie als eine
Aufgabe zu akzeptieren, die eine lebenslange Arbeit erforderlich
machte. Auf der anderen Seite ermöglichten es die durch das Le-
ben und die Berufstätigkeit verursachten Zäsuren, Abstand vom
Gegenstand zu gewinnen, neue Fragestellungen zu entwickeln
und immer wieder neu »Maß zu nehmen«.
Die Fertigstellung eines solchen Werkes bedarf des Rückblicks
auf seine Anfänge und auf seinen Verlauf und des Dankes an die-
jenigen, die diese Arbeit durch vielfältige Hilfen und Anregungen
sowie durch Ratschläge und Kritik begleitet und gefördert haben.
Es war eine glückliche Fügung, daß meine Forschungen, die kei-
nem der klassischen und für die akademische Laufbahn prädesti-
nierenden Thema galten, mir nach Umwegen schließlich doch
noch den Weg in die Universität geöffnet haben. Mein Dank hier-
für gilt Detlef Heikamp, Norbert Miller, Jörg Traeger und Wolf-
gang Wolters, die sich dafür eingesetzt haben, daß die Technische
Universität Berlin diese Arbeit 1991 als Habilitationsschrift ange-
nommen hat. Den Erfahrungen und den Jahren der Lehre an der
TU Berlin und an der LMU München verdanke ich eine für dieses
Langzeitprojekt wesentliche Horizonterweiterung, die zu einer
distanzierten Einschätzung der für eine solche Arbeit primären
Konfrontation mit den Realien führte. Das Bewußtsein vom stets
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